Mewo Kunsthalle Memmingen Museum mit Lichtblick
Beinahe wäre es anders gekommen. Statt Besuchern, die andächtig die allgäuer Idyllen des süddeutschen Malers Josef Madlener abschreiten, wären Bahnreisende durch die Hallen gehetzt.
Seit 1901 steht die alte Post in Memmingen. Heute hält der Intercity aus Oberstdorf unmittelbar daneben - daher sollte aus dem ehemaligen Gebäude der Königlich Bayerischen Post auch der Bahnhof werden. Doch seit 2005 befindet sich in dem sanierten Bau die Kunsthalle von Memmingen. Wer das rote Backsteingebäude zum ersten Mal betritt, vermutet nicht, dass sich im Inneren ein hoher überdachter Lichthof verbirgt. Auch aus diesem Grund ist die Kunsthalle denkmalgeschützt.
Zeigen, was sonst keiner zeigt
Weder mit dem Grundbestand noch mit den Sonderausstellungen wollen die Kuratoren der Kunsthalle zeigen, was alle zeigen. Sich mit einem hochwertigen Programm von der Masse abzuheben, ist nicht einfach, aber die Memminger haben bewiesen, dass sie es können. Das Projekt "China: Past, Present & Future" sollte im Oktober 2007 enden, doch wegen des Besucheransturms blieb die Ausstellung bis Dezember geöffnet. Neben etwa 50 Arbeiten des chinesischen Shootingstars Qingsong Wang präsentierten die Kuratoren 13 Terrakotta-Skulpturen von Cai Guo-Qiang im Stil des sozialistischen Realismus der Mao-Zeit. Der Kontrast zu Qingsongs fröhlichen Fotografien macht hier den besonderen Reiz aus. Spielerisch verbindet der Künstler Motive traditioneller chinesischer Malerei mit Statussymbolen einer aufstrebenden Wirtschaftsmacht und kommunistisch motivierten Elementen.
Netz-Tipp Mewo Kunsthalle
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Den Grundbestand stellen süddeutsche Künstler aus dem 19. und 20. Jahrhundert, allen voran der Memminger Maler Joseph Madlener, der ländliche Idyllen des allgäuer Voralpenlands malte. Insidern ist er bekannt als der Maler, dessen "Berggeist" J.R.R. Tolkien zu seiner Figur des Gandalf im "Herrn der Ringe" inspirierte.