Kultur - Musik


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Jazzfrühling Blue Notes mit Alpenblick

Neigen Allgäuer zum Exzessiven? Eher nicht. Kempten im Frühling ist da eine Ausnahme: Neun Tage lang wird täglich von elf Uhr Vormittags bis früh um fünf gejammt - Stars, Sternchen und Alpenblick inklusive.

Stand: 02.05.2012 | Archiv

Kemptener Jazzfrühling | Bild: picture-alliance/dpa

Kempten: eine der ältesten Städte Deutschlands, 100 Kilometer vor München und 50 vom Bodensee entfernt im schönen Allgäu gelegen. Einwohner: 68.000. Dazu Livebühnen: 32. Besonderes Kennzeichen: Jazz. Sperrstunde: kaum der Rede wert - zumindest, wenn der Jazzfrühling die Stadt erobert und die Kemptener mit Lokalhelden und Weltstars swingen.

Alphornlange Nächte

Seit den Anfängen gibt die rührige Künstlerorganisation "Klecks" dem Jazz ein Fest, dessen "Time Table" eher an "Rock around the Clock" als an "Round midnight" denken lässt: Über neun Tage zieht sich die Sause. Die Tage dauern von elf Uhr vormittags bis früh um fünf.

Eine Handvoll Insider-Veranstaltungen an zwei Schauplätzen - was so begann, ist zum stadtumspannenden Spektakel mit 32 Bühnen geworden. Von Anfang an dabei: Hansjürg Hensler, Organisator und Gedächtnis des Events, der, wenn er mal anfängt, einiges erzählen kann: Von Stromausfällen, Kabelsalat und einem treppab verunglückten Steinway, von sturmverwehten Plakaten und auf die Bühne gefeuerten BHs. Von der N'Awlins Brass Band, die eine späte Zugabe aus den Fenstern einer Privatwohnung gab und einer vergeblichen Fahndung nach koscherem Essen, die damit endete, dass Greg Wall's Later Prophets hinter der Bühne Butterbrote kauten.

Alte Hasen, junge Löwen

Was Chronist Hensler vom 25. Jubiläumsjahr 2009 erzählen konnte: Am 1. Mai traten an sieben Plätzen der Stadt sieben Big Bands auf, um sich anschließend an der Freitreppe zu Bayerns Biggest Band zu vereinigen. Das entspannte Neben- und Miteinander gehört in Kempten zum guten Ton - da treffen Stars wie Al di Meola und das Vienna Art Orchestra auf bodenständigere Gewächsen wie die "Lehrer Big Band Bayern". Einige Jazzgrößen wie Abbi Wallenstein und Henry Heggen sind Kempten so verbunden, dass sie auch vorbeischauen, wenn sie mal nicht auf dem Programm stehen.

Bekannte Namen locken die Jazzfreunde in die Höhle vielversprechender "Young Lions" aus der Region, die unterm Jahr im "Allgäu Forum" zeitgenössischen Jazz und Crossover-Experimente zelebrieren: Viele von ihnen sind jünger als der "Jazz-Frühling". Umgekehrt haben frische Luft und freier Eintritt auf dem Rathausplatz und an einigen anderen Spielorten schon manchen Allgäuer zum Jazz bekehrt: S'isch halt glei ums Eck.


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