Familiensynode Die Teilnehmer
Papst Franziskus hat 253 Kardinäle, Bischöfe, Priester und Laien aus 116 Ländern zur Familiensynode nach Rom geladen. Dabei sind auch Kardinal Reinhard Marx und die Familienreferentin des Erzbistums Berlin, Ute Eberl.
Neben Vertretern der vatikanischen Kurie und der Bischofskonferenzen der Länder wird auf Einladung von Papst Franziskus auch der emeritierte Präsident des päpstlichen Einheitsrats, Kardinal Walter Kasper, bei der Synode sprechen. Er hatte im Rahmen der Vorbereitung der Versammlung auf Wunsch des Papstes eine Einführung zu Fragen der Familienpastoral gehalten. Darin forderte er die Zulassung wiederverheiratetet Geschiedenem zum Kommunionempfang in Einzelfällen. Während der Papst Kaspers Position mehrfach ausdrücklich unterstützte, stieß die Forderung in Teilen der Kurie auf Ablehnung, darunter in der Glaubenskongregation.
Die Meinungsmacher und ihre Positionen I
Reinhard Marx
"In ihrer übergroßen Mehrheit stehen Katholiken für den Wert der Ehe zwischen einem Mann und einer Frau - für Verlässlichkeit und Treue in Beziehungen, für den Wunsch nach Familie und nach Kindern. Da sagen wir: 'Richtig!' Richtig ist aber auch, dass Ehen scheitern und Familien zerbrechen können. Dem müssen wir uns stellen. Es wäre falsch, in dem Scheitern vieler Lebensentwürfe nur moralischen Verfall zu sehen. Heute Ehe und Familie zu leben, verlangt sogar mehr moralische Substanz als früher. Die Kirchen müssen mithelfen, um Menschen zu befähigen, Ehe und Familie zu leben.“
Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und Berater des Papstes
Ute Eberl
"Viele Menschen, deren Ehe gescheitert ist und die jetzt in einer neuen Beziehung leben, wenden sich an uns und sagen: 'Wir verstehen die Haltung der Kirche nicht!. Wir sind zwar verbal eingeladen, überall in der Gemeinde dabei zu sein, aber wir dürfen nicht an den Tisch des Herrn treten!' Die Kirche sagt: 'Was ihr bei eurer ersten Eheschließung versprochen habt, das ist gültig, bis dass der Tod euch scheidet.' Aber wer Ehe gelebt hat, der sagt: 'Der Alltag ist gültig'."
Ute Eberl, Leiterin der Ehe- und Familienseelsorge im Erzbistum Berlin. Neben Kardinal Reinhard Marx ist sie die einzige Teilnehmerin aus Deutschland. Sie ist als "Auditrix" eingeladen worden - also nur als Zuhörerin ohne Rede- und Stimmrecht.
Walter Kasper
"Man muss sich [...] ernsthaft die Frage stellen, ob wir wirklich an die Vergebung der Sünden, die wir im Credo ja bekennen, glauben. [...] Wir hier im Konsistorium sind alle Zölibatäre. Die meisten unserer Gläubigen aber leben den Glauben an das Evangelium der Familie in konkreten, zum Teil schwierigen Situationen. Wir sollten darum auf ihr Zeugnis hören. [...] Wir sollten die Tür wenigstens einen Spalt breit für die Hoffnungen und Erwartungen der Menschen öffnen." (Quelle: Das Evangelium von der Familie. Rede vor dem Konsistorium, Herder Verlag 2014)
Auf Einladung von Papst Franziskus hielt Walter Kardinal Kasper im Februar 2014 vor den Kardinälen der römischen Kurie einen bedeutenden und viel diskutierten Vortrag zu aktuellen Fragen von Ehe und Familie. Bei ihrer Herbstvollversammlung haben sich die deutschen Bischöfe den Aussagen von Walter Kasper angeschlossen und bezeichnen diese als einen gangbaren Zukunftsweg der katholischen Kirche.
Heiner Koch
"Ist die Eucharistie ein Mahl der Vergebung und Versöhnung, das sich auch an Menschen richtet, die Brüche erlebt haben, die vielleicht sogar selbst im sakramentalen Bruch leben? Oder ist sie nicht eher Ausdruck der Gemeinschaft derer, die ganz zu Christus gehören ohne solche Brüche?"
Heiner Koch, Bischof von Dresden-Meißen, neugewählter Vorsitzender der Kommission Ehe und Familie der Deutschen Bischofskonferenz, "Familienbischof" der deutschen Kirche. Nach seiner Wahl kündigte Koch an, die Kirche wolle in Zukunft stärker "lebensnahe, positive Anregungen für Ehe und Familie geben". Eine perfekte, fehlerlose Familie gebe es aber nicht.
Die Meinungsmacher und ihre Positionen II
Stefan Oster
"Eine zweite, neue Verbindung steht im dauerhaften Widerspruch zur bestehenden Ehe - in erster Linie dann, wenn die neuen Partner das zwischen Mann und Frau teilen, was allein den Eheleuten vorbehalten ist. Ich sehe einfach nicht, wie Wiederverheiratete und Geschiedene dem Vorwurf entgehen können, permanent im Ehebruch zu leben. Es sei denn, sie enthalten sich. Und zwar nicht, weil sich das 'die Kirche' und womöglich ihre 'zölibatären Männer' grausamerweise so ausgedacht hätten, sondern weil Gott, die von ihm geschlossene und von ihm als Sakrament gegründete Ehe, heilig hält. Und weil Scheidung ausdrücklich gegen seinen Willen ist."
Stefan Oster, Bischof von Passau. Mit einem eigenen Papier zum Thema "wiederverheiratete Geschiedene" schlägt er sich auf die Seite der Glaubensbewahrer.
Gerhard Ludwig Müller
"Wenn geschiedene Wiederverheiratete subjektiv in ihrem Gewissen der Überzeugung sind, dass ihre vorherige Ehe ungültig war, so muss dies objektiv durch das kompetente Ehegericht festgestellt werden [....]. Die Ehe betrifft nicht nur die Beziehung zwischen zwei Menschen und Gott, sondern ist auch eine Wirklichkeit der Kirche, ein Sakrament, über dessen Gültigkeit nicht nur der Einzelne für sich, sondern die Kirche [...] zu entscheiden hat. [...] Die Unauflöslichkeit der sakramentalen Ehe ist eine Norm göttlichen Rechts, die also nicht der Autorität der Kirche unterliegt." (Quelle: Die Ehe - Ein wahres und eigentliches Sakrament des Neuen Bundes. In: George Augustin und Ingo Proft (Hrsg.): Ehe und Familie. Wege zum Gelingen aus katholischer Perspektive, Herder Verlag 2014)
Gerhard Kardinal Ludwig Müller, Präfekt der Glaubenskongregation und Verfechter der Unauflöslichkeit der Ehe. Immer wieder unterstreicht Kardinal Müller die Aussagen seines Vorgängers im Amt, Kardinal Joseph Ratzinger, der seinerzeit keinen Spielraum für Änderungen im kirchlichen Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen gesehen hatte.
Rudolf Voderholzer
"Wir haben mit der hohen Scheidungsrate ein großes gesellschaftliches Problem. [...] Auf keinen Fall möglich ist, dass ein Bistum weltweit die Lösung vorgibt. Es wird pastorale Lösungen geben müssen, die allerdings nicht im Widerspruch stehen dürfen zu dem hohen Ideal der unauflöslichen Ehe, wie sie Jesus gepredigt hat. Ich kann nur jeden bitten, auf den zuständigen Pfarrer zuzugehen, um eine Entscheidung im Einzelfall zu treffen. Dabei müssen wir genau hinsehen, ob es sich tatsächlich um eine gültige Ehe handelt. Das ist zum Beispiel nicht der Fall, wenn der Glaube gefehlt hat. [...] Wenn man es ernst nimmt, sind viele Ehen überhaupt nicht gültig zustande gekommen." (Quelle: Interview vom 20.01.14 veröffentlicht von der Bischöflichen Pressestelle Regensburg)
Rudolf Voderholzer, Bischof von Regensburg und Direktor des Instituts Papst Benedikt XVI.
Eine Aufstellung der katholischen Familie
Wer beeinflusst wen? Wer hat welche Position in der katholischen Familie? Wer ist liberal und wer konservativ? Wir haben für Sie die unterschiedlichen Stellungen in einer "Familienaufstellung" zusammengefasst.