Unternehmen - Programm


4

Der Kanzlercast Ein Kooperationsprojekt mit Langzeitwirkung

Wie schaffen wir Inhalte, die über Jahre aktuell bleiben und nachgefragt werden? Die Politikredaktion und die Redaktion Hörspiel und Story Podcast hatten vor der letzten Bundestagswahl eine Idee. Das zeitlose Konzept ist aufgegangen und geht nun planmäßig in die Verlängerung.

Von: Linus Lüring, Redaktion Ausland und politischer Hintergrund & Markus Malich, BR StoryTeam

Stand: 07.02.2025

Collage Deutsche Kanzler | Bild: BR

Acht Kanzler und eine Kanzlerin hatte die Bundesrepublik Deutschland inzwischen. Immer wieder werden sie erwähnt. Willy Brandt? Das war doch der mit den Ostverträgen, oder? Oder Ludwig Erhard? Hat der nicht das Wirtschaftswunder gestartet? Aber das wars dann oft wieder. Was haben die Herren und die Dame wirklich bewegt und warum sind sie bis heute wichtig? Das waren die Leitfragen für den Kanzlercast. Im Sommer 2021, im Vorfeld der letzten Bundestagwahl, hatte Christine Auerbach die Idee für diesen zeitlosen Podcast, der jetzt weitergeht.

Neue Folge zu Olaf Scholz jetzt online

Heute, noch rechtzeitig vor der aktuellen Bundestagswahl, ist eine neue Folge erschienen: "Olaf Scholz - Kanzler der wenigen Worte". Der SPD-Politiker möchte zwar im Amt bleiben. Ob das auch gelingt, ist ungewiss. Trotzdem blickt der Kanzlercast auf seine erste Amtszeit zurück. Autorin Birgit Frank stellt dabei ein Thema in den Mittelpunkt, das viele mit Scholz verbinden und auch an ihm kritisieren: seine Kommunikation. Hat er durch seine wortarme Art die Ampel mit zum Scheitern gebracht oder doch richtige Worte gefunden für Krisenzeiten? Was kann man aus der ersten Amtszeit von Olaf Scholz lernen?

Gekommen, um zu bleiben

Insgesamt ist der Kanzlercast ein Format, das fortgeschrieben wird. Wie jetzt mit Olaf Scholz und dann mit weiteren Kanzlerinnen und Kanzlern, die noch kommen werden. Dann wird es eventuell auch um die Frage gehen, ob sie - wie Kurt-Georg Kiesinger - Akten hinter Regale werfen oder ungelesene E-Mails einfach löschen.

Team

Bisherige AutorInnen des Kanzlercasts:
Christine Auerbach, Johannes Berthoud, Birgit Frank, Linus Lüring, Katja Paysen-Petersen, Klaus Uhrig
Host:
Christine Auerbach
Redaktion:
Ingo Lierheimer, Till Ottlitz, Klaus Uhrig
Distribution:
Markus Malich, Johanna Hintermeier

Ein Blick hinter die Kulissen

Warum ist der Kanzlercast ein Erfolgsmodell und was haben die beteiligten Redaktionen mitgenommen aus der Zusammenarbeit? Es wurden vier Erkenntnisse gewonnen, die hier aufgezeigt werden.

Der Kanzlercast hat zwei Redaktionen mit unterschiedlichen Ausrichtungen und Kompetenzen zusammengebracht. Das BR StoryTeam hat langjährige Erfahrung im Storytelling und im Entwickeln von Podcast-Serien, die sich durch einen eigenen Stil auszeichnen. Das Wissen über politische Zusammenhänge und spannende, aber eher unbekannte Fakten aus den Amtszeiten der Kanzler hat die Politikredaktion beigetragen. Gemeinsam wurden dann Autorinnen und Autoren beauftragt, die unterschiedliche Schwerpunkte hatten, aber mit dem Knowhow beider Redaktionen gut betreut werden konnten

Es hat sich gelohnt, die Folgen bewusst nicht an aktuelle Themen aus dem Bundestagswahlkampf von 2021 anzulehnen, auch wenn der Impuls der Aktualität stark war. Stattdessen steht jede Folge für sich und hat kein Verfallsdatum.

Ein Beispiel: Oft wird Deutschland als "Überwachungsstaat" kritisiert. Hat Helmut Schmidt in seiner Kanzlerschaft dafür vielleicht die Grundlage gelegt? Wie dachte man damals in Zeiten des RAF-Terrors über staatliche Kontrolle? Das beleuchtet die Folge "Helmut Schmidt - der Krisenmanager". Der Vorteil dieses zeitlosen Ansatzes: Der Kanzlercast kann in der Aktualität immer wieder verlinkt werden und damit immer wieder aktuell sein.

Die Abrufzahlen unterstreichen das. Auch heute noch verzeichnet der Podcast-Feed regelmäßig vierstellige Abrufzahlen - und das ohne weitere Bewerbung.

Die Kanzlerin und die Kanzler an sich und viele Zusammenhänge aus der Geschichte sind bekannt. Was gibt’s denn da noch zu erzählen? Jede Menge! Nicht trotz, sondern gerade wegen der Popularität zieht der Kanzlercast noch immer. Er versucht auch ein Versprechen einzulösen: Nämlich unbekannte Seiten und neue Verbindungen der Persönlichkeiten herauszuarbeiten. Welcher Bundeskanzler kippte zum Beispiel Akten hinter Regale, weil er keine Lust hatte auf Schreibtischarbeit?

Um solche Details zu erfahren und auch die Zeit erlebbar zu machen, hat das Kanzlercast-Team nicht auf Expertinnen und Experten gesetzt, sondern Menschen gesucht, die nah dran waren an den Personen oder die zum Zeitpunkt der Kanzlerschaften zum ersten Mal wählen durften. Das war zum Teil sehr aufwändig, ist Teil des Formats und trägt zur Wiedererkennung bei. In der Folge über Angela Merkel zum Beispiel spricht der Syrer, der 2015 mit ihr ein weltweit verbreitetes Selfie vor einer Flüchtlingsunterkunft gemacht hat. Und man spürt förmlich den Zigarrendunst von Ludwig Erhard, wenn seine ehemalige Hausdame über ihn spricht.


4