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Fred Rauch "Mister Wunschkonzert"

Der Wiener Fred Rauch war ein Multitalent: Autor, Liedtexter, Kabarettist, Maler und Conferencier. Schon ab 1946 für Radio München tätig, wurde er weltweit bekannt als Moderator von über 1.500 Wunschkonzertsendungen „Sie wünschen?“.

Von: Historisches Archiv, Bettina Hasselbring

Stand: 31.10.2023

Fred Rauch (1909-1997) in den 1960er Jahren | Bild: BR, Historisches Archiv

Vom Textilhandwerker zum Kabarettisten

Fred Rauch wurde am 28. September 1909 in Wien geboren. Er besuchte die Handelsschule, lernte das Textilhandwerk und trat 1934 in das Textilunternehmen seines Vaters ein. Nebenbei versuchte er sich als Autor für eine Modezeitschrift und als Zeichner. Im Zweiten Weltkrieg war er Soldat, fast ausschließlich im Raum München, und zugleich Mitglied im Soldaten-Kabarett „Die Schwinge“, wo er den Komponisten Fred Sporer kennenlernt.
Nach 1945 blieb Rauch in München und trat in verschiedenen Kabaretts, z.B. dem „Bunten Würfel“, auf. Hier wurden Helmuth M. Backhaus und der amerikanische Kontrolloffizier Walter Kohner auf ihn aufmerksam und holten Fred Rauch zu Radio München.

Engagement in Funk und Fernsehen

Es war Jimmy Jungermann, der Leiter der Abteilung Tanzmusik, der Fred Rauch ermutigte, zum Radiomoderator zu werden und ihn 1946 in der Sonntagssendung „A warmer Ofen, a Schalerl Kaffee“ plaudern ließ. Schnell wurde der charmante Wiener zum Radioliebling.

Von 1946 bis zu seinem Tod im Juni 1997 konzipierte und moderierte der gebürtige Wiener allein über 2.000 Rundfunksendungen im Bayerischen Rundfunk, darunter „Gute Noten für gute Noten“, ”Noten und Anekdoten”, ”Poesie nach Noten”, ”Viel Schall und etwas Rauch”.

Außerdem moderierte Rauch viele Sondersendungen zu Ländern und Städten, Jahreszeiten, Opern und Operetten, zum Fasching und Sprachkurse sowie soziale Sendungen wie die "Pfennigparade". In seiner Weihnachtssendung "Weihnachtslieder aus aller Welt" stellte Fred Rauch zwischen 1958 und 1994 Lieder und Bräuche aus aller Welt vor. Vereinzelt moderierte er auch im Fernsehen, etwa das Jubiläum 25 Jahre „Sie wünschen” am 17. Januar 1974 in der Münchner Olympiahalle oder die Oberkrainer-Show ”Mit Walzer und Polkas um die Welt” ein Jahr vorher.

Das beliebte Wunschkonzert

Das Radio-Wunschkonzert "Sie wünschen? Wir spielen Ihre Lieblingsmelodien" ging 1.500 Mal über den Äther, von 1947 bis 1978. Auch wenn der Name "Wunschkonzert" stark an die gleichnamige Sendung während des Zweiten Weltkrieges erinnerte, schaffte Rauch es schnell, mit seiner Mischung aus Operettenmelodien, Couplets und Liedern aus den 1920er Jahren und neuen deutschen Schlagern, den Musikgeschmack zu prägen und eine große Fangemeinde anzusammeln.

Hörerpost aus dem Nachlass Fred Rauch  | Bild: BR, Historisches Archiv

Hörerpost aus dem Nachlass Fred Rauch

Rauch sprach eigene Zwischentexte und übermittelte die Hörerwünsche. Er bot damit für viele Deutsche in der DDR und in Südosteuropa eine Brücke an und wurde für viele Hörer*innen eine wichtige Identifikationsfigur.

Neben Liedwünschen wurden auch sehr persönliche Dinge erzählt, der Radiomoderator Rauch wurde zu einem ”Mitglied” vieler bayerischer Familien.

Hörerpost aus der ganzen Welt

Hörerpost aus der ganzen Welt erreichte die Redaktion körbeweise. Rund 1,5 Millionen Hörerbriefe erhielt der Wiener in 30 Jahren, aus weit über 100 Ländern. „Wir machten Musik! Wir machten Programm! Wir machten Sendungen! Es war eine herrliche Zeit!“, erinnerte sich Rauch später in einem Interview.

Rundfunkgeschichte(n): Fred Rauch begrüßt zum „Wunschkonzert“ und erzählt von den unterschiedlichen Hörerwünschen

Ein Wiener mit Charme

Auch die bayerische Polizei mag den Wiener. Als Rauch an einem heißen Sommer-abend vor offenem Mikrofon klagt „Jetzt waar eine frische Halbe recht“, bringt ihm zehn Minuten später ein Streifenwagen ein gekühltes Bier ins Studio. Neben seiner freien 40jährigen Funktätigkeit  - auch für den ORF und den italienischen Sender RAI Bozen - arbeitete Rauch für das damals neue Medium Fernsehen, moderierte Bälle oder Modenschauen, schrieb Bücher, dichtete, sang und malte – ein Tausendsassa, der mit seinem Wiener Charme, Humor und seiner Stimme zu einem Markenzeichen des Bayerischen Rundfunk wurde. Großen Erfolg hatte er als Liedtexter von Evergreens, wie „Aber mei Hans, der kann`s“, „Glaube mir“, Schützenliesl“ oder „Zwei Spuren im Schnee“ sowie als Entdecker der „Original Oberkrainer“.

Quizmaster sucht die „ideale Frau“

Szene aus der Sendung "Die ideale Frau" im Werbefernsehen mit Fred Rauch als Moderator und Kandidatinnen, die Flecken entfernen, 1956-1958

Ende der 1950er Jahre schrieb und moderierte Fred Rauch 35 Folgen eines etwas kuriosen Fernseh-Quizs mit dem Titel „Die ideale Frau“. In der Sendung mussten sich die Kandidatinnen – passend zum zeitgenössischen Frauenbild der 1950er Jahre – neben Fragen zum Allgemeinwissen als praktische Übungen beispielsweise in den Kategorien Hemdenbügeln, Kartoffelschälen oder Kinderverarzten messen.

Am 1. Juni 1997 starb Fred Rauch in seinem 88. Lebensjahr in Gmund am Tegernsee. Der umfangreiche Nachlass befindet sich im Historischen Archiv des Bayerischen Rundfunks.


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