ARD Audiothek Zugpferd Sherlock Holmes
Sherlock Holmes Detektivgeschichten sind wahre Krimi-Klassiker. Erschienen vor fast 140 Jahren und vor über 60 Jahren produziert in den Hörspielstudios des Bayerischen Rundfunks. Jetzt gibt es wieder Nachschub in der ARD Audiothek: Sechs in sich abgeschlossene Fälle “Aus der Chronik des Dr. Watson”.

Sir Arthur Conon Doyle (1859-1930) war ein britischer Arzt. Ein Arzt, der auch schrieb. Als er die Figur Sherlock Holmes erfand, passierte erstmal nicht viel, außer dass seine Sherlock-Erzählung “A Study in Scarlet” ("Eine Studie in Scharlachrot") 1887 in einem Weihnachtsalmanach ihre Veröffentlichung fand. Erst zwei Jahre später meldete sich ein US-amerikanischer Verleger bei ihm und gab bei Doyle weitere Sherlock Holmes-Geschichten in Auftrag. Berühmt wurden davon dann vor allem 56 kurze Episoden, die in Zeitschriften
Wiedergeburt des Sherlock
Bereits sechs Jahre nach der Veröffentlichung der ersten Geschichte hatte Doyle genug von seinem Meisterdetektiv und besiegelte Sherlocks Schicksal mit einem tödlichen Endkampf in der Folge “Das letzte Problem” (Hörspiel jetzt in der ARD Audiothek). Es hagelte Protest der Fans und Doyle setzte die Reihe fort. “Der Hund von Baskerville”, die wohl bekannteste Erzählung, entstand erst nach dieser Wiedergeburt – und machte Holmes weltweit bekannt.
Sherlock Holmes klickt: Top 10 den ARD Audiothek Hörspiel Charts
Die Geschichten des berühmten englischen Meisterdetektivs und seines treuen Gehilfen Dr. Watson sind Kult, egal ob als Roman, Film, Radiokrimi oder Hörspiel-Podcast. Knapp 140 Jahre nach der ersten Veröffentlichung begibt sich der Schnelldenker Sherlock Holmes immer noch auf Spurensuche – allein sein Name garantiert Quoten. Wo Sherlock auftaucht, wird geklickt: Der Krimi-Feed mit den Sherlock-Hörspielklassikern gehört seit dem Launch 2022 zu den Zugpferden der ARD Audiothek, die Episode “Sherlock Holmes macht ein Experiment” war unter den Top 10 der meistgehörten Episoden der Audiothek 2024, ebenso die von Bastian Pastewka im Podcast “Kein Mucks!” präsentierte Sherlock-Folge “Das Beryll-Diadem”.
Die Urfigur
Sherlock Holmes ist, neben Edgar Allan Poes fiktiver Figur Auguste Dupin, ein Prototyp des analytisch-rationalen Detektivs: sehr klug, aber auch ein wenig “gegen den Strich” und mit einigen Lastern ausgestattet – eine moderne Figur, die Arthur Conan Doyle 1887 da geschaffen hat.
"Sherlock Holmes ist die Urfigur. Er ist nicht nur irgendeine literarische Figur, sondern er ist eine Pop-Ikone. Er ist in die Populärkultur eingezogen und repräsentiert. Wenn man an Krimi denkt, denkt man an Sherlock Holmes."
Nicole Glücklich, Vorständin der Deutschen Sherlock-Holmes-Gesellschaft
Die Sherlock-Klangwelt
Wer kennt es nicht? Erklingen bestimmte Stimmen, werden sofort Erinnerungen geweckt, an Sonntage neben dem Kassettendeck im Kinderzimmer und an Traumwelten, in die uns die Hörspiele unserer Kindheit katapultierten. In den Sherlock-Hörspielen des Bayerischen Rundfunks aus den 1960er Jahren wird Sherlock Holmes von Peter Pasetti (1916-1996) gesprochen, vielen bekannt als Erzähler “Alfred Hitchcock” in den alten “Die drei ???”-Folgen.
Bastian Pastewka holt für seinen wöchentlichen Krimi-Podcast “Kein Mucks!” Kriminalhörspiel-Klassiker mit ihrem besonderen alten Hörspielsound aus den Rundfunkarchiven und belegt damit konstant die Podcast-Charts.
Apropos Erzählweise: Da hat Doyle sich einer Technik bedient, die speziell war. Er lässt nicht Holmes selbst seine Geschichten erzählen, sondern macht dessen Gehilfen Watson zum Erzähler.
"Das bietet viel mehr Raum für Interpretationen. Wir wissen nie, ob das alles so passiert ist, wie Watson das darstellt, sondern Watson empfindet es so und beschreibt das so. Das macht Holmes sehr real. Es gab Umfragen, wo Menschen dachten, dass Sherlock Holmes eine reale Figur ist."
Nicole Glücklich, Vorständin der Deutschen Sherlock-Holmes-Gesellschaft
Im Dienst der Wissenschaft
Auch Marc Benecke, der forensische Biologe, der Hitlers Schädel untersuchte, ist großer Sherlock-Fan. Von einer Tagung in den USA Anfang Februar schickte er ein Statement.:
"Sherlock Holmes wäre sehr gerne hier. Wir sind auf der Jahrestagung der Gesellschaft für Rechtsmedizin, Kriminalistik und Kriminalbiologie in den Vereinigten Staaten und hören die ganze Zeit eine Regel, die Arthur Canon Doyle geprägt hat. Schließe durch Messungen, nicht durch Denken, alles aus, was nicht sein kann. Und das, was übrig ist, muss stimmen, egal ob es wahrscheinlich, oder unwahrscheinlich ist. Deswegen: Lauscht Sherlock Holmes, denn Arthur Canon Doyle hat meinen Beruf erfunden. Kein Witz."
Marc Benecke, Biologe
Ab 5. März in der ARD Audiothek
"Aus der Chronik des Dr. Watson" von Sir Arthur Conan Doyle
Aus dem Englischen von Ruth von Marcard und John Lackland
Mit Peter Pasetti (Sherlock), Erik Schumann (Dr. Watson) u.a.
Komposition: Konrad Elfers
Regie: Heinz-Günter Stamm
BR 1968