Alois Johannes Lippl Der erste Rundfunkratsvorsitzende
Alois Johannes Lippl wurde 1949 Vorsitzender des ersten Rundfunkrats. In dieser Funktion nahm er am 25. Januar 1949 zusammen mit Intendant Rudolf von Scholtz die Lizenzurkunde für den Bayerischen Rundfunk aus den Händen der amerikanischen Besatzungsmacht an.
Kindheit und Jugend
Geboren wurde Alois Johannes Lippl am 21. Juni 1903 in München. Mit zweieinhalb Jahren bekam er Kinderlähmung und konnte erst mit zwölf, nach zahlreichen Behandlungen und einer Operation, sein Gehvermögen wieder erlangen.
Lippl besuchte in München die Oberrealschule und studierte von 1922 bis 1928 Germanistik, Kunstgeschichte, Theater- und Musikwissenschaften in München, Berlin und Paris. Bereits als Jugendlicher schrieb er Gedichte und kurze Texte. Ab 1918 war er in der katholischen Quickborn Jugendbewegung aktiv und begann bei den Spielscharen seine Theaterlaufbahn.
Theater und Rundfunk
Lippl war vor allem als Bühnenautor bekannt, beschäftigte sich aber auch intensiv mit Rundfunk und Film, später auch als Regisseur, Drehbuchautor und Dramaturg, besonders für Hörspiele. Mit Bearbeitungen seiner populären Bühnenstücke („Die Pfingstorgel“, „Der Holledauer Schimme“ u.v.a.) wandte er sich schon in den 1930er Jahren dem Rundfunk und dem Film zu. Am 15. Oktober 1932 begann er als Spielleiter bei der Bayerischer Rundfunk GmbH. Am 1. Mai 1933 wurde er Oberspielleiter und Leiter der Abteilung Hörspiel. Nach der Neuorganisation der Gruppe Sendung übernahm er ab 1. Juli 1934 die Leitung der Abteilung Unterhaltung.
Alois Johannes Lippl im Nationalsozialmus
Zum 1. Oktober 1935 kündigte Lippl seinen Vertrag beim Reichssender München. Laut Fragebogen des Military Government of Germany hätte ein weiterer Verbleib den Eintritt in die Partei nötig gemacht. Ebenso lag ihm ein besser dotierter Vertrag bei der Ufa vor. Als Autor war er im Dritten Reich durchaus respektiert. Sein Heimatbegriff entsprach dem Weltbild der Zeit, gleichzeitig passte seine Religiosität nicht in das System des Nationalsozialismus. Von 1935 bis 1944 arbeitete er als freier Schriftsteller und als Regisseur im Film, bei der Ufa, bei Tobis und der Bavaria-Film GmbH. Er realisierte in dieser Zeit Filme mit Attila Hörbiger, Luis Trenker oder Heli Finkenzeller. Gleichzeitig arbeitete er an den Kammerspielen und am Staatsschauspiel. 1944 trat er in den Dr. Heinrich Bauer Verlag, als Verlagsleiter für den gefallenen Inhaber Heinrich Buchner ein.
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Vom Autor zum Intendanten
Nach Kriegsende, von 1945 bis 1946, baute Lippl im Auftrag von Kardinal Faulhaber die Katholische Kirchenzeitung auf und fungierte dort als Chefredakteur. 1947 wurde er Präsident des Bayerischen Jugendrings. Im Mai 1948 übernahm er die Intendanz des Bayerischen Staatsschauspiels als Nachfolger von Paul Verhoeven. Er verantwortete den Aufbau des Residenztheaters bis zur feierlichen Eröffnung 1951. Ende 1952 wurde sein Vertrag beim Bayerischen Staatsschauspiel auf eigenen Wunsch nicht mehr verlängert. Voraus gegangen waren längere Debatten im kulturpolitischen Ausschuss des Bayerischen Landtags und Forderungen der SPD, die ihm Fehlinszenierung und zu hohe Kosten beim Wiederaufbau vorwarfen und seine Abberufung forderten.
Rundfunkratsvorsitzende und Autor
"1949 erhielt Lippl in seiner Funktion als Intendant des Bayerischen Staats-schauspiels einen Sitz im neugeschaffenen Rundfunkrat des Bayerischen Rundfunks, damals noch Radio München. Am 7. Januar 1949 wurde er mit 20 von 28 Stimmen zum ersten Vorsitzenden des Rundfunkrats gewählt. Bereit 1945 hatte er die Aufgaben des Rundfunks nach Ende der nationalsozialistischen Jahre ausführlich beschrieben. Es ist klar, dass damit auch eine der vornehmsten und dringlichsten Aufgaben des Rundfunks besteht, die Türen und Fenster wieder weit in die Welt zu öffnen, um an dem kulturellen Leben aller Völker teilzunehmen. Zwölf Jahre lang waren wir von der Umwelt und von wertvollsten Teilen der eigenen Kultursubstanz abgetrennt (…) Die beiden grossen Inhalte für das Programm des bayerischen Rundfunk sind damit gegeben: HEIMAT UND WELT."
(Der bayerische Rundfunk als Aufgabe)
Die erste Amtsperiode des Rundfunkrats endete turnusmäßig nach zwei Jahren am 22. Dezember 1950 und damit auch die Amtszeit von Alois Johannes Lippl als Vorsitzender. Die im Rundfunkrat vertretenen Organisationen entsandten teilweise neue Vertreter. Dieter Sattler, der bis dahin der Vertreter der Staatsregierung war, vertrat ab 1951 den Bühnenverband im Gremium. Er löste Alois Johannes Lippl und damit das Staatsschauspiel im Rundfunkrat ab. Bei der Neukonstituierung am 16. Januar 1951 wurde Dieter Sattler zum neuen Rundfunkratsvorsitzenden gewählt.
Alois Johannes Lippl arbeitete bis zu seinem frühen Tod 1957 als freier Autor und Regisseur, unter anderem für BR-Produktionen im Hörfunk und Fernsehen. Am 8. Oktober 1957 starb er im Alter von 54 Jahren an einem Herzinfarkt.