100 mal Gipfeltreffen Aufm Berg mit Schmidbauer und Ursula Heller
Zum 100. Mal lädt Werner Schmidbauer zum Gipfeltreffen – dem beliebten Wander-Talk in traumhafter Alpenkulisse, der seit 2003 im BR Fernsehen mehrmals im Jahr ausgestrahlt wird, und bei dem sich die Gäste (und der Moderator) die Gipfel-Brotzeit erst mal verdienen müssen. Auf der 100. Tour ist einiges anders. So erzählt diesmal auch Werner Schmidbauer von sich und seinem Leben. Als Gesprächs- und Wanderpartnerin hat er sich Kollegin Ursula Heller ausgesucht – gemeinsam geht es auf Schmidbauers Lieblingsberg, den Brünnstein.
In den vergangenen Jahren haben sich die Fans der Sendung "Gipfeltreffen" immer mal wieder gewünscht, dass Werner Schmidbauer von sich erzählen soll – so wie es sonst seine Gäste in der Sendung tun. Und mit der 100. Ausgabe seines "Gipfeltreffens" ist dieser Wunsch nun umgesetzt worden.
In der Jubiläumsausgabe trifft der 59-jährige Schmidbauer eine von ihm besonders geschätzte Freundin und Kollegin: Ursula Heller.
"Wir haben uns in der Redaktion viele Gedanken gemacht, wie wir das 100. Gipfeltreffen gestalten wollen. Über die letzten Jahre haben wir sehr viele Zuschriften von Zuschauern bekommen, die sich wünschten, dass ich doch einmal mich als Gast in meiner eigenen Sendung einladen solle und ein wenig mehr von mir als Person zu erzählen. So kamen wir auf die Idee, zur 100sten Ursula Heller einzuladen und ein wenig die Rollen zu tauschen. Ursula und ich kennen uns seit 20 Jahren, haben viele Sendungen miteinander moderiert und sind über die Jahre sehr gute Freunde geworden. Herausgekommen ist dann auf dem Berg schließlich ein Gespräch unter zwei Freunden, in dem wir ungewöhnlich vieles und nahes vom anderen erfahren haben."
Werner Schmidbauer
Verwandte Seelen
Und dabei treffen zwei verwandte Seelen aufeinander. Im Rollentausch zwischen Gipfelstürmer-Moderator Schmidbauer und Rundschau-Moderatorin Heller tauchen viele Gemeinsamkeiten auf, so auch Schicksalsschläge, die sie in ihrer Jugend verkraften mussten:
Schmidbauer verlor den Vater bei einer Bergtour in den achtziger Jahren, Ursula Hellers Mutter starb an einem Gehirntumor, als sie selbst erst 13 war. Ein Einschnitt, der ihr Leben nachhaltig veränderte.
Ursula Heller spricht in der aktuellen Sendung auch über ihre Brustkrebs-Erkrankung, die im vergangenen Jahr diagnostiziert worden war. Nach dem ersten Schock kämpfte sie, ließ sich operieren – mit Erfolg. Mit einem spontanen Fest feierte sie ihren "zweiten Geburtstag".
"Die Herausforderung der Gesprächs-Situation war der schmale Grat zwischen privat und 'allzu-privat', zumal Werner und ich gute Freunde sind. Komplett anders also als ein Politiker Interview im Studio. Und am Ende – auf dem Gipfel – war ich so beeindruckt, dass ich am liebsten nur noch geschwiegen und genossen hätte. Ich dachte, ich sei am Ziel – aber da ging's nochmal richtig los mit Reden... Für Werners Lieblingsberg, den oben sehr ausgesetzten Brünnstein, habe ich sogar meine Höhenangst überwunden, weil es für mich eine besondere Freude war, diese Jubiläums-Wanderung machen zu dürfen!"
Ursula Heller über den Rollentausch
Ungewohnt war diese Situation natürlich auch für den Moderator Schmidbauer. Bisher war er derjenige der die Fragen stellt und nun musste er sie beantworten.
"Das war anfangs schon ein wenig seltsam und befremdlich, weil ich das ja in 18 Jahren Gipfeltreffen überhaupt nicht gewohnt war, etwas über mich selbst zu erzählen und generell in meinen 36 Jahren als Moderator beim BR mein privates Leben eher aus dem Fernsehen herausgehalten habe. Aber Ursula hat auch sehr viel und offen über sich erzählt, und so hat sie es mir dann doch leicht gemacht, mich zu öffnen. Aber nach dieser Erfahrung habe ich noch mehr Respekt bekommen vor meinen Gästen, die mir bei den Gipfeltreffen ihr Leben und ihre Geschichte so bereitwillig offen legen."
Werner Schmidbauer
Wie alles begann
Die Idee zur Sendung "Gipfeltreffen" hatte Werner Schmidbauer – wie kann es anders sein – bei einer Bergtour mit einem Freund, vor traumhafter Kulisse und bei guten Gesprächen.
Und auch in der Jubiläumssendung hat sich diese Hoffnung wieder einmal bestätigt. In kaum einer anderen Fernsehsendung erzählen die Gäste so offen und bereitwillig über ihr Leben, mit allen Höhen und Tiefen.
Dazu trägt neben der befreienden Atmosphäre in den Bergen immer auch das einfühlsame Moderieren Werner Schmidbauers bei. Nie hat man das Gefühl, er verfolgt eine Agenda und frägt die Gäste ab. Bei ihm erscheinen die Gespräche mühelos, ohne Hintergedanken und in einer zugewandten Haltung, die es seinen Gästen leicht macht.
"Definitiv hat sich diese Hoffnung erfüllt. Das Berggehen bringt Menschen näher, bringt sie zam. Sobald man ein paar Höhenmeter hinter sich bringt und auf die Natur schaut, wird der Kopf frei – und das Herz öffnet sich.
Die Fassade, die man sich unten oft zurechtlegen muss, bröckelt. Es geht nicht mehr, auch wenn das überkandidelt klingt, um Schein, sondern wirklich ums Sein. Und Werner hat die wunderbare Gabe, neugierig zu fragen und sich wirklich für sein Gegenüber zu interessieren. Da fällt es nochmal leichter, aufzumachen."
Ursula Heller
Rückblick
Vor 17 Jahren begann die Erfolgsgeschichte der Sendung Gipfelstürmer: Die erste Tour ging damals auf den Mitterberg – gemeinsam mit dem Schauspieler Elmar Wepper. Und nun zum Jubiläum gibt es diese und viele andere Sendungen zum Wieder-Sehen in einer "Gipfeltreffen-Nacht". Alle acht Folgen sind schon jetzt online in der BR Mediathek zu sehen.
Gipfeltreffen
Der erste Gast...
...war Elmar Wepper. "Für die Premiere mein absoluter Wunschgast", sagt Gastgeber Werner Schmidbauer, "weil Wepper seit Jahren in keine Talkshow mehr gegangen und von den herkömmlichen Studio-Talkshows eher enttäuscht war." Die erste Aufzeichnung war an einem Novembertag 2002.
Es herrschte ein sehr starker Fönsturm, der in unmittelbarer Nähe des Mitterbergs tausende von Bäumen knickte. Die Sudelfeldstraße und die Tatzlwurmstraße waren wochenlang wegen der umgeknickten Bäume gesperrt.
Fleischpflanzerl...
...gab es beim ersten Gipfeltreffen noch nicht. Stattdessen blies der Fönsturm Elmar Wepper während der Brotzeit die Wurst von der Semmel, aber der nahm es sportlich gelassen. Inzwischen gibt es die Fleischpflanzerl auch in der vegetarischen Variante.
40.000 Höhenmeter...
...wurden in 100 Sendungen gelaufen. Chef-Wanderer Schmidbauer hat es auf fast 100.000 gebracht. Denn er besichtigt jede Tour - manchmal mit dem Kameramann - mindestens einmal vor.
Das Gipfeltreffen-Team...
...besteht aus zehn Personen, angeführt von Stephan Nöbauer, der als Steadicam-Kameramann und Drohnen-Operator als einziger außer Schmidbauer alle 100 Folgen begleitet und wesentlich mitgestaltet hat… Insgesamt sind mit dabei: zwei Kameramänner mit je zwei Helfern, zwei Tonleute, eine Fotografin.
Der höchste Gipfel...
...war der Watzmann mit 2713 Metern. Wanderbegleitung und Gesprächspartner war Wolfgang Ambros. Das Team war schon am Vortag aus dem Tal zum Watzmann-Haus in 1930 Metern Höhe aufgestiegen, während "Wolferl" nach einem Konzert am Vorabend mit dem Material-Hubschrauber zur Hütte geflogen wurde. Schmidbauer: "Es war eine unglaubliche Energieleistung für das Team um den Steadycam-Kameramann Stephan Nöbauer, aber auch für den bekennenden Rock 'n' Roller und Lebemann Wolfgang Ambros, der am Gipfel erstmal einen Flachmann mit einem Gipfelschnaps aus der Jackentasche zog."
Die längste Anreise...
...hatte Abtprimas Notker Wolf, der extra für das Gipfeltreffen mit dem ersten Flieger aus dem Vatikan angereist war. Der Wetterbericht hatte Regen vorhergesagt, aber pünktlich mit dem Eintreffen des Benediktinermönchs brach die Sonne durch die Wolkendecke. Auf dem Gipfel gab es seine geliebten Wienerle, und im Gegenzug zückte der bekennende "Rolling Stones"-Fan und Musiker seine Querflöte, begleitet von Werner Schmidbauer auf der Gitarre, für eine improvisierte Version von "El Condor Pasa".
Die meisten Verschiebungen...
...gab es bei der Walkshow mit Theo Waigel. Fünfmal musste die Anreise nach Nesselwang wegen trüben Schneeregen-Wetters verschoben werden. Beim sechsten Mal spielte das Wetter mit, und Theo Waigel lud das gesamte Team zu einer Riesenportion "beste Kässpatzen der Welt" in eine urige Alpe auf halbem Weg ins Tal ein.
Die missglückteste Gipfelbrotzeit...
...war ausgerechnet die mit Sternekoch Alfons Schuhbeck. Dabei war Gastgeber Schmidbauer so gespannt auf das Urteil des Sternekochs über die hausgemachten Fleischpflanzerl. Aber unmittelbar nach der Ankunft auf dem Gipfel des Hirschberg brach ein Sturmgewitter los. Das nahe Hirschberghaus bot Unterschlupf, doch die Brotzeit fiel buchstäblich ins Wasser. Statt durchnässter Pflanzerl gab es trockene Kleidung vom Wirt - und köstliche Wiener Schnitzel, die Alfons Schuhbeck mit großem Appetit und Genuss verschlang.
Der ungewöhnlichste Gast...
...war Zuhal Soyhan. Die in der Türkei geborene, aber in Deutschland aufgewachsene Journalistin und Autorin, die für "Gipfeltreffen" von Beginn an die Gästerecherche und die Gesprächsdossiers übernimmt. Sie leidet von Geburt an unter einem Glasknochen-Körperbau. Zweimal, im Alter von 3 und 30 Jahren, wurde sie in der Türkei von einem großen Erdbeben verschüttet. Im Lauf ihres Lebens hat sie sich über 120 Knochenbrüche zugezogen. Werner Schmidbauer lud sie ein, selbst einmal Gast eines Gipfeltreffens zu sein, und schob sie mit dem Rollstuhl auf den Gipfel des Rauschbergs bei Inzell.
Das große Idol...
...für Werner Schmidbauer ist und war Fredl Fesl. Beide sind nach vielen Begegnungen auf Kleinkunstbühnen und gemeinsamen Auftritten befreundet. Fesl war bereits im 12. Jahr an Parkinson erkrankt, als Schmidbauer ihn zu einem Gipfeltreffen überredete. "Heraus kam ein für mich überragendes Gespräch voller Offenheit, Humor, Nachdenklichkeit und unerschütterlicher Lebensfreude."
Das bewegendste Gipfeltreffen...
...war das mit dem langjährigen bayerischen Grünen-Chef Sepp Daxenberger. Gerade erst erholt von seiner schweren Krebserkrankung, ging Daxenberger mit Schmidbauer auf den Heimatberg seiner Jugend im Berchtesgadener Land, den Grünstein am Fuße des Watzmanns. "Sichtlich bewegt versank Daxenberger am Gipfelkreuz in ein kurzes Gebet", erinnert sich Schmidbauer. "Es folgte ein bewegendes Gespräch über das Leben, den Glauben und den Tod." Kurz nach dem Gipfeltreffen kehrte die Krankheit zurück und kaum ein Jahr später starb Sepp Daxenberger. In einem in seinem Nachlass gefundenen Brief hatte er sich gewünscht, dass statt eines aufwändig produzierten Nachrufs "sein" Gipfeltreffen noch einmal gezeigt werden sollte.
Der Musiker Werner Schmidbauer
Werner Schmidbauer lernte schon in seiner Kindheit Gitarre, Schlagzeug und Saxofon spielen. Mit seinem Freund Ecco Meineke gründete er Anfang 1977 das Duo "Jedermann". Die beiden hatten damals den legendären Ruf, das jüngste Liedermacher- und Kabarettduo Münchens zu sein.
Live aus dem Alabama
Auf einer Liederbühne entdeckte ihn auch der Bayerische Rundfunk 1984.
Er wurde einer der Moderatoren der legendären Jugend-Talkshow "Live aus dem Alabama".
Rund 460-mal stand er dort vor der Kamera und erhielt schon im Debütjahr den "Adolf Grimme Preis".
Legendär die turbulente Sendung als eine Gruppe von Demonstranten die Sendung kapern und eigene Botschaften zur Hausbesetzerszene der Hamburger Hafenstraße platzieren wollte. Aber Werner Schmidbauer ließ sich das Mikro nicht wegnehmen.
Später war er dann der Nachfolger von Fritz Egner in der Sendung "Dingsda".
Und dann kam 2003 das "Gipfeltreffen" dazu. Seit Anfang an im Team dabei der Kameramann Stephan Nöbauer.
Der Lieblings-Berg
Die Touren werden passend zu den Gästen ausgesucht und dann geht Werner Schmidbauer sie vorab einmal zur Probe. Insgesamt rund 100.000 Höhenmeter schätzt er, sind dabei schon zusammengekommen. Und obwohl er nach sieben Knie-OPs (der Sport!) vor drei Jahren eine Knie Prothese bekam, fühlt er sich immer noch wahnsinnig fit. Für die Jubiläumssendung hat er sich nun eine ganz besondere Tour ausgesucht.
"Ich war schon mindestens 50 Mal auf diesem wunderbaren Gipfel, habe dort oben auf dem ausgesetzten Felsengipfel vor etwa 15 Jahren mein Lied 'Herobn' geschrieben und auch ganz viele Male auf der Hütte meines besten Freundes übernachtet, die etwas unterhalb des Gipfels steht. Ich liebe den Brünnstein sehr, weil er einen sehr schönen und versteckten Anstieg hat und die letzten 200 Höhenmeter zum Gipfel sehr alpin und ausgesetzt sind. Der Gipfel selber hat einen atemberaubend schönen Rundumblick auf das Inntal und die Hauptalpenkette. Eigentlich wollte ich den Brünnstein 'für mich' behalten und nicht für das Fernsehen öffentlich machen, aber die 100. Folge mit Ursula Heller war ein guter und würdiger Anlass, es nun doch zu tun."
Werner Schmidbauer
Und als besonderen Service gibt es auf der Seite der Sendung "Gipfeltreffen" alle Bergtouren mit Karten und Infos zum Nachwandern!