Corona-Berichterstattung Studie zur Geschlechtergerechtigkeit
Wie steht es um die Geschlechtergerechtigkeit in der Corona-Berichterstattung im deutschen Fernsehen? Wie oft kommen Frauen und Männer in Berichten, Talkshows und anderen Informationsformaten zu Wort? Diesen Fragen sind die MaLisa Stiftung mit Maria Furtwängler und das Team um Frau Prof. Dr. Elizabeth Prommer vom Institut für Medienforschung der Uni Rostock nachgegangen. Heute wurde die Studie zur Rolle von Frauen und Männern in der Corona-Berichterstattung veröffentlicht.
Analysiert wurden alle 174 Informationssendungen und deren Corona-Inhalte von ARD, ZDF, RTL und Sat.1 ab 18.00 Uhr. Die Studienergebnisse machen deutlich, dass es noch Handlungsbedarf gibt, insbesondere in Sachen Expertinnen.
Die drei wichtigsten Ergebnisse der Studie:
- Insgesamt kamen über alle Themen hinweg auf eine Expertin vier Experten.
- Nur eine von fünf befragten Ärztinnen und Ärzten ohne Leitungsfunktion aus Praxen und Kliniken war weiblich.
- Insgesamt kamen doppelt so viele Männer wie Frauen zu Wort (67 Prozent zu 33 Prozent).
Wie eine mögliche Lösung, auch "in Corona-Zeiten" aussehen kann, sehen wir beispielsweise bei der BBC: Der BBC 50:50 Project impact report vom April 2020 hat gezeigt, dass im "50:50 Challenge Month" (März 2020) bei der BBC trotz Umstellung der Arbeit wegen Corona auf ausgeglichene Repräsentation geachtet wurde.
Geschlechterverteilung in der Corona-Berichterstattung Format: PDF Größe: 324,68 KB
Welche Initiativen gibt es im BR?
Mit der direktionsübergreifenden Initiative für ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis hat der BR bereits vor zwei Jahren programmliche Schritte für mehr Vielfalt unternommen. In allen Redaktionen wird mittlerweile auch gezählt, wie viele Frauen und Männer in unseren Angeboten zu hören und zu sehen sind. Eine zusätzliche Aufgabe für alle Beteiligten, denen an dieser Stelle ganz herzlich gedankt sei!
Die jüngsten Zahlen aus dem ersten Quartal 2020 zeigen einen erfreulichen Trend: Über alle Angebote hinweg legte das Gesamtangebot von 33 Prozent im Jahr 2018 (Quelle: Uni Rostock) auf 38 Prozent zu. Ziel muss allerdings die Gleichverteilung von Männern und Frauen sein. In einigen Redaktionen ist das heute schon der Fall. Aus diesem Grund wird die Programmoffensive weiter fortgesetzt.
Diversity-Checkliste
Um dieses zu erreichen wurde im letzten Herbst die "Diversity-Checkliste für mehr Vielfalt in den Programmen" eingeführt, die Redaktionen in ihrem Bestreben nach einem ausgewogenen Geschlechterverhältnis unterstützt und gleichzeitig für die weiteren Dimensionen der Diversität sensibilisiert. Der BR will sich dadurch in seinen Programmen erkennbar von den Wettbewerbern unterscheiden und bislang unterrepräsentierte soziale bzw. gesellschaftliche Gruppen stärker einbeziehen. Denn im Bayerischen Rundfunk soll Vielfalt gelebt werden und sichtbar sein.