"Ich war 1926 zum Rundfunk gekommen, und ungefähr ein Jahr später ist das passiert: Ich wurde zu dem Platz vor dem Kriegerdenkmal geschickt, jedes Mal an dem Tag, der heute Volkstrauertag heißt und damals Heldengedenktag hieß. Und da passierte nun folgendes: Ich hatte das Zeichen bekommen: Der Sender ist eingeschaltet. Es gab damals ja nur Livesendungen, denn die Aufnahmetechnik war noch nicht entwickelt. Ich sollte also ansagen, und ich habe auch angesagt, nachdem ich das Lichtzeichen bekommen hatte. Aber es ging nicht los. Es war nur ein Flüstern und ein Murmeln über dem Platz, aber es fand nichts statt. In meiner Verlegenheit habe ich die Ansage wiederholt nach ein oder zwei Minuten, und ich habe sie auch noch ein zweites Mal wiederholt. Es ging aber nicht los. Aber ein Techniker kam zu mir gelaufen und sagte mir: Hören Sie mal, das kann nicht losgehen, weil der Prinz des Wittelsbacher Hauses eine Autopanne auf der Anfahrt hat, und bevor er nicht da ist, kann man nicht anfangen. Und nun fühlte ich mich verpflichtet, dies meinen Hörern zu erzählen. Und aus der Erzählung entwickelte sich eine Schilderung des Platzes, der Vorgänge auf dem Platz, und als ich wieder nach der Veranstaltung in das Funkhaus zurückkam, sagte mir der Intendant von Boeckmann: Sagen Sie, wissen Sie, dass Sie eine ganz neue Sendeform erfunden haben?"

(Otto Freundorfer, 1927)