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Besuch am Set Alpiner Drehort für "Die Puppenspieler"

Knapp 30 Journalisten bemühten sich vergangenen Mittwoch um die schönsten Fotos und die besten Statements. Vor Ort waren die vier Hauptdarsteller, unter ihnen Herbert Knaup in der Rolle des Jakob Fugger. Aufwändige Roben im Stil des 15. Jahrhunderts, täuschend echte Requisiten und ein störrisches Ochsengespann ließen erahnen, wie viel Schweiß und Arbeit in dieser Produktion stecken.

Von: Julius Bauer

Stand: 20.07.2015

Die Puppenspieler - Setbesuch: v.li.n.re: Sascha Alexander Geršak in der Rolle des Anton Eberding (Rechte Hand Jakob Fuggers); Jürgen Schlagenhof, Drehbuchautor; Barbara Thielen, Produzentin; Herbert Knaup als Jakob Fugger; Helen Woigk als  Zigeunerin Saviya; Samuel Schneider als Richard; Rainer Kaufmann, Regisseur; Stephanie Heckner, Redaktion BR; Kathrin Richter, Drehbuchautorin; Matthias Adler, Producer | Bild: BR/Julius Bauer

Der zweiteilige Film "Die Puppenspieler" spielt Ende des 15. Jahrhunderts und erzählt die Geschichte des elfjährigen Richard, der dabei zusehen muss, wie seine Mutter als Hexe verbrannt wird. Die Traumatisierung, die dieser Junge erfährt, die Ohnmacht und Verlorenheit, der Hass auf die Kirche, der sich daraus ergibt, all das ist einem so nah, auch wenn die Geschichte so weit entfernt am Anfang der Renaissance spielt.

Networking im 15. Jahrhundert

An der Hand des kleinen Richard, der mit Jakob Fugger verwandt ist, taucht man ein in die Welt der deutschen Medici, als die die Fugger damals galten. Von Jakob Fugger lernt Richard, was es heißt, ein guter Puppenspieler zu sein. Einer, der nicht in blinder Wut um sich schlägt, sondern kleine Ziele fürs große Ziel opfert. Einer, der ein Stratege ist, der seine Impulse kontrolliert, ein großer Netzwerker mit Weitblick.

Komparsen beim Dreh für "Die Puppenspieler"

In der Beeinflussung der Papstwahl im Konklave von 1492, in dem Borgia als Papst hervorging, verbinden sich die Zielsetzungen von Richard, der seine Mutter rächen will und ein wütender Gegner der Hexenverfolgung ist, mit denen von Jakob, für dessen Geschäfte Borgia auf dem Papststuhl dienlich zu sein schien.

Die Beeinflussung dieser Papstwahl durch Fugger haben zwar die Drehbuchautoren Richter und Schlagenhof erfunden, nicht aber die Methode an sich: Fugger hat 1519 tatsächlich einen Hierarchen gekauft. Er bestach die Kurfürsten mit über 800.000 Gold-Gulden und machte so den spanischen König Karl V. zum deutschen Kaiser.

"Das Besondere an den Puppenspielern ist, dass sich das Schicksal erfundener und historischer Figuren eng miteinander verknüpft und sich so in diesem Zweiteiler ein Stück Geschichte im Übergang vom Mittelalter zur Moderne sehr lebendig und nah erleben lässt."

Stephanie Heckner (Zuständige BR-Redakteurin)

Besuch am Set auf dem Wank

Der Film spielt in Rom, Florenz und Augsburg, gedreht wird er aber in Prag und Umgebung, in ganz Bayern sowie in der Toskana.

"Wir konnten uns erst auch nicht vorstellen, wie es sein würde Szenen, die in Augsburg spielen, in Tschechien nachzustellen. Leider gibt es das Augsburg von früher nicht mehr und in Tschechien fanden wir noch Bauten aus dieser Zeit," sagte Regisseur Rainer Kaufmann beim Pressetermin auf dem Wank. Dort wurden die Szenen einer Alpenüberquerung Fuggers mit Silber im Gepäck gedreht.

Für die Presse legte das Team eine kleine Drehpause ein. Auf dem nahegelegenen Berggasthof wurden Fragen gestellt. Was sind die besonderen Schwierigkeiten bei diesem Projekt? Gibt es schon einen Sendetermin? Und was kostet eigentlich das Ganze?

"Die mehr als 600 Seiten Romanvorlage von Tanja Kinkel in ein spannendes Drehbuch zu packen war besonders schwer."

Stephanie Heckner

Einen Sendetermin gibt es noch nicht. Und Rainer Kaufman klärte die finanzielle Frage: "Es wird doppelt so teuer aussehen, wie es war."

Damals wie heute?

Das Ergebnis soll ein "aktueller Roadmovie in historischem Mantel" sein, so Barbara Thielen, die Produzentin des Films. Der aktuelle Bezug bestehe in der heutigen Globalisierung, die mit Personen wie Jakob Fugger damals ihren Anfang nahm. Außerdem habe die Frage um Akzeptanz und Toleranz gegenüber Andersdenkenden oder Andersgläubigen, aber auch deren Verfolgung schon damals eine große Rolle gespielt, in Form von Inquisition und Hexenverbrennung. Heute würden Globalisierung und religiöse Interessen verschmelzen, aus denen andere, aber doch sehr ähnliche Konflikte, wie damals Ende des 15. Jahrhunderts, resultieren.

Weniger philosophisch wurde es dann beim Fototermin am Set. 30 Grad und Sonnenschein. Das war sowohl für die Schauspieler in ihren dicken Roben eine Herausforderung, als auch für die Fotografen, die ihre Mühe hatten, schöne Fotos in der Mittagssonne zu schießen. Insgesamt war deshalb auch auf beiden Seiten Erleichterung zu spüren, als die Presse dann am Nachmittag diesen letzten Tagesordnungspunkt abgehakt hatte und wieder gen München aufbrach.


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