Hubert und Staller Zwei Münchner im Himmel
Christian Tramitz und Helmfried von Lüttichau ermitteln als "Hubert und Staller" erfolgreich im ARD-Vorabendprogramm. Am 20. Januar startet die fünfte Staffel, am Tag darauf läuft ein Spielfilm. Ein Besuch bei den Dreharbeiten
Helmfried von Lüttichau beugt sich aus dem Fenster: "Hast du in die Aufnahme reingerufen, mein Sohn?" Ein Techniker hat versehentlich die Szene gestört. Im Heimatmuseum Wolfratshausen wird gerade Folge 75 von "Hubert und Staller" gedreht: "Neues Glück im alten Bett". Ein Securitymitarbeiter wurde tot im Museum aufgefunden, erdolcht mit einem historischen Säbel. Jetzt sind natürlich die eigenwilligen Ermittlungsmethoden von Polizeiobermeister Franz Hubert (Christian Tramitz) und Johannes Staller (Helmfried von Lüttichau) gefragt, die sich ungelösten Fällen gern mit kryptischen Zeichnungen und trockenen Kommentaren widmen.
Absurde Fälle vor grandioser Kulisse
Seit fünf Jahren ermitteln Hansi und Hubsi im bayerischen Alpenvorland, zwischen Yachtclub und Fitnessstudio, Hobbyimkern und Altenheimen. Auch in der neuen Staffel sind die Fälle wieder herrlich absurd und anarchisch – vom Nacktjogger bis zur entlaufenen Schildkröte – und geraten manchmal etwas in den Hintergrund, weil die Figuren und Dialoge eigentlich genauso unterhaltsam sind wie die Geschichten. Bei "Hubert und Staller" verbindet sich bayerische Erzähltradition mit Elementen amerikanischer Kultkrimis wie "Starsky und Hutch" oder "Columbo" zu einer Art Bavarian Screwball-Crime-Comedy: gemütlich, grantig und genial.
"Ich glaube, was total unterschätzt wird, ist das Ensemble, das wir haben", erzählt Christian Tramitz in einer Drehpause. "Das ist wirklich grandios. Wir zwei funktionieren nur, weil wir dermaßen hochwertig eingerahmt sind." Und Helmfried von Lüttichau ergänzt: "Vor allem auch in der Zusammenstellung. Da hat man das Gefühl, als würde das schon immer so zusammengehören." Auch die Figuren ergänzen sich grandios: Annett Fleischer ist als Polizistin Sonja Wirth im Revier quasi allein unter Irren ("Super, alle machen, worauf sie Bock haben und ich die Arbeit."), Michael Brandner pflegt als Revierleiter Girwidz eine variantenreiche Fassungslosigkeit und Paul Sedlmeier muss als pummeliger Spätzünder Riedl ("ein Mann mit verborgenen Talenten") immer die Jobs übernehmen, vor denen sich alle andern drücken. Außerdem gehören noch Hannes Ringlstetter, Karin Thaler und Carin C. Tietze zum Stammteam – allesamt großartige Schauspieler mit einem ausgeprägten komödiantischen Talent. Nicht zu vergessen: die Regisseure und Autoren, wie Reinhard Krökel und Moritz Freitag. Sie haben das schon beim Lesen sehr lustige Drehbuch von Folge 75 geschrieben.
Entstanden sind "Hubert und Staller" aus dem legendären Wilderer-Sketch aus der Comedyshow "Tramitz and Friends", in dem sich ein Jäger (von Lüttichau) und ein Wilderer (Tramitz) auf Fantasiebayerisch unterhalten. "Wir hatten uns bestimmt 30 Jahre nicht gesehen", erzählt Christian Tramitz. Aber als er den Sketch drehen wollte, war ihm klar: "Das kann nur der Helmfried spielen" Die Idee, aus "den zwei Deppen" eine Serie zu machen, hatte später ihr Produzent Oliver Mielke. "Der hat erkannt: Da steckt was drin." Tramitz und von Lüttichau kennen sich noch aus der Schulzeit. "Wir waren richtig dick befreundet und fast jeden Tag zusammen", erinnert sich Helmfried von Lüttichau. "Und wir haben uns ziemlich viel Schmarrn ausgedacht." Neben Telefonstreichen und dem lautmalerischen Fantasiebayerisch, zu dem sie die dialektfesten Mopedgangs vom Pasinger Bahnhof inspiriert hatten, waren das auch Imitationen von Jürgen von Manger und Adolf Gondrells "Münchner im Himmel". Dazu kam mit Helmut Qualtinger und Karl Valentin die erste Liga deutschsprachiger Komödianten, die die Absurditäten des Alltags und die Abgründe der menschlichen Seele auf die Spitze treiben konnten, wie sonst kaum jemand.
"Das hat mich immer fasziniert," sagt von Lüttichau und Tramitz wundert sich: "Ich glaube, das ist so ein Gen, das hat man oder man hat es nicht. Das ist ja eigentlich eher ungewöhnlich, dass man als Kind Qualtinger oder Jürgen von Manger gut findet." Aber es sensibilisiert – für die Vielschichtigkeit von Charakteren und Sprache, beides wesentliche Qualitäten von "Hubert und Staller".
Zeitgemäße Figuren
Mit all ihren Schwächen – im Überbringen von Todesnachrichten sind beide extrem ungeschickt, überhaupt benehmen sie sich oft eher wie große Jungs und nicht wie erwachsene Männer – sind Hubert und Staller sehr zeitgemäße Figuren. Die Frauen in der Serie spielen meistens eine deutlich souveränere Rolle. Trotzdem haben Hubert und Staller ihren ganz eigenen, liebenswerten Charme. "Diese Charaktere sind aus einer langen, gemeinsamen Arbeit entstanden. Das ist natürlich auch ein wahnsinniges Glück, wenn man diese Zeit hat", meint Helmfried von Lüttichau. Mit viel Elan und Spaß mischen er und Christian Tramitz sich in die Aufnahmen ein. "Sobald es Routine wird, müssen wir sofort aufhören." "Ja, wenn wir anfangen die Lust zu verlieren oder die Leute uns nicht mehr sehen wollen. Aber so hat man das Gefühl, es wächst immer was nach, es fällt uns auch immer wieder was ein." Klingt, als könnte es ewig so weitergehen. Die sechste Staffel ist auch schon genehmigt. Von Lüttichau: "Was hast du neulich gesagt? Mal sehen, wer länger durchhält." Tramitz: "Das Polizeiauto oder wir. Das geht nämlich auch schon am Stock."