Kultur


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Achternbusch Der Mensch - Tragik und Komik

Die Mutter war "eine sportliche Schönheit", der Vater "leger", ein "Spaßvogel". So beschreibt Herbert Achternbusch einmal seine Eltern. Ein andermal sagt er: "Mein Vater war a Sau und meine Mutter a Nazi." Ein Jahr vor dem Zweiten Weltkrieg kommt er unehelich in München zur Welt, am 23. November 1938. Sein Name ist Herbert Schild.

Stand: 01.04.2019 | Archiv

Herbert Achternbusch | Bild: picture-alliance/dpa

Die beste Kurzversion seines Lebens liefert der Universalkünstler selbst.

"Ich musste 1938 auf die Welt kommen, nachdem ich mir meine Eltern schon ausgesucht hatte. Meine Mutter war eine sportliche Schönheit vom Land, die sich nur in der Stadt wohlfühlte. Mein Vater war sehr leger und trank gern, er war ein Spaßvogel. Kaum auf der Welt, suchten mich Schulen, Krankenhäuser und alles Mögliche heim. Ich leistete meine Zeit ab und bestand auf meiner Freizeit. Ich schrieb Bücher, bis mich das Sitzen schmerzte. Dann machte ich Filme, weil ich mich bewegen wollte. Die Kinder, die ich habe, fangen wieder von vorne an. Grüß Gott!"

Lebenslauf à la Achternbusch

Selbstmord der Mutter

Tragik, die nur mit Komik zu ertragen ist. Das ist nicht nur ein Motto des Künstlers Achternbusch, sondern könnte auch seinen Werdegang überschreiben. Die geliebte Mutter Luise begeht 1943 Selbstmord, der fünfjährige Herbert Schild wächst fortan bei seiner Großmutter im Bayerischen Wald auf. Diese habe entweder billige Liebesromane gelesen oder über ihren toten Sohn Herbert geweint. "Nicht einmal einen eigenen Namen hab ich gekriegt, ich musste den Namen eines Toten tragen."

"Du hast keine Chance, aber nutze sie!"

Achternbusch

Erst 1960 wird er von seinem leiblichen Vater, einem Zahnarzt, adoptiert. Erst ab da trägt er den Namen Achternbusch. Die Erlebnisse mit dem Vater, mit dem er als Kind zumeist im Tierpark war, hat er unter anderem in "Der Atlantikschwimmer" verarbeitet. Nach dem Abitur in Cham (1960) studiert Achternbusch kurz an der Pädagogischen Hochschule in München-Pasing, wechselt dann aber nach Nürnberg, wo er sich an der Kunstakademie einschreibt. Drei Semester studiert er zudem an der Akademie der Bildenden Künste in München.

Herbert Achternbusch: "Hoffnungslosigkeit war mein Elixier"

Die Muse Annamirl

Er schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durch, etwa als Zigarettenverkäufer auf dem Oktoberfest - wie Sepp Bierbichler in "Bierkampf" von 1976. Achternbusch hat schließlich schon mit Anfang 20 eine Familie zu versorgen. Tochter Eva kommt 1959 zur Welt, eine Mitschülerin von Schild/Achternbusch ist die Mutter. 1962 heiratet er seine Kommilitonin Gerda. Vier Kinder haben die beiden, sie verdient das Geld, er kocht das Mittagessen für die Kinder.

"Einen Abend ohne Wirtshaus finde ich gottlos!"

Achternbusch

Achternbusch verlässt Gerda samt Familie für Annamirl Bierbichler, sie ist die Schwester von Sepp. Der Ambacher Schauspieler ist Freund, Weggefährte und häufig Darsteller in Achternbusch-Filmen und -Theaterstücken. Eine Zeitlang lebt auch Achternbusch in Ambach im legendären Fischerwirt, der Bierbichler-Gastwirtschaft am Starnberger See. Doch die Männer-Freundschaft zerbricht - auch die Beziehung zu Annamirl geht daran zugrunde. Dabei ist sie Achternbuschs liebste Schauspielerin, seine Muse. Als sie Jahre später an Krebs stirbt, trauert Achternbusch auf seine Art - er geht erst einen Tag nach der Beerdigung zum Grab, malt anschließend ein Porträtbild von seiner großen Liebe.

Gegen den "Imperialismus der Vernunft"

Künstlerisch wird Achternbuschs Malerei in den 60ern verdrängt durch die Schriftstellerei. Unter anderem Martin Walser soll ihn zum Schreiben ermuntert habe, dieser vermittelt ihn auch zum Suhrkamp Verlag. Der Erstlingsroman "Die Alexanderschlacht" (1971) schlägt gleich als bahnbrechend für die junge deutsche Literatur ein. Die Achternbusch-Filme finden weniger Beachtung, auch wenn er zeitweise eng mit Film-Ikonen wie Margarethe von Trotta, Volker Schlöndorff oder Werner Herzog zusammenarbeitet. Als eigentlich bedeutender Vertreter des Autorenkinos der 70er bleibt er Außenseiter - und will es auch so. Kaum Budgets, kaum Publikum und dennoch pausenlos voller Schaffenskraft. Und dabei arbeitet das Multitalent ständig gegen den "Imperialismus der Vernunft".

Achternbusch lebt abwechselnd in München und in seinem Haus im österreichischen Waldviertel.

"In Bayern möchte ich nicht einmal gestorben sein."

Achternbusch


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