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Neu beim "Wort zum Sonntag" Nachgefragt bei Pfarrerin Dr. Stefanie Schardien

"Das Wort zum Sonntag" ist die zweitälteste Sendung im Ersten. Jeden Samstag im Anschluss an die Tagesthemen gegen 23.30 Uhr regen evangelische und katholische Sprecherinnen und Sprecher an zum Nachdenken, Umdenken und menschlich Denken. Pfarrerin Dr. Stefanie Schardien aus Fürth verstärkt ab 11. Mai das Team – nach 13 Jahren ist der BR damit wieder an der Produktion beteiligt. Stephanie Wolf hat mit Frau Dr. Schardien über ihr Sendungs-Debüt gesprochen.

Von: Stephanie Wolf

Stand: 09.05.2019 | Archiv

Pfarrerin Stefanie Schardien | Bild: BR/Markus Konvalin

Bis 2006 war der BR an der ARD-Sendung "Das Wort zum Sonntag" mit der Theologin Johanna Haberer regelmäßig an der Produktion beteiligt. Nun wurde Pfarrerin Dr. Stefanie Schardien von den Rundfunkbeauftragten der Kirchen zur evangelischen Sprecherin bei "Das Wort zum Sonntag" gewählt. Seit 2016 ist sie als Pfarrerin in der Kirchengemeinde St. Michael in der Fürther Altstadt tätig.

BR: Sie haben bereits Medienerfahrung als Rundfunkpredigerin für die "Evangelische Morgenfeier" in Bayern 1 gesammelt und schon eine Fernsehübertragung hinter sich - 2018 beim evangelischen Gottesdienst zur Osternacht war der BR in ihrer Gemeinde St. Michael in Fürth zu Gast. War das eine gute Vorbereitung für diese neue Aufgabe?

Pfarrerin Dr. Stefanie Schardien: Das hoffe ich. Denn natürlich muss ich bei Sendungen im Radio oder Fernsehen auf andere Dinge achten, als wenn ich in meiner Gemeinde einen Gottesdienst halte. Das konnte ich in den vergangenen Jahren auf diese Weise schon etwas einüben. Ich erlebe diese Zusammenarbeit mit Menschen aus anderen Berufswelten als überaus bereichernd, auch für meinen normalen Job als Pfarrerin.

Wer als Sprecherin oder Sprecher in Frage kommt, entscheiden ja nicht die Sender selbst. Die Rundfunkbeauftragten der Kirchen in den jeweiligen Sendergebieten machen Vorschläge und wählen in ihrem Kreis Kandidatinnen beziehungsweise Kandidaten aus. Hatten Sie mit Ihrer Ernennung gerechnet? 

Zum Coaching-Seminar, das zur Auswahl neuer Sprecherinnen und Sprecher dient, waren wirklich gute Kolleginnen und Kollegen eingeladen. Ich hätte also auch verstanden, wenn andere zum Zug gekommen wären. Der BR hatte lange keine Sprecherin mehr. So hat es sich gut gefügt, dass meine "Arbeitsprobe" aus dem Coaching dann auch das Rundfunk-Gremium bei der Evangelischen Kirche in Deutschland überzeugt hat. Und gefreut habe ich mich natürlich über diese Entscheidung sehr!

Es ist fest geregelt, dass nur acht Personen das Wort zum Sonntag halten dürfen – es müssen immer vier Frauen, vier Männer, vier evangelische, vier katholische Vertreterinnen bzw. Vertreter sein. Was bedeutet es für Sie nun zum Kreis der "Wort zum Sonntag"-Sprechenden zu gehören?

In unseren Zeiten ist die Rolle der Kirchen in der Gesellschaft nicht mehr selbstverständlich. Zugleich bleibt das Interesse an Religion und das Bedürfnis nach Antworten auf Lebensfragen groß. In dieser Situation beim Wort zum Sonntag zu so vielen Menschen sprechen zu dürfen, ist eine so große Herausforderung wie Chance. Wo sonst erreiche ich so viele Menschen in der ganzen Bandbreite von kirchennah bis kirchenfern?

Sie sind 1976 in Dortmund zur Welt gekommen, im Ruhrgebiet aufgewachsen, beruflich sind Sie über Toronto, Bochum, Hildesheim und Nürnberg nach Fürth gekommen. Wann wird man in Ihren Ansprachen fränkische Themen heraushören, wann ihre persönlichen Erfahrungen? 

Das Thema für das Wort zum Sonntag wird immer am Montag zuvor gemeinsam mit dem Beauftragten der Evangelischen Kirche in Deutschland ausgewählt. Da das Wort zum Sonntag in der ARD ausgestrahlt wird, sollten die Themen auch bundesweit Relevanz haben. Darum kann ich spezifisch fränkische Themen nicht versprechen. Was aber sicherlich oft mit hineinspielt, sind meine persönlichen Erfahrungen als Pfarrerin oder Bürgerin, als Kollegin, Mutter oder als Fränkin mit westfälischem Migrationshintergrund.

Was haben Sie sich für Ihre Worte zum Sonntag vorgenommen?

Ich will Fragen aufgreifen, die Menschen bewegen. Das tun Talkshows oder Info-Sendungen freilich auch. Im Unterschied dazu sehe ich meine Aufgabe als Pfarrerin beim Wort zum Sonntag darin, zu diesen Fragen Denkanstöße vom christlichen Glauben her zu geben. Das alles möglichst lebensnah und so, dass die Menschen mit einem guten Impuls zum Nachdenken schlafen gehen.

Gibt es Raum für Innovationen?

Das Wort zum Sonntag entwickelt sich - wie vermutlich jede Fernsehsendung - ständig weiter: In den siebziger Jahren sah es deutlich anders aus als heute: Der Vorspann ist viel kürzer und moderner. Die Sprecherinnen und Sprecher sitzen nicht mehr todernst vor dem Mikro. Was ist heute möglich? Interessant und leitend wäre für mich die Frage: Welche Neuerungen wünschen sich die Zuschauenden? Und am Ende gilt wie in der Kirche, so auch in der ARD: Innovation ist leider nicht nur eine Frage des Geschmacks und der Ideen, sondern auch des Geldes.

Noch etwas persönlicher gefragt: Was machen Sie in Ihrer Freizeit gerne, was ist Ihnen besonders wichtig?
Einen großen Teil meiner Freizeit verbringe ich - liebend gern - mit meiner Familie. Oft ist unser Pfarrgarten herrlich wild und voll mit unseren Kindern und ihren Freunden.
Außerdem engagiere ich mich seit vielen Jahren beim Deutschen Evangelischen Kirchentag: Dort bin ich zum einen als Präsidiumsmitglied das ganze Jahr über mit der Planung und Konzeption befasst und zum anderen wirke ich dann live vor Ort bei vielen Veranstaltungen, z. B. als Moderatorin oder Referentin mit.


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