Kultur - Film und Serie


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Percy Adlon Bayerischer Filmemacher im Exil

Nur eine Handvoll deutscher Regisseure arbeitet in Hollywood. Percy Adlon ist einer von ihnen. "Zuckerbaby" und "Out of Rosenheim" machten ihn international bekannt. Arbeiten an der Oper und seine Dokumentarfilme locken ihn immer wieder in die Heimat - oder sein letzter Kinofilm "Mahler auf der Couch".

Stand: 02.03.2011 | Archiv

Percy Adlon bei Dreharbeiten | Bild: picture-alliance/dpa

Dort, wo Percy Adlon heute wohnt, trafen sich während des Zweiten Weltkriegs die deutschen Emigranten. Pacific Palisades, Los Angeles, Kalifornien. Thomas Mann und Lion Feuchtwanger residierten um die Ecke. Seit den 1980er-Jahren lebt und arbeitet Adlon in Amerika. Er gehört zu den wenigen international erfolgreichen deutschen Regisseuren. Doch auch in Amerika mache er bayerische Filme, sagt Adlon. "Zuckerbaby", "Out of Rosenheim" oder "Rosalie Goes Shopping" - das sind die Filmtitel, die einem einfallen beim Namen Percy Adlon.

Was wäre Percy Adlon ohne Marianne Sägebrecht?

Eine Dame im Trachtenkostüm mit Lodenhütchen zieht ihren Rollkoffer entlang einer staubigen Straße durch die kalifornische Mojave-Wüste. Diese Einstellung ist legendär und "Out of Rosenheim" längst Kult geworden. In dem berühmtesten Film von Adlons Marianne-Sägebrecht-Trilogie von 1987 ist die Schauspielerin als bodenständige Bayerin zu sehen, die ein chaotisches Wüsten-Motel und das Leben der Bewohner auf liebenswerte Art umkrempelt. Seither scheinen ihre Namen miteinander verschweißt: Sägebrecht und Adlon sind die beiden Bayern, die Amerika erobert haben.

Sägebrecht markiert sowohl den Höhe- als auch den Wendepunkt in Adlons Karriere. Denn den internationalen Erfolg von "Out of Rosenheim" konnte der Regisseur nicht wiederholen. Mit "Rosalie goes Shopping" versuchte Adlon 1989, zusammen mit seiner Hauptdarstellerin Sägebrecht im Genre der Tragikomödie zu verbleiben. Die Geschichte um eine kaufsüchtige Mutter von sieben Kindern wurde jedoch als "albernes Kitschtheater" kritisiert.

Dokumentarfilm über die eigene Familie

Von solchen Misserfolgen lässt sich der Regisseur nicht entmutigen, zumal er von Anfang an ein zweites filmisches Standbein hat: Mehr als 150 Dokumentarfilme hat Adlon bisher gedreht. Bereits 1978 gründet er mit seiner Frau Eleonore eine Filmproduktionsfirma in München, die bis heute besteht. Bereits ihr erstes gemeinsames Projekt, ein Dokudrama über den Schweizer Dichter Robert Walser, wurde zwei Mal mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet. Auch seine eigene Familiengeschichte hat Adlon verfilmt: "In der glanzvollen Welt des Hotel Adlon" wurde mit dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet.

Der große Name Adlon

Percy Adlons Mutter stammt aus der Berliner Hotelier-Familie, sein Vater war der Wagner-Sänger Rudolf Lambenthal. Daher stammt auch der ungewöhnliche Vorname des Regisseurs: Als er 1935 am Starnberger See geboren wird, singt sein Vater den Parsifal an der New Yorker Met.

Parsifal "Percy" Adlon kommt Anfang der 60er-Jahre als Sprecher zum Bayerischen Rundfunk. Im Rundfunkarchiv finden sich noch die Aufnahmen von damals, als er Hörspiele und literarische Texte einspricht. Adlon wurde hineingeboren in eine Familie, die Bildung ernst nimmt als selbstverständliches Lebensinventar. Dieses reiche Inventar bestimmt seinen beruflichen Lebensweg. Literatur und Musik sind bestimmende Themen in Adlons Filmografie: Adlon dreht Dokumentarfilme fürs Fernsehen über Autoren wie Alfred Andersch oder Annette Kolb. Seine erste Arbeit fürs Kino ist 1981 "Céleste", ein halbdokumentarisches Kammerspiel über Marcel Prousts Haushälterin.

Wagt sich auch an Opern und Musicals

Viele seiner Dokumentarfilme erzählen von dem, was ihm persönlich wertvoll ist, was er schätzt: Filme über den Zeichner und Freund Tomi Ungerer oder über unbekannte Johann-Strauß-Werke. Percy Adlon ist nicht zuletzt durch die familiäre Vorprägung ein Kenner klassischer Musik. 2002 lockt ihn auch die Oper wieder nach Deutschland: Adlon inszeniert Donizettis "Liebestrank" an der Berliner Staatsoper. 2004 bringt er in Nürnberg Walter Hillers "Wolkenstein" zur Uraufführung. Im selben Jahr schreibt er eine Musicalfassung seines Erfolgsfilms "Out of Rosenheim", die als "Bagdad Café" im Sommer 2004 in Barcelona Premiere feiert und dann auf Welttournee geht: nach Kanada, Japan, Australien und Paris.

Neun Jahre nach seinem letzten Film "Dogshit" brachte Adlon 2010 wieder einen Film ins Kino. In der BR-Koproduktion "Mahler auf der Couch" bittet er gemeinsam mit seinem Sohn Felix den berühmten Komponisten Gustav Mahler (Johannes Silberschneider) auf die Couch des nicht minder bekannten Psychoanalytikers Sigmund Freud (Karl Markovics). Eine "so simple wie geniale Idee", urteilten die Filmkritiker - und hoffen, dass sein nächster Film nicht wieder ein Jahrzehnt auf sich warten lässt.

Filmografie (Auswahl):
JahrTitel
1982Céleste
1982Fünf letzte Tage
1983Die Schaukel
1985Zuckerbaby
1987Out of Rosenheim
1989Rosalie Goes Shopping
1991Salmonberries
1993Younger & Younger
1996In der glanzvollen Welt des Hotel Adlon
1999Die Strauß-Kiste
2001DogShit
2002Mein München
2010Mahler auf der Couch

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