Unternehmen - Der BR


1

Tontechnik 1949 Die Cutterin und das Schallband

„Die Zauberin mit den Schallbändern“ nennt der langjährige Reporter des Bayerischen Rundfunks, Otto Willi Gail, die Tätigkeit der Tontechnikerin bzw. Cutterin – ein Blick in das Jahr 1949.

Von: Historisches Archiv, Bettina Hasselbring

Stand: 14.09.2023

Tontechnikerinnen Zenzi und Olga Kraus-Staudinger mit Bandsalat im Studio, um 1975 | Bild: BR, Historisches Archiv

Otto Willi Gail arbeitete seit 1928 (bis zu seinem Tod 1956) für den Rundfunk und hatte viel Kontakt zu Tontechnikerinnen und Cutterinnen, die hinter den Kulissen des Rundfunkbetriebs das Radioprogramm sendefertig machen. Weil diese Berufsgruppe nur selten in der Ansage genannt werde, nie ans Mikrophon komme und die Hörerinnen und Hörer nichts von ihr wüssten, beschrieb Gail die Arbeit in der Jubiläumsbroschüre „So lang der alte Pe…“ von 1949:

"Sie steht in einem der Räume des Funkhauses, gebeugt über Maschinen mit schnell kreiselnden Spulentellern; sie hantiert mit schmalen braunen Papierschlangen, mit Schere und Klebstoff, und dabei horcht sie mit stets gespannter Aufmerksamkeit auf den Kontrolllautsprecher, der ihr Tun in Tönen wiedergibt. Sie cuttert…Und das ist eine der diffizilsten Arbeiten, die das Funkhaus zu vergeben hat."

(Otto Willi Gail)

Ein Beruf für geduldige Frauen

Auffälligerweise sprach Gail nur von der Cutterin. Seiner Meinung nach könne dieser Beruf in erster Linie von Frauen ausgeübt werden, da sie nicht nur über ein „feines Gehör“ und „Tongedächtnis“ verfügen, sondern vor allem die „wesentlichen Voraussetzungen“ erfüllen: „eine unsagbare Geduld“.

Von der Schallplatte zum Schallband

Studio-Magnetophon R22 | Bild: BR, Historisches Archiv

Otto Willi Gail erinnerte daran, dass früher mehr live ausgestrahlt wurde, inzwischen aber die meisten Sendungen vor der Ausstrahlung im Tonstudio aufgenommen würden. Früher waren diese Aufnahmen ausschließlich Schallplatten, inzwischen aber habe man etwas Besseres gefunden: das Schallband.

"Das tönende Band ist ein schmaler Streifen aus einer papierähnlichen Masse, die so zäh ist, dass sich die Tontechnikerinnen aus den Abfällen aparte Einkaufstaschen zu stricken vermögen. Aber der eigentliche Zweck dieser Bänder ist ein anderer: Ihre Masse ist mit feinem Stahlstaub durchsetzt und daher magnetisierbar.
Das Band ist in großen Spulen, von denen jede 600 bis 800 Meter umfasst, aufgewickelt und läuft im Magnetofon mit einer Geschwindigkeit von etwa 70 Zentimetern in der Sekunde von einem Spulenteller zum anderen. Dabei gleitet es dicht an einem Elektromageneten (Aufnahmekopf) vorbei, der seinen Magnetismus auf das Band überträgt.
Da dieser Magnetismus aber von den elektrischen Stromschwingungen des Mikrofon herrührt, ist die Magnetisierung des Bandes nicht gleichmäßig, sondern stark wechselnd, und sie entspricht genau den Schallschwingungen, die das Mikrofon getroffen haben. Der Ton ist aufgezeichnet."

(Otto Willi Gail)


1