40 Jahre Regionalsplitting Schwaben & Altbayern
Beinahe hätte die neue Regionalsendung "Zwischen Arber und Bodensee" geheißen, aber dann entschied man sich doch für den Titel "Aus Schwaben und Altbayern". Erstmals hatte damit eine BR-Sendung Schwaben im Titel.
Als man 2001 das sperrige "Aus" wegließ, war Schwaben & Altbayern längst zum Synonym geworden für soliden, öffentlich-rechtlich unabhängigen, kritischen Fernsehjournalismus. Wer in Südbayern mitreden wollte, musste die Sendung am Sonntagabend gesehen haben. Denn oft ging es in den Beiträgen um landes- und strukturpolitische Themen der Folgewoche. "Unsere Schwerpunkte lagen nicht bei der Landtagspolitik", sagt der langjährige Redaktionsleiter Karl Strobel, "aber alles, was aus der Landespolitik hervorging und in der Umsetzung Schwierigkeiten bereitete, das haben wir aufgegriffen."
Breites Themenspektrum
Die Auseinandersetzungen um die Rottach-Talsperre oder das Ottmaringer Tal beispielsweise waren nicht nur punktuell einen Beitrag wert, sondern wurden systematisch von allen Seiten über Jahre beleuchtet. Das Verschwinden der Perlmuschel oder der vom Waldsterben besonders betroffene Bergwald waren Langzeitthemen. Dennoch war "Aus Schwaben und Altbayern" kein Öko-Magazin, sondern setzte thematische Schwerpunkte auch in den Bereichen Denkmalschutz, Bayerische Volkskunde, Alpinismus oder Landesentwicklung.
Kontinuität bei Trailer und Moderator
Der Sendungstrailer mit der Frakturschrift auf braunem Pergament leitete bis 2001 in jedem fünften Haushalt im Sendegebiet den Sonntagabend ein. Generationen von Bayern und Bayerinnen waren sozialisiert mit der Ohrwurm-Melodie des Bayerischen Zwiefachen von Toni Sulzböck und verbanden sie sofort mit einem Bayernbild jenseits der Klischees.
Denn Schwaben & Altbayern vermittelt ein Stück echter bayerischer Identität - hintergründig, humorvoll, herzlich. Während der Trailer wohlige Heimatgefühle auslöste, steuerte Moderator Christian Schneider als Gesicht der Sendung die informativ-sachliche Seite bei. Er war Redakteur der Süddeutschen Zeitung und es war 1978 üblich, dass profilierte Zeitungsjournalisten als Moderatoren oder Kommentatoren im BR auftraten. Der unaufgeregt-sympathische Schneider blieb 27 Jahre. Nach kürzeren Gastspielen u.a. von Sylvie Stephan und Gudrun Riedl präsentiert seit 2008 Heike Götz im Wechsel mit Eva Mayer Schwaben & Altbayern.
Lebensrealität der Bayern
Bis heute ist die Sendung eine der bekannten und erfolgreichen Marken des BR Fernsehens. Bei einem Qualitätsscheck 2013 finden die repräsentativ ausgewählten Zuschauer, dass die Sendung überdurchschnittlich gut die Lebensrealität in Bayern abbildet – der höchste Wert von allen bis dahin im BR bewerteten Sendungen. Die Vielgestaltigkeit der vier Regierungsbezirke drückt sich aus in ungewöhnlichen, überraschenden, liebevoll und kompetent gemachten Begegnungen mit Land und Leuten. Der Fokus liegt nicht auf den Ereignissen, sondern auf den Entwicklungen dahinter – auch auf Zukunftsentwicklungen.
"Es ist die Mischung der Themen, die Schwaben & Altbayern ausmacht. Der Blick aufs Regionale, das über die jeweilige Region hinaus Interesse weckt. Filme von Autorinnen und Autoren, die mit Neugier und Empathie unterwegs sind und oft in den Regionen ihre Wurzeln haben. Die nah bei den Menschen sind, weil sie ihre Sprache sprechen und ein Gespür haben für Schwaben, Oberbayern, Niederbayern und die Oberpfalz. Egal ob sie in ihren Beiträgen über die Wiederbelebung alter Ortskerne berichten, ob sie mit ihren Reportagen in besondere Lebenswelten eintauchen oder Menschen porträtieren, die etwas bewegen ohne deshalb prominent zu sein."
Ronald Köhler, Redaktionsleiter Land und Leute