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Organspende Ängste, die Leben kosten

Unfälle, Sterben, Tod: Das sind Themen, an die man ungern denkt. Doch geradezu unheimlich ist der Gedanke, nach dem Ableben zum "Ersatzteillager" zu werden. Doch mit Organspenden kann man auch posthum Kranken das Leben retten.

Stand: 05.10.2016

Organspendeausweis | Bild: picture-alliance/dpa

Bei kaum einem anderen Thema klaffen Anspruch und Wirklichkeit so weit auseinander wie beim Thema Organspende. Umfragen zeigen, dass 98 Prozent der Deutschen ein Spenderorgan zum Überleben annehmen würden. Immerhin 75 Prozent wären auch selbst zu einer Organspende nach ihrem Tod bereit - theoretisch. Doch nur 28 Prozent besitzen einen Spenderausweis.

Gründe für geringe Organspendenbereitschaft

Als Ursache für die geringe Zahl an Organspenden in Deutschland nennt Hans Lilie, Vorsitzender der Ständigen Kommission Organtransplantation bei der Bundesärztekammer, das Versäumnis vieler Krankenhäuser, mögliche Spender an die Koordinationsstellen zu melden. Gesunde Menschen aber stellen sich zu selten als Organspender zur Verfügung. Neben Gedankenlosigkeit und der Tendenz, Krankheit und Tod zu verdrängen, ist es vor allem die Angst vor Missbrauch, Organhandel und vorzeitiger Organ-Entnahme aufgrund falscher Diagnosen, die potenziell spenderwillige von der Unterschrift auf einem Spenderausweis zurückhält. Auch die Manipulationen bei Transplantationen, die im Sommer 2012 aufgedeckt wurden, haben ihren Teil zum Misstrauen beigetragen und zu sinkenden Organspender-Zahlen geführt.

Ohne Spenderausweis geht nichts

In Deutschland sind Organ-Geschäfte verboten. Seit 1997 sorgt zudem ein restriktives Gesetz dafür, Missbrauch und Fehlleistungen weitestmöglich zu reduzieren. Anders als etwa in Frankreich, Spanien, Italien oder Österreich, wo jeder, der zu Lebzeiten keinen Widerspruch eingelegt hat, posthum zum Organspender werden kann, ist hierzulande ein Organspendeausweis oder eine andere schriftliche Willenserklärung unabdingbar. Damit gibt man zu verstehen, dass die eigenen Organe nach dem Tod an andere Menschen übertragen werden können. Zudem werden die Angehörigen des Verstorbenen befragt.

Erst danach beginnt ein genau festgelegtes medizinisches Prozedere. Die Gefahr, ausgeschlachtet zu werden, wird so minimiert; die Gefahr, mangels Spenderorgan zu sterben, ist dagegen real: Jedes Jahr sterben in Deutschland rund 1.000 Menschen, die mit Spenderorgan überleben könnten. Überdies gibt es in Deutschland nach Angaben des Bayerischen Sozialministeriums etwa 50.000 Menschen, deren Nieren nicht mehr funktionstüchtig sind und die ohne Nierentransplantation dauerhaft auf die Dialyse angewiesen sind.

Organentnahme - Das fordert das Gesetz:

Hirntod

Ausschlaggebend für die Möglichkeit einer Organentnahme ist immer der Hirntod, also das vollständige und unwiderrufliche Erlöschen der Hirntätigkeit, welches den Todeszeitpunkt markiert.

Prüfverfahren

Die Attestierung erfolgt nach einem genau festgelegten Prüfverfahrung - siehe unten - durch zwei speziell qualifizierte Ärzte. Beide untersuchen unabhängig voneinander und unabhängig vom Transplantationsteam.

Organisatorische und personelle Trennung

Organentnahme, -vermittlung und -transplantation sind organisatorisch und personell voneinander getrennt. Die gemeinnützige Stiftung Eurotransplant, die in den Niederlanden ansässig ist, organisiert die Verteilung der Organe. Wer von den vielen Menschen auf der Warteliste ein Organ erhält, wird nach einem sehr komplizierten Verfahren entschieden, in das medizinische Gesichtspunkte genau so eingehen, wie etwa die räumliche Entfernung zwischen Spender und Empfänger.


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