SpVgg Greuther Fürth Die glorreichen 20er-Jahre
Fürth und Nürnberg - diese beiden Mannschaften dominieren in den 1920er-Jahren den deutschen Fußball. Fürth ist dem Lokalrivalen FCN anfangs sogar noch eine Nasenlänge voraus.
In den 1920er-Jahren ist Franken der Mittelpunkt Fußball-Deutschlands. Mehrere Male machen die SpVgg Fürth und der 1. FC Nürnberg die Meisterschaft unter sich aus. So auch 1920. Im ersten nach dem Ersten Weltkrieg ausgetragenen Endspiel stehen sich die beiden fränkischen Klubs gegenüber. Der Club behält die Oberhand und holt durch ein 2:0 seinen ersten Meistertitel. Die "großen Vier", das sind zu dieser Zeit der Hamburger SV, die Berliner Hertha und die beiden fränkischen Klubs.
Zuschauerandrang im Ronhof
Zuschauer im Ronhof
Der Fußball-Boom nimmt in Fürth trotz der verpassten zweiten Meisterschafft kein Ende. 1920 wird das Stadion erweitert und auf 25.000 Plätze ausgebaut - etwa so viele, wie auch heute ins Stadion am Ronhof passen. Wie weit die Franken sportlich vom übrigen Fußballdeutschland entfernt waren, beweist die Tatsache, dass die Spielvereinigung 1921 den Thüringischen Meister VfB Coburg in einem Gastspiel mit 17:1 besiegt. In der Thüringischen Liga hatten die Coburger zuvor in 18 Spielen lediglich 19 Gegentreffer hinnehmen müssen.
Die fränkische Nationalelf
Ebenfalls sinnbildlich: 1924 besteht die deutsche Fußball-Nationalmannschaft beim Spiel gegen Holland ausschließlich aus Fürthern und Nürnbergern. Die beiden Klubs haben sich kurz zuvor in einem Lokalderby zerstritten und reisen deswegen in getrennten Waggons nach Amsterdam. Sogar auf dem Platz reden sie kein Wort miteinander, siegen aber dennoch 1:0. Beim entscheidenden Torschuss des Fürthers Karl Auer jubeln allerdings nur die Akteure der Spielvereinigung.
Internationales Format
Fürth und der FC Barcelona trennen sich in den 1920er-Jahren 3:3.
Auch im Vergleich mit den europäischen Spitzenklubs können die Fürther mithalten. Bei einem doppelten Gastspiel beim FC Barcelona im Jahr 1926 - wenige Monate nach der zweiten Deutschen Meisterschaft - erreichen die "Kleeblättler" ein 1:0. Drei Tage später trennen sich die beiden Spitzenteams mit 3:3. In weiteren Reisen nach Spanien und Ungarn beweist die SpVgg nicht nur internationales Format, sondern trägt ihren Teil dazu bei, Deutschland wenigstens sportlich aus der Isolation nach dem Ersten Weltkrieg zu helfen.
"Die kleine Gazelle"
Überragender Spieler der Fürther ist zu dieser Zeit Leonhard "Loni" Seiderer. 1917 wechselt er nach einem Streit mit der Vereinsführung vom 1. FC Nürnberg zur SpVgg, wo er zehn Jahre lang das Spiel prägt wie seitdem kaum ein anderer. Zusammen mit seinem Stürmerkollegen "Resi" Franz beherrscht er das völlig neue Doppelpassspiel fast perfekt. Seine Spielweise ist fair und elegant, sein Spitzname lautet nicht zufällig "die kleine Gazelle".
Hassliebe zum FCN
Das Verhältnis der SpVgg zum FCN ist in den 1920er-Jahren, wie heute auch, nicht nur von Rivalität bestimmt. Beim Endspiel um die Meisterschaft 1929 in Nürnberg feuern die Club-Fans gemeinsam mit dem Fürthern die "Kleeblättler" an. Der Gegner Berlin hatte zuvor Nürnberg aus dem Wettbewerb geworfen. Diesmal behält allerdings Fürth die Oberhand (3:2) und sichert sich den dritten Titel. Die FCN-Anhänger freuen sich mit, denn die Meisterschaft bleibt so wenigstens im Frankenland. So erfolgreich wie in den 1920er-Jahren wird das Kleeblatt nie wieder sein.