Sport - fussball


38

1. FC Nürnberg Berg- und Talfahrten nach der Meisterschaft 1968

Abstiege und Skandale kratzen am Club-Mythos. Mit Max Merkel tritt der 1. FCN sogar als amtierender Meister des Jahrs 1968 den Gang in die 2. Bundesliga an.

Stand: 30.04.2020 | Archiv

Nürnberg Deutscher Meister 1968 | Bild: picture-alliance/dpa

Die Deutsche Meisterschaft in der Saison 1967/68 kommt völlig überraschend. Trainer Max Merkel schafft das Kunsstück, mit einem Kader von nur 15 Spielern den Titel zu holen. Was im darauffolgenden Jahr passiert, ist eine noch größere Sensation.

Zum ersten und bisher einzigen Mal steigt ein Deutscher Meister in die zweite Liga ab. Es ist der Beginn einer wechselvollen Zeit der Auf- und Abstiege - einer Jahrzente andauernden Berg- und Talfahrt, wie sie im Buche steht. Fast vierzig Jahre dauert es, bis der Club wieder einen Titel gewinnen kann.

Die "schwarze Saison"

Nach dem Abstieg 1969 bleibt Nürnberg neun Jahre lang zweitklassig. Zweimal scheitern die Franken knapp, erst 1978 gelingt dem FCN die Rückkehr ins Oberhaus. Es folgt ein Wechselbad der Gefühle: Direkt nach dem Aufstieg muss der Club wieder in die 2. Liga, doch es gelingt 1980 der sofortige Wiederaufstieg. Vier Jahre lang mischt Nürnberg nun in der 1. Bundesliga mit - mit mäßigem Erfolg. In nur vier Spielzeiten werden zehn Trainer verschlissen, dann folgt die vielleicht katastrophalste Saison in der Vereinsgeschichte. Der FCN stürzt 1983/84 am 19. Spieltag auf den letzten Tabellenplatz und bleibt dort bis Saisonende. Den Franken, die mit neun Titeln immer noch Rekordmeister sind, gelingt nicht ein einziger Auswärtspunkt - ein Novum in der Bundesligageschichte.

Rückkehr ins internationale Geschäft

Tor in Rom

Doch der Traum vom großen Fußball nimmt in Nürnberg noch lange kein Ende. Wie schon fünf Jahre zuvor steigt der Club sofort wieder auf. 1988 gelingt sogar der Sprung in den UEFA-Cup. Der internationale Wettbewerb beginnt mit einem Paukenschlag: Die Elf von Trainer Hermann Gerland besiegt den AS Rom mit Starstürmer Rudi Völler mit 2:1. "Das ist der größte Triumph der Vereinsgeschichte", jubelt Präsident Gerd Schmelzer. Doch der Club-Chef wird jäh aus seinen Träumen gerissen - das Rückspiel verliert seine Mannschaft mit 1:3.

Neues Stadion und jede Menge Schulden

Das Präsidium um Schmelzer lässt jedoch nicht locker und will den Verein mit einem neuen Stadion und neuem Trainingsgelände für höhere Aufgaben wappnen. Was jedoch zunächst einmal bleibt, ist ein Loch in der Kasse, das Schatzmeister Ingo Böbel "elegant" füllen will. Schätzungen zufolge häuft Nürnberg Anfang der 1990er-Jahre 30 Millionen Mark an Schulden an. Am Ende wandert Böbel ins Gefängnis, Schmelzers Nachfolger Gerhard Voack wird wegen Steuerhinterziehung verurteilt.

Sturz in die Drittklassigkeit

Phantomtor Helmers denkwürdiger Fehlschuss

1994 folgt auf die finanzielle Schieflage der sportliche Absturz. Zunächst steigt der Club aus der Bundesliga in die 2. Liga ab, zwei Jahre später geht's sogar noch eine Etage tiefer: Dem FCN werden wegen eines Verstoßes gegen DFB-Auflagen sechs Punkte abgezogen, der Abstieg in die Regionalliga ist damit besiegelt.

Auf und nieder, immer wieder ...

Michael A. Roth "Ein Ausnahmezustand"

Der Club fängt sich jedoch wieder einmal rasch: Es folgt ein Durchmarsch von der Regionalliga Süd bis in die 1. Bundesliga. 1999 und 2003 steigt Nürnberg wieder ab, der jeweilige Aufstieg lässt natürlich nicht lange auf sich warten. 2007 holt Nürnberg den DFB-Pokal - der erste Titel seit 39 Jahren. 2008 geht es dann zum siebten Mal runter und gleich wieder rauf. Nach fünf Jahren Bundesliga ging es nach der Saison 2013/14 wieder in die Zweitklassigkeit. Der Titel des Rekordmeisters ist längst an den FC Bayern übergegangen, dafür ist Nürnberg nun alleiniger Rekordabsteiger. Das Sprichwort "Der Glubb is a Depp!" bringt es auf den Punkt: Kaum ein anderer Fan musste in den vergangenen Jahren so leiden wie der "Clubberer". Eines dürfte die zahlreichen FCN-Fans aber beruhigen: Bislang gings nach jedem Rückschlag früher oder später wieder bergauf.


38