Der große Helmut-Dietl-Abend "A bissel was geht immer"
Kaum einer hat die deutsche Filmszene so geprägt wie Helmut Dietl. BR Fernsehen würdigt den verstorbenen Regisseur, Autor und Produzenten mit einer neuen Dokumentation und einer Auswahl seiner besten Werke.
Helmut Dietl war einer der wichtigsten deutschen Filmemacher: "Münchner Geschichten", "Monaco Franze", "Kir Royal", "Schtonk!" oder "Rossini" – seine Fernsehserien und Kinofilme kennt fast jeder. Im Juni 2014, anlässlich seines 70. Geburtstags, gab er dem Fernsehautor Lars Friedrich ein langes TV-Interview. Ursprünglich geplant als Porträt des Regisseurs, Autors und Produzenten für "Capriccio" im BR Fernsehen, wurde es schließlich sein letztes großes TV-Interview. Bereits dreimal zuvor hatte Friedrich ihn getroffen, sie kannten sich. "Helmut Dietl war ein ganz herausragender, ein feiner, sensibler, intelligenter Regisseur, und es gibt niemanden in Deutschland, der so gute Dialoge geschrieben hat, wie er", so der BR-Kulturjournalist. "Bei Dietl sprechen die Menschen, wie Menschen sprechen – nur besser." Verdichtet und pointiert, der Wortwitz sei die große Stärke des Regisseurs gewesen. Für das Interview haben sich die beiden im "Rossini" in der Münchner Türkenstraße getroffen. Dietl blickte auf sein Leben zurück, erzählte von seiner Kindheit, seinen Sehnsüchten und dem Scheitern. Er tat dies, gezeichnet von seiner Krankheit, mit großer Offenheit – melancholisch, ehrlich, selbstironisch. Das Gespräch war Rückblick, Bilanz und Vermächtnis.
"Ich glaube, er wollte mit diesem Interview auch sein fernsehmediales Nachleben selbst inszenieren, mitbestimmen, mitverfügen – das ist ja auch typisch für einen Regisseur und noch dazu für einen wie Dietl", so Friedrich. Tatsächlich wurden Teile davon nach Dietls Tod im Frühjahr 2015 auch für seinen Nachruf im Ersten verwendet. Jetzt, eineinhalb Jahre später, werden weitere, bisher unveröffentlichte Ausschnitte dieses letzten langen Dietl-Interviews in der neuen Dokumentation "Schwermut und Leichtigkeit. Dietls Reise" gezeigt. Lars Friedrich lässt darin auch Dietls Witwe Tamara, den Produzenten Günter Rohrbach, mit dem Dietl eine enge Freundschaft verband, und seinen Jugendfreund Herbert Goigner zu Wort kommen. Außerdem die Schauspieler Günther Maria Halmer und Michael "Bully" Herbig, aber auch Iris Berben, die zwar nie bei ihm gespielt hat, aber eine Freundin war.
"Helmut Dietl war ein großes Münchner Talent, eine prägende Figur der Fernsehgeschichte, gerade auch für den BR, mit dem er viele seiner Serien und Filme produziert hat", sagt Anke Mai, BR-Programmbereichsleiterin Kultur. Das BR Fernsehen würdigt Helmut Dietl am 22. Oktober und zeigt neben der Dokumentation auch eine Auswahl seiner besten Werke: Die Medien- und Gesellschaftssatire "Schtonk!" über den Skandal der gefälschten Hitler-Tagebücher brachte Dietl eine Oscar-Nominierung ein. Der Tscharlie in seiner ersten Fernsehserie "Münchner Geschichten", der war Helmut Dietl auch ein Stück weit selbst. Die Serie "Der ganz normale Wahnsinn" ist die erste Zusammenarbeit von Helmut Dietl und Helmut Fischer. Die Kultserie „Monaco Franze – Der ewige Stenz“ ist eine Liebeserklärung an seine Heimatstadt München, an ihr einmaliges Lebensgefühl – und an die Frauen. "Kir Royal“ über die Münchner Schickeria war Helmut Dietls letzte Fernsehserie. Der BR ist auch Kulturpartner der Ausstellung "Der ewige Stenz – Helmut Dietl und sein München" im Literaturhaus München, zu sehen vom 13. Oktober 2016 bis 26. Februar 2017.