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Rosenheim-Korrespondentin Julia Binder "Manche Interviews sind nun authentischer"

Durch das Corona-Virus müssen fast alle gewohnten Arbeitsweisen auf den Prüfstand. Das muss nicht unbedingt schlecht sein. Julia Binder, Korrespondentin im BR-Studio Rosenheim, über ihren Alltag in der Krise.

Von: Michael Peer, Ursula Zimmermann (Unternehmenskommunikation)

Stand: 27.04.2020

Ortsschild Rosenheim | Bild: Montage: BR

Frau Binder, was hat sich in Ihrem Alltag verändert?

Sehr viel. So dürfen wir beispielseise nur noch allein im Studio sein, der Austausch mit den beiden Kolleginnen fehlt mir sehr. Homeoffice bin ich als Korri ja gewöhnt, das funktioniert auch gut. Aber nur noch Homeoffice hat auch seine Tücken. Und wie wahrscheinlich jedem zur Zeit, fehlen auch mir einfach die beruflichen und sozialen Kontakte.

Zwischenzeitlich gab es auch mal Tage, an denen weniger los war. Normalerweise trudeln Mails im Minutentakt ein, Einladungen, bunte Themen, Vorschläge. In Zeiten von Corona kommen merklich weniger Mails an.

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Julia Binder ist mit Dagmar Bohrer-Glas und Melanie Marks Korrespondentin im BR-Studio Rosenheim und berichtet täglich aus der Region. Mehr Infos zum Studio gibt es hier.

Plastiktüte über dem Mikro, Mundschutz auf, Abstand halten durch Tonangel usw. Aber auch das ist in vielen Situationen schwierig bis nicht möglich. So gibt's dann kreative Lösungen, dass sich die Protagonisten hinsetzen und ich das Mikro wie bei einer Pressekonferenz mit Stativ vor ihnen aufbaue.

Oder, und das ist in "normalen" Zeiten ja überhaupt nicht erlaubt, dass ich mein Mikro tatsächlich aus der Hand gebe und es der Protagonist selbst hält.

Haben Ihre Protagonisten Vorbehalte? Ist es nun schwerer jemanden zu interviewen?

Einige Protagonisten sagten mir tatsächlich, dass sie nicht wollen, dass ich bei ihnen vorbei komme. Fürs Radio gibt's dann immer noch die Lösung des Telefoninterviews. Das ist übrigens einer der wenigen positiven Aspekte in dieser Zeit: Viele Interviewpartner sind bereit dazu, unsere Telefongespräche selbst nebenher mit dem Handy aufzuzeichnen. So kommen dann authentische Interviews zu Stande, die nicht rauschen oder knacken, wie bei normalen Telefoninterviews, die ich gar nicht gerne mag. Fürs Fernsehen habe ich tatsächlich auch schon einige Absagen bekommen.

Gibt es derzeit nur noch Corona-Themen?

In den letzten Wochen eindeutig ja. Irgendeinen Bezug zu Corona hatte jedes Thema. Aber allmählich - und das freut mich sehr - schleichen sich langsam tatsächlich wieder Themen ein, die überhaupt nichts mit Corona zu tun haben. Ich freue mich zum Beispiel sehr darüber, demnächst einfach mal wieder bunte Beiträge über bessere Chancen für heimische Insekten zu machen. Ganz ohne Virus!

Gibt es auch erfreuliche Aspekte derzeit?

Wahnsinnig positiv ist mir ein Dreh in Erinnerung geblieben, weil er trotz Corona-Thema so herrlich unbeschwert und optimistisch war. Ich habe über ein junges Paar berichtet, das seine Hochzeit wegen Corona verschieben musste. Die beiden waren aber so mit sich und der Entscheidung im Reinen, haben so viel Zuversicht und Lebensfreude ausgestrahlt, dass ich in den Stunden des Drehs und Schnitts vollkommen vergessen habe, dass es Corona überhaupt gibt.


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