ARD Studio Rom Berichterstattung rund um die Uhr
Die letzten Tage, nach dem Tod Benedikts XVI., bedeuteten für die Korrespondentinnen und Korrespondenten im ARD Studio Rom oft Einsatz rund um die Uhr: Unzählige Schaltgespräche für Radio und TV, dutzende Beiträge - produziert von früh morgens bis spät nachts. Wir haben bei Studioleiterin Anja Miller nachgefragt.
Wie sehr bewegt der Tod Benedikts XVI. die Menschen in Rom und Italien?
Es ist als Ereignis sicher kleiner und privater in der Trauer, auch weil Benedikt XVI. als emeritierter Papst seit mehr als neun Jahren zurückgezogen gelebt hat, also aus dem Alltag verschwunden ist. An seinem Todestag, an Silvester, haben aber zahlreiche Gemeinden in ganz Italien in der Silvesterandacht und dem "Te Deum"-Dankesgebet seiner gedacht. Auf dem Petersplatz gab es zahlreiche Besucher und auch spontanen Gesang.
Der Leichnam des verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. ist im Petersdom öffentlich aufgebahrt. Viele Menschen nehmen Abschied.
Die Menschen, die Benedikt als Papst erlebt haben - auf Reisen, Messen oder persönlich - hatten oft danach ein anderes Bild von ihm: Nicht mehr als verkopften, unnahbaren Menschen, sondern als bescheidenen, gelehrten und eher schüchternen Mann.
Sein Tod bewegt, aber nicht in dem Ausmaß wie beispielsweise der Tod von Johannes Paul II., zu dem Millionen Menschen - darunter viele aus Polen - kamen. Die Menschen warteten bei Johannes Paul II. teils mehr als 12 Stunden, um im Petersdom von ihm Abschied zu nehmen. Vom emeritierten Papst konnten sich jetzt viele nach etwa zwei Stunden Wartezeit verabschieden.
Es wurden um die 60.000 Menschen zum Trauergottesdienst am Donnerstag erwartet, zwei offizielle Delegationen aus Deutschland und Italien. Alle anderen Staatsoberhäupter konnten als Privatpersonen teilnehmen. Bei Johannes Paul II. Todesmesse waren es mehr als drei Millionen Teilnehmer und zahlreiche Staatsoberhäupter und Delegationen.
Wie hat sich die Stadt auf die zahlreichen Besucher vorbereitet, die zu den Trauerfeierlichkeiten erwartet wurden?
Rom ist an Großveranstaltungen gewöhnt, wie das Heilige Jahr, die Beerdigung Johannes Paul II., die Fußball-Europameisterschaft 2021, der G20-Gipfel etc. Daher war das jetzt eine Größenordnung, die man bereits geübt hat und die sich in diesem Fall vor allem auf die Gegend um dem Petersdom und den Petersplatz beschränkte. Straßenabsperrungen und eine geordnete Ein- und Ausgangsstraßenführung für die Gläubigen wurden problemlos auf und um die Via della Conciliazione eingerichtet. Das ist die Zugangsstraße zum Petersdom.
Der Präfekt von Rom erzählte im Vorfeld, dass etwa 1000 Polizei-Einsatzkräfte in den Tagen rund um den Vatikan geplant seien, etwas reduziert im Vergleich zu einem amtierenden Papst. Am frühen Nachmittag des Todestages, also Samstag, gab es bereits eine erste Sitzung von Präfektur, Zivilschutz und Vatikan-Gendarmerie. Das Protokoll für den Donnerstag hat die Präfektur mit der vatikanischen Gendarmerie am Mittwochabend festgelegt. Da alle anderen Staatsoberhäupter - außer denen aus Deutschland und Italien - als Privatpersonen teilnehmen konnten, war das Sicherheitsaufgebot hier natürlich im Vergleich zum Begräbnis Johannes Paul II. reduziert.
Wie hat das Studio Rom diese Tage journalistisch begleitet?
Bei der Berichterstattung über den Tod war die ARD vor den meisten anderen mit Sendungen und Live-Einordung durch die ARD-Korrespondentinnen und Korrespondenten in Rom und die Fachredaktion in München auf Tagesschau24 und BR24 präsent. Das lag an einer Rund-um-die-Uhr-Bereitschaft mittels smarter mobiler Produktionsmittel und intensiver Vorbereitung. Es wurden Berichte und Live-Gespräche bei TV und Radio rund um die Uhr geführt. Das ging von der Stimmung vor Ort über das Prozedere im Sonderfall eines verstorbenen emeritierten Papstes bis zu Verdiensten und Schattenseiten des Pontifikats von Benedikt XVI. Natürlich wurde auch an die sozialen Medien gedacht, soweit es die Kapazitäten zuließen. Wir haben den Kontakt zu Pilgern gesucht, zu Experten und dem Vatikan für Interviews und Stimmungsbilder und berichteten für alle Formate der ARD.
Es gab in den letzten Wochen wahrscheinlich sehr viele Anfragen innerhalb der ARD bzgl. Berichterstattung, Einschätzung möglicher Folgen u.a. - wie prägte das gerade Ihren Arbeitsalltag und den Ihrer Korrespondenten-Kolleginnen und Kollegen?
Seit Mittwoch, den 28.12., als Papst Franziskus seinen Vorgänger als "sehr krank" bezeichnet hat und zu einem besonderen Gebet für ihn aufrief, herrschte Ausnahmezustand im ARD Studio Rom und in der Aktualität und Fachredaktion in München. Über 100 Schaltgespräche wurden für Radio und TV bereits absolviert, dutzende Beiträge produziert, von früh morgens bis spät nachts. Das alles ist einer enormen Einsatzbereitschaft des Teams zu verdanken und einem sehr professionellen und kollegialen Zusammenspiel der verschiedenen Gewerke und Medien im crossmedialen Studio - dazu gehörte übrigens auch: Pizza für alle zu holen, damit alle weiter durchhalten. Auch daran denkt immer irgendjemand.