Robert-Bosch-Stiftung Preis für Volo-Reportage
Für ihre Reportage "Mission Verantwortung: Jugendliche im Zeltlager" im Bayerischen Fernsehen haben die ehemaligen BR-Volontäre Antonia Goldhammer, Wolfgang Kerler und Vanessa Lünenschloß den Journalistenpreis "Bürgerschaftliches Engagement" der Robert-Bosch-Stiftung erhalten.
Das Autorentrio war über Pfingsten mit 300 Pfadfindern aus Nürnberg und München in ein Zeltlager in die Oberpfalz gefahren. Als "VJs" drehten sie selbst und schliefen wie die übrigen Lagerteilnehmer im Zelt. Sie begleiteten eine Elfjährige, die zum ersten Mal vor großem Publikum mit der Klarinette spielen sollte, eine 16-jährige Gruppenleiterin, die erstmals mit ihrer Kindergruppe campen war, und einen Studenten, der das Pfingstlager organisiert hatte – und eingreifen musste, wenn etwas schief lief.
Gesellschaftliche Bedeutung
"Wir haben mit der Jugendarbeit ein Thema bearbeitet, das gesellschaftlich eine ungeheure Relevanz hat, aber in den Medien sehr selten aufgegriffen wird", sagt Antonia Goldhammer. Wenn es um Jugendliche geht, werde sonst meist nur problematisiert. "Der Zuschauer sollte erleben, wie unsere Protagonisten Verantwortung übernehmen und Entscheidungen treffen", fügt Wolfgang Kerler hinzu.
"Bemerkenswert sind dabei die intime Atmosphäre, der leise, unaufgeregte Ton und die stimmige Erzählstruktur der Reportage. Durch ihren Blick auch für kleine Details schaffen es die jungen Fernsehmacher, die jungen Protagonisten aus einer sehr nahen, einfühlsamen, authentischen Perspektive zu zeigen ... Der Film ist daher in besonderem Maße geeignet, gerade eine junge Zielgruppe für ehrenamtliche Tätigkeiten zu gewinnen – ein Anliegen des Preises und damit mustergültiger und preiswürdiger Journalismus."
Laudatorin Hourvash Pourkian, Vorsitzende Kulturbrücke Hamburg e.V.
Harte Konkurrenz
Die Vorsitzende der Fernseh-Jury, Claudia Nothelle, Programmdirektorin des Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb), sagte bei der Preisverleihung, sie habe erst nach der Jury-Entscheidung erfahren, dass es sich um eine Reportage von Volontären handelte: "Da hat es mich umso mehr gefreut, dass sich der Beitrag gegen Hochglanz-Produktionen für arte oder die ARD durchgesetzt hat."
"Ich freue mich sehr für die Kollegen, denn für diese Produktion sind sie an ihre Grenzen gegangen und es hat sich gelohnt. Ich freue mich auch, weil dies ein Beleg dafür ist, dass die Fernsehausbildung beim Bayerischen Rundfunk auf höchstem journalistischen Niveau stattfindet. Das motiviert unser Ausbildungsteam enorm."
Anja Miller, Leiterin der Ausbildungsredaktion des Bayerischen Rundfunks
Die Reportage
Sendeplatz: Vor Ort - Die Reportage
Titel: Mission Verantwortung
Untertitel: Jugendliche im Zeltlager
Sendung: 5. Juni 2012, 21.15 Uhr, Bayerisches Fernsehen
Autoren: Antonia Goldhammer, Wolfgang Kerler, Vanessa Lünenschloß
Redaktion: Wolfgang Günther (Ausbildungsredaktion), Corinna Spies (Sendeplatz)
Leitung: Ludwig Maaßen (Ausbildungsredaktion) (seit 1.9.12: Anja Miller)
Die Kunst des Erzählens
Bei der Preisverleihung dankten die Autoren der Ausbildungsredaktion des BR, dass sie den Volontären jedes Jahr die Möglichkeit gibt, halbstündige Reportagen zu produzieren. Ein großes Lob ging außerdem an Fernsehtrainer Wolfgang Günther, von dem sie gelernt hatten, wie man authentische und spannend erzählte Reportagen produziert und an die "Vor Ort"-Redaktion, die jedes Mal Sendeplätze für Volo-Reportagen bereitstellt
Die drei Volontäre des Bayerischen Rundfunks - ihre Ausbildung ist inzwischen abgeschlossen - konnten sich gegen mehr als 50 Konkurrenzbeiträge durchsetzen. Alle drei arbeiten weiterhin für den BR. "Wir haben uns schon ein paar Mal zusammengesetzt und über mögliche gemeinsame Zukunftsprojekte gesprochen", erzählt Vanessa Lünenschloß. "Wir wollen auf jeden Fall wieder einen Film zusammen drehen."
Ausgezeichnet
Mit ihrem Journalistenpreis prämiert die Robert-Bosch-Stiftung Beiträge, die beispielhaft erklären, wie und warum Menschen freiwillig für sich und für andere Verantwortung übernehmen. Ausgezeichnet werden Journalisten aus Print, Hörfunk und Fernsehen, der Preis ist mit jeweils 10.000 Euro dotiert.
Es ist das erste Mal, dass eine BR-Produktion mit dem Journalistenpreis der Robert-Bosch-Stiftung ausgezeichnet wurde.