15 Jahre nachtlinie Raus aus dem Studio - rein in die Gesellschaft
(Fast) immer in Bewegung – seit mehr als 15 Jahren: Das ist die "nachtlinie". Bei Moderator Andreas Bönte gaben Reinhold Messner, Rosi Mittermaier, Michael Ballhaus, Doris Dörrie, Max Mannheimer oder Charlotte Knobloch Einblick in ihr Leben. Wladimir Klitschko bügelte Hemden, junge Talente wie LaBrassBanda starteten durch. Und treue Fans reisen hunderte Kilometer an. Eine Zwischenbilanz.
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Raus aus dem Studio und rein in die Gesellschaft. Eine Talkshow genau dort zu produzieren, wo das Leben stattfindet, dieser Wunsch steht am Anfang der Idee von Andreas Bönte, die sich in mehr als 15 Jahren bewährt hat: intensive Gespräche nach Sonnenuntergang – in einem fahrenden Studio. Seit 2007 schlängelt sich die "nachtlinie" mit einigen Unterbrechungen durch die Stadt. Vorbei an hell erleuchteten Schaufenstern und Orten, wo das Leben pulsiert.
Besondere Atmosphäre
Zunächst sind vor allem Prominente zu Gast. Das mobile Studio schafft eine besondere Atmosphäre, in der sich die Interviewten leichter öffnen. Immer wieder schweift der Blick auch nach draußen, und so manche Entdeckung fließt in die Unterhaltung ein. Nach der Hälfte der Drehzeit soll ein Überraschungsgast zusteigen. Eine echte Herausforderung, denn die Fahrstrecke ist anfangs auf die Biografie der Interviewten abgestimmt – und damit jedes Mal eine andere. Zum Glück sitzt Andreas Pudelko im Cockpit. Der aufmerksame MVG-Fahrer weiß, wie er sich mit der "nachtlinie" in den Takt des dichten Abendverkehrs einfädeln muss. Das macht ihn zu einem stillen, aber unverzichtbaren Koregisseur.
"Die 'nachtlinie' hat mir in den letzten 15 Jahren eine Fülle interessanter Erfahrungen beschert, die mein Leben bereichert haben. Anregende Gespräche zu hören und die interessanten Gäste kennenzulernen, macht die Fahrten immer wieder zu einem Vergnügen. Ich lerne historische, philosophische und politische Meinungen kennen und genieße es, den Charme Münchens bei Nacht zur Schau zu stellen. Es ist mir eine Freude, Teil dieser Reihe zu sein!"
Andreas Pudelko, Fahrer
Nicht alles planbar
Erster Gast ist der ehemalige Münchner Oberbürgermeister Christian Ude. Überrascht wird er von Entertainer Ron Williams. Der Termin mit Wladimir Klitschko kommt so kurzfristig zustande, dass improvisiert wird. Andreas Bönte lässt seinen sichtlich verdutzten Gast Hemden bügeln.
Wo eine ganze Stadt "mitspielt", lässt sich nicht alles planen. Ob eine Passantin bei strömendem Regen unbemerkt zusteigt oder angeheiterte Nachtschwärmer heftig klopfend Einlass begehren: Auf manche Situationen muss das Team spontan reagieren, manches "retten" die Kolleginnen und Kollegen in Schnitt und Vertonung. Und nicht nur das: Sie sind es, die aus den Aufnahmen von anfangs vier, später sechs Kameras eine flüssige Bewegung entstehen lassen und den vielfältigen Klang der Stadt in Szene setzen.
Ausgebremst
Bald wird klar, dass sich die Atmosphäre in der Tram gut eignet, um Themen zu vertiefen. Und so sind seither Menschen zu Gast, die durch ihre Forschung oder ihr gesellschaftliches Engagement etwas bewegen. Ende 2015 bremsen jedoch Fahrzeug-Engpässe bei der MVG und Pegida-Demonstrationen die "nachtlinie" für rund vier Jahre aus. Unter dem Titel "nacht:sicht" werden die Gespräche im Restaurant ELLA fortgesetzt.
Mit neuem, preisgekrönten Design kehrt die "nachtlinie" im Januar 2020 zurück. Gemeinsam mit der Redaktion, insbesondere mit Michaela Wilhelm-Fischer und Despina Grammatikopulu, hat BR-Kameramann Michael Maylandt einen neuen Look entworfen. Frischer und schicker soll er sein. Und einladend. Alles fängt gut an, bald jedoch zwingt der Corona-Lockdown zu einer Pause: Die Dreharbeiten finden bis Oktober 2021 ohne Publikum im MVG-Museum statt.
Treue Fans aus nah und fern
Die Zuschauerinnen und Zuschauer vermissen die "nachtlinie" in den Pausenzeiten. Die Wartelisten sind lang. Von Anfang an hat die Sendung Fans aus nah und fern, die alle Hebel in Bewegung setzen, um bei einer Aufzeichnung dabei zu sein – etwa die Lehrerinnen aus Österreich, die sich für eine Fahrt mit dem Liedermacher Rainhard Fendrich vom Schuldienst befreien lassen. Einer der treuesten Fans ist Lothar Grewe aus Niedersachsen. Seit Jahren besucht er die "nachtlinie" regelmäßig und nimmt dafür eine Anreise von mehr als 700 Kilometern mit der Bahn auf sich.
"An der abendlichen Sendung im TV gefällt mir die thematische Mischung sehr gut und bei den Interviews gleichzeitig die besondere Stimmung in der Bahn mit den 'vorbeifahrenden' Perspektiven auf das abendliche München.
Ich habe mich zur Teilnahme in München angemeldet, obwohl eine Teilnahme für mich von Verden nach München immer mit größerem Reiseaufwand verbunden ist, den ich dann immer für zwei Tage München nutze. Ich wünsche der Sendung weiterhin viel Erfolg."
Lothar Grewe, Zuschauer
Nachhaltig, effizient und kostenbewusst
Pro Produktionstag werden zwei 30-minütige Sendungen aufgezeichnet – inklusive des technischen Ein- und Ausbaus. Und auch sonst wird auf Nachhaltigkeit, Effizienz und Kostenbewusstsein großer Wert gelegt. Die Produktion erfolgt nach den ökologischen Standards des Labels green motion, mit dem sich die deutsche Film-, Fernseh- und Videobranche seit 2022 zu nachhaltig ausgerichtetem Arbeiten verpflichtet.
"15 Jahre 'nachtlinie' – das ist eine bewegte und bewegende Zeit. Viele interessante Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Politik und Gesellschaft waren und sind bei uns zu Gast. Die intensiven Gespräche in besonderer Atmosphäre sind für mich Geschenke von unschätzbarem Wert. Sie beschäftigen mich oft lange über den Drehtermin hinaus. Für mich ist die 'nachtlinie' auch ein Beispiel für Teamarbeit im besten Sinne. Dafür spreche ich jedem und jeder Einzelnen aus Redaktion, Produktion, Postproduktion und der MVG von Herzen meinen Dank und meine Anerkennung aus."
Andreas Bönte, stellvertretender Kulturdirektor und Moderator der 'nachtlinie'