Terry Gilliam Der etwas andere Märchenonkel
In seinen Filmen ergründet er die düstersten Seiten der Fantasie. Terry Gilliams Welt bevölkern seit seiner Zeit mit Monty Python absurde Figuren an bizarren Schauplätzen. Die Schuld an seinem verkorksten Weltbild gibt er den Brüdern Grimm.
Um den gebürtigen US-Amerikaner Terry Gilliam rankt sich seit einiger Zeit die Legende eines Fluchs. Jedes neue Projekt, das der Regisseur in Angriff nimmt, geht an mindestens einer Stelle fürchterlich schief und bestätigt die Verfechter dieser Meinung. Gilliam selbst hält die Fluch-Theorie für Blödsinn, neben all dem Pech sieht er vor allem das Glück, das er hat: Im Fall von "Das Kabinett des Doktor Parnassus" stirbt der Hauptdarsteller Heath Ledger während der Dreharbeiten - Gilliam hat die Idee, Ledger nicht durch einen, sondern drei Schauspieler zu ersetzen und verknüpft das inhaltlich so geschickt, dass ihm damit ein Geniestreich gelingt.
Flugzeuglärm, Krankheit und Schlammlawinen
Sein Film "The Man Who Killed Don Quixote", der 2011 ins Kino kommt, wäre fast komplett gescheitert. Bei den Dreharbeiten in Spanien fällt zuerst der Hauptdarsteller Jean Rochefort krankheitsbedingt aus, dann versauen NATO-Flieger die Aufnahmen und schließlich macht ein unerwarteter Sturm mit stärkstem Regen den Drehort unbrauchbar. Aber Gilliam gibt nicht auf, er kämpft mit den Studiobossen, die ihm kein Geld mehr geben wollen, er trotzt den Widrigkeiten und am Ende siegt tatsächlich seine Hartnäckigkeit, seine Leidenschaft fürs Kino.
Vom Grafiker zum Monty-Python-Komiker
Seine Filme sind nicht immer Kassenerfolge. "Die Abenteuer des Baron von Münchhausen" floppte 1988, "Tideland" 2005 ebenso, doch immer wieder begeistert Gilliam das Publikum und die Kritiker mit seinen (alp-)traumhaften Szenarien, finsteren Zukunftsvisionen und skurrilen Figuren. Die Animationssequenzen, mit denen er die Monty-Python-Filme anreicherte, offenbaren schon früh Gilliams Sinn fürs Abgefahrene - und ein ausgesprochenes zeichnerisches Talent. Als er John Cleese kennenlernt, arbeitet er in London als Grafiker. Die beiden gründen zusammen mit Michael Palin, Terry Jones, Graham Chapman und Eric Idle die Komikertruppe Monty Python und werden berühmt für ihre Sketche und Spielfilme.
Märchenhaftes Markenzeichen
"Ich habe von einer Frau in New York gehört, die nach einem Kinobesuch meines Films 'Der König der Fischer' 20 Blocks nach Hause lief und erst dann merkte, dass sie die falsche Richtung eingeschlagen hatte. Das ist für mich Erfolg!"
(Terry Gilliam)
Die eigenwillige Handschrift behält Gilliam bei, als er 1977 mit "Jabberwocky" seine erste eigenständige Regiearbeit in die Kinos bringt. Wer "Alice im Wunderland" kennt und die Märchen der Brüder Grimm, der versteht, was Gilliam meint, wenn er sein verkorkstes Weltbild auf diese Lektüre zurückführt. In "Brothers Grimm" rächt er sich auch gehörig, indem er Wilhelm und Jakob als Betrügerbrüder durch die Lande ziehen lässt, die ihren selbstinszenierten Spuk gegen Bezahlung vertreiben - bis sie es mit echtem Zauber zu tun bekommen. Und das ist Gilliam: ein Märchenonkel der etwas anderen Art.
Jahr | Titel | |
---|---|---|
2009 | Das Kabinett des Doktor Parnassus | |
2005 | Brothers Grimm | |
1998 | Fear and Loathing in Las Vegas | |
1995 | 12 Monkeys | |
1991 | König der Fischer | |
1985 | Brazil | |
1980 | Time Bandits | |
1978 | Das Leben des Brian | |
1977 | Jabberwocky | |
1974 | Die Ritter der Kokosnuss (Co-Regie) |