Kultur - Gesellschaft


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Live-Rollenspiel Große Krieger und schreckliche Monster

Live-Rollenspielern reicht es nicht, Abenteuer nur im Kopf zu erleben - etwa beim Pen & Paper oder in Romanen. Ausgestattet mit Kostümen, Masken und Polsterwaffen spielen sie ihre Geschichten wirklich, statt sie sich nur auszudenken.

Stand: 09.11.2011 | Archiv

Wieder einmal sind die edlen Recken unterwegs und wieder gilt es, dem bösen Erzschurken das Handwerk zu legen. Doch anders als beim Tischrollenspiel, das zu Hause im warmen Zimmer stattfindet, schleichen diese Helden tatsächlich bei Nacht und Nebel durch den Wald, in voller Kostümierung und ausgestattet mit Polsterwaffen. Was beim Pen & Paper nur am Tisch oder auf dem Papier stattfindet, das passiert beim Live-Rollenspiel - auch LARP - tatsächlich. Ein bisschen so, als würde man "Herr der Ringe" spielen.

Gut gespielt ist halb gewonnen

Tischrollenspiel

Auch "Pen & Paper" genannt. Eine Runde besteht aus einem Spielleiter und mehreren Spielern. Jeder Spieler erfindet anhand eines Regelwerks einen Charakter mit verschiedensten Eigenschaften und Fertigkeiten. Mit diesem Charakter muss er dann die Abenteuer bestehen, die der Spielleiter sich ausdenkt. Kämpfe und verschiedene andere Dinge werden dabei ausgewürfelt. Bekannte Regelwerke sind z.B. "Das Schwarze Auge" oder "Dungeons & Dragons".

Am ehesten lässt sich Live-Rollenspiel als eine Mischung aus Tischrollenspiel und Improvisationstheater beschreiben. Seit Anfang der 1990er-Jahre erfreut es sich auch in Deutschland wachsender Beliebtheit. Elfen, Zwerge, Orks, Goblins, Halblinge, Oger - diesen und ähnlichen Kreaturen steht man hier tatsächlich gegenüber. Gut, eine ordentliche Portion Fantasie kann nicht schaden. Erstens sind dem Budget der LARPer und somit auch der Qualität der Kostümierung und Masken gewisse Grenzen gesetzt. Und zweitens muss man sich natürlich entsprechend in seinen Charakter, den man darstellt, und in die Lage einfühlen, damit das Spiel auch Spaß macht.

Einmal ein Elf sein ...

Was wäre ein Elf ohne Bogen?

Wie beim Tischrollenspiel muss man sich auch beim Live-Rollenspiel zunächst einen Charakter ausdenken und erstellen, bevor man sich ins Abenteuer stürzen kann. Das tut man entweder anhand eines der geläufigen Regelwerke oder nach dem Prinzip DKWDK - "Du kannst was du kannst". Fehlen nur noch Kostüm - von LARPern auch als Gewandung bezeichnet - und Accessoires. Denn natürlich braucht ein Elf spitze Elfenohren aus Gummi, ein Oger große Hauer im Mund, ein Zwerg einen mächtigen Bart und ein Halbling große haarige Füße. Und was wäre schon ein großer Krieger oder strahlender Ritter ohne entsprechende Rüstung und Bewaffnung? Kettenhemden und Plattenpanzer sind meistens echt, die Waffen dagegen nicht.

Polsterwaffen

Auf in den Kampf - mit Polsterwaffen

So dramatisch die Gefechte auf LARPs auch manchmal aussehen und so realistisch die Auswirkungen mit Hilfe von Kunstblut teilweise dargestellt werden, ernsthaft zu Schaden kommen soll natürlich niemand. Deswegen wird nur mit speziellen Polsterwaffen gekämpft. Sie bestehen aus einem Kernstab aus Glasfasern, mehreren Lagen Hochleistungsschaumstoff und einer Schicht Farbe und Latex. Pfeile und Armbrustbolzen werden nicht mit Spitzen versehen, sondern mit großen Schaumstoffpfropfen, die größer als eine Augenhöhle sein müssen und so gesichert sind, dass der Schaft sie beim Auftreffen nicht durchbohren kann. Im Kampf darf mit den Waffen außerdem nicht zugestochen und nur auf bestimmte Körperpartien geschlagen werden.

Heute Zwerg, morgen Ork

Imposant sehen sie trotzdem aus, die LARP-Waffen. Filigran verzierte Elfenschwerter, mächtige Zwergenäxte, wappengeschmückte Turmschilde ... Und es sieht auch beeindruckend aus, wenn zwei mächtige Armeen von jeweils mehreren hundert LARP-Kriegern aufeinander prallen, wie etwa beim Drachenfest oder Conquest of Mythodea, den beiden größten Liverollenspiel-Events in Deutschland. Jeweils 2.000 bis 5.000 Teilnehmer treffen sich zu diesen Veranstaltungen jährlich.

Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Natürlich gibt es nicht nur diese beiden Großveranstaltungen. Live-Rollenspiel-Veranstaltungen, organisiert von kleineren, privaten Veranstalterteams, gibt es in ganz Deutschland an fast jedem Wochenende. Die normale Teilnehmerzahl liegt bei etwa zwanzig bis hundert Teilnehmern, die Dauer variiert von einem Tag bis zu einer Woche. Wie beim Tischrollenspiel gibt es auch beim LARP nicht wirklich ein Ende. Ein Teil des Reizes liegt gerade darin, einen Charakter über Jahre hinweg zu spielen und aufzubauen. Ein kleiner Gefreiter wird vielleicht eines Tages zum großen Feldherrn und der Zauberlehrling verwandelt sich mit der Zeit in den mächtigen Erzmagier.

Das Ende eines Heldenlebens

Doch selbst der größte Magier ist nicht vor dem Tod gefeit. Ein Pfeil, der mitten ins Herz trifft. Eine feige Meuchelattacke. Ein heldenhaftes Ende, um andere zu retten. Oder einfach nur ein Ritual, das gehörig schiefgeht. Auch im LARP kann man "sterben". Zwar gibt es Möglichkeiten, von den Toten wiedererweckt zu werden. Doch viele ziehen einen schönen, zum Charakter passenden Tod vor: der perfekte Abschluss der Heldengeschichte. Was also, wenn der geliebte Charakter das Zeitliche gesegnet hat? Nie wieder LARP? Ganz bestimmt nicht! Der erfahrene LARPer hat für genau diesen Fall schon längst einen Zweit-Charakter am Start ...


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