Rucksackradio Mit dem Radio in die Berge
Es war der 24. November 1948, dreiviertel sieben Uhr morgens. "Sie hören jetzt zum ersten Mal unsere neue Sendereihe 'Für den Bergsteiger'". Auf diesen Moment hatte Bruno Erath, Redakteur bei Radio München, lange hingearbeitet. Eine eigene Sendung, von Bergsteigern für Bergsteiger. Gemeinsam mit Redaktionsleiter Fritz Buschmann hatte er seine Idee verwirklichen können. Die Sendung heißt jetzt "Rucksackradio" und zählt immer noch zu einer der beliebtesten im Bayerischen Rundfunk.
Glaubt man einer Anekdote, so wurde Bruno Erath schon als dreijähriger Knirps von seinem Vater im Rucksack auf die Rotwand getragen. Auf jeden Fall war er alpin vorbelastet, erzählte er in einem Interview, da er aus einer alten Bergsteigerfamilie stammte. Seine Eltern waren bereits Gründer einer kleinen Münchener Alpenvereinssektion gewesen.
Als leidenschaftlicher Bergsteiger kannte sich Erath in den Bergen richtig gut aus. Seine Idee für eine Bergsteigersendung stieß im Sender allerdings nicht überall auf Begeisterung. Die Programmgestaltung von Radio München wurde von Offizieren der amerikanischen Besatzungsmacht kontrolliert und diese waren erst mal skeptisch. Doch Erath konnte überzeugen und seine Sendungsidee umsetzen. Der Erfolg gab ihm Recht, denn bereits nach kurzer Zeit war "Für den Bergsteiger" bei den Hörern sehr beliebt.
Erschwerte Aufnahmebedingungen
"Wir haben praktisch von Null an angefangen", erzählt der "Alpen-Bruno", wie er genannt wurde, im Interview. Das Informationsbedürfnis der Skifahrer, Wanderer und Kletterer nach dem Krieg sei groß gewesen. "Wir waren ja von allen Berg-Informationen abgeschottet. Welche Hütten gibt es noch, welche sind noch offen, wie komme ich da mit der Bahn hin?" In seiner 15-minütigen Sendung informierten Erath und sein Team all die "bergbegeisterten Otto-Normalverbraucher". Erath erkundete stets neue Touren. Die Aufnahmen vor Ort waren nicht einfach. Das Tonbandgerät war sehr schwer, füllte einen ganzen Rucksack und musste immer wieder aufgezogen werden.
Erath berichtete von den Bergen daheim, aber auch von fernen Gipfeln, die er bereist hatte. In der Sendung gab es aktuelle Informationen zu Wetter und Ausrüstung, aber auch Umweltschutzthemen lagen ihm am Herzen. Und zum Schluss vieler Sendungen ließ er das Lied der Berge erklingen, "La Montanara", das dadurch in Bayern erst richtig bekannt wurde.
Modernes Rucksackradio
1981 wurde "Für den Bergsteiger" in "Rucksackradio" umbenannt. 1987 ging Bruno Erath in Ruhestand. Ernst Vogt übernahm die Redaktionsleitung. Der gebürtige Allgäuer teilte mit seinem Vorgänger die Leidenschaft für die Berge. Er war Chef des Rucksackradios, leitete aber auch die Bayern 2-Redaktion "Bayern Freizeit und Bergsteiger". Vogt entwickelte das Rucksackradio zu einem modernen, erlebnisbetonten Radio-Magazin.
Ende der 80er Jahren kam Stefan Frühbeis ins Team. Beide Bergbegeisterten meisterten viele Touren zusammen, nicht nur auf die heimischen Gipfel. Sie bestiegen den Kilimandscharo, kletterten auf den Cotopaxi oder erklommen den Olymp. Sie veröffentlichten ein halbes Dutzend Bücher und luden zu zahlreichen Veranstaltungen ein. Mittlerweile ist Stefan Frühbeis Chef der Welle BR Heimat. Für ihn kam 2008 Andrea Zinnecker zu Ernst Vogt in die Redaktion. Wie ihr Chef und das gesamte Redaktionsteam ist die gebürtige Allgäuerin leidenschaftliche Berggängerin. Seit einem Jahr leitet Julia Zöller die Redaktion Bayern und Berge.
Für jeden was dabei
Das Rucksackradio - seit Juli 2017 samstags ab 6.05 Uhr in Bayern 2 zu hören - ist einzigartig, innerhalb der ARD und als alpine Hörfunkredaktion wahrscheinlich auch weltweit. Der Hörer bekommt Informationen über das Wetter, die Lawinenlage, Tipps zu Touren, für die Ausrüstung, aber auch zur Sicherheit und Gesundheit. Neben der Erlebniswelt Berge vermittelt die Sendung auch stets einen verantwortungsbewussten Umgang mit der Natur. Ob Wandern, Radeln, Klettern oder Trecking, das Team des Rucksackradios ist ständig unterwegs - natürlich immer mit dem Mikrofon im Rucksack.