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Max Ophüls Preis BR-Koproduktion "Girls Don’t Fly" ausgezeichnet

In Saarbrücken wurde einer der wichtigsten Nachwuchspreise für junge Filmemacher vergeben: der Max Ophüls Preis. Die BR-Koproduktion "Girls Don’t Fly" der österreichischen Filmemacherin Monika Grassl erhielt den Preis für den Besten Dokumentarfilm. Der Film entstand an der Filmakademie Baden-Württemberg und erzählt die Geschichte von jungen Frauen aus Ghana, die sprichwörtlich ganz weit nach oben wollen und einen gemeinsamen Traum haben: Sie wollen fliegen. Die Redaktion im BR lag bei Claudia Gladziejewski aus dem PB Spiel-Film-Serie.

Stand: 25.01.2016

Verleihung des Max Ophüls Preises an Monika Grassl am 24. Januar 2016 | Bild: BR / Sebastian Woithe

Kleine Flugzeuge, entschlossene Mädchen und ein Land im Umbruch: In „Girls Don’t Fly“ besuchen junge Frauen die erste und einzige Flugschule Ghanas für Mädchen. Die Schülerinnen stammen ursprünglich vom Land, wo nur wenige Frauen zur Schule gehen, früh verheiratet werden, keine Autos fahren und schon gar keine Flugzeuge fliegen. Sie sind dort in eine Tradition hineingeboren, die für sie eigentlich ein Leben als Hausfrau und Mutter vorsieht. Mit ihrem Traum stoßen die jungen Pilotinnen daher auch auf viel Unverständnis und Kritik.

Der Dokumentarfilm begleitet die jungen Flugschülerinnen Lydia Afi Wetsi und Esther Fatimatu Mohammed sowie des Fluglehrer-Ehepaar Jonathan und Patricia Porter bei ihrem streng strukturierten Alltag auf dem Flugfeld. Die Schülerinnen im Alter zwischen 17 und 24 Jahren der AvTech Academy lernen nicht nur Flugzeuge zu bedienen, sondern sie auch eigenhändig zu bauen.

Für die jungen Frauen ist es alles andere als einfach, mit den Anforderungen und dem pädagogischen Konzept der Ausbildung zurechtzukommen. Zu ihren alltäglichen Herausforderungen zählt nicht nur der Umgang mit den Erwartungen der Porters, sondern auch der Kampf mit den eigenen Denkmustern und ihrem oft geringem Selbstbewusstsein.

Dem gegenüber stehen die beiden Fluglehrer: Der Engländer Jonathan Porter, der als Weißer zusammen mit seiner ghanaischen Frau Patricia die Schule führt. Zusammen kämpfen sie darum, den jungen Frauen ihre Botschaft zu vermitteln. Trotz der scheinbar guten Absichten, wirkt der Umgang mit den Schülerinnen nach außen eher herablassend und ihre Art, die Flugschule zu führen, erinnert an neo-koloniale Strukturen.

"'Wenn Du träumst, träume groß!' Dieses Lied singt Lydia, das behinderte afrikanische Mädchen, das davon träumt, Pilotin zu werden. Dabei helfen will ihr Jonathan, ein britischer Fluglehrer, der eine spendenfinanzierte Flugschule in Ghana betreibt. Zusammen mit zehn anderen Schülerinnen beginnt ein militärischer Drill nach westlichen Maßstäben. Erst langsam wird spürbar, wie das Helfen zum Selbstzweck wird. Die Ambivalenz der westlichen Entwicklungshilfe wird fast beiläufig Thema dieses großartigen Debütfilms von Monika Grassl. Dramaturgisch elegant gelingt ihr der Bogen von der berührenden Geschichte der afrikanischen Mädchen zu den großen Themen der Gegenwart. Am Ende haben die Mädchen nicht fliegen gelernt, stehen dafür aber mit beiden Beinen im Leben."

Begründung der Jury Max Ophüls Preis

Regie bei „Girls Don’t Fly“ führte Monika Grassl, die nach ihrem Studium in Wien jetzt Regie/Dokumentarfilm an der Filmakademie Baden-Württemberg studiert. „Girls Don’t Fly“ ist eine Produktion der INDI Film in Koproduktion mit Mischief Films, der Filmakademie Baden-Württemberg und dem BR, gefördert von der MFG Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg. Die Redaktion im BR liegt bei Claudia Gladziejewski.


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