"Sozusagen!" Ehrung für Sprachpflege mit Augenzwinkern
"Sozusagen!", das Sprachmagazin des Bayerischen Rundfunks auf Bayern 2 erhält für besondere Verdienste um die deutsche Sprache den Kulturpreis Deutsche Sprache 2017. Die Jury würdigt mit dem Institutionenpreis "die kritische und zugleich behutsame Auseinandersetzung mit aktuellen Sprachmoden".
Für Liebhaber, nicht Rechthaber
"Sozusagen!" gibt es seit 2008. Die Sendung entstand damals auf Anregung des Intendanten Thomas Gruber. Sie versteht sich – mit einem Wort des früheren Kolumnisten Wiglaf Droste – als ein Magazin für Liebhaber, nicht für Rechthaber der deutschen Sprache. Die Redaktion treibt das, was Hans Magnus Enzensberger in einem Gespräch mit Knut Cordsen einmal "Pop-Linguistik" genannt hat, untersucht aktuelle sprachliche Phänomene, beantwortet Hörerfragen mit Hilfe Werner Müllers, des Sprachpflegers des BR.
Kulturpreis Deutsche Sprache
Vergeben wird der dreiteilige Kulturpreis Deutsche Sprache seit 2001 von der Eberhard-Schöck-Stiftung und vom Verein Deutsche Sprache e. V.. Neben "Sozusagen!" werden in diesem Jahr auch Bundestagspräsident Lammert (Jakob-Grimm-Preis) und das Projekt "Klasse! Wir singen" des Vereins Singen e.V. (Initiativpreis) ausgezeichnet. Die Preisverleihung findet am 11. November in Kassel statt.
Zu Gast waren im Verlauf der vergangenen neun Jahre spracherfinderische Komiker wie Olli Dittrich, Zoo-Onomasten (Tiernamensforscher), Ergründer des Zungenbrechers wie Gerhard Henschel, Romanisten wie Hans Martin Gauger, die die vulgäre Sprache untersuchen, Kommunikationswirte wie Roland Bös von Scholz & Friends, die die Funktionsweise wie des "Werbisch" erklären, oder Politiker wie der mit "Sozusagen!" ausgezeichnete Bundestagspräsident Norbert Lammert.
"Ohne rechthaberisch aufzutreten, befasst sich die Sendung mit sprachkritischen Themen, um klaren und verständlichen Sprachgebrauch zu fördern."
Begründung der Jury
Humor statt heiliger Ernst
"Sozusagen!" fragt, warum das "Kiezdeutsch" ("Kommst du Kino?") in unsere Kommunikation Einzug hält und lässt auch den Dialekt zu seinem Recht kommen. Die Autoren bemühen sich jede Woche aufs Neue, den oft allzu verbissen diskutierten sprachlichen Neuerungen mit Witz entgegen zu treten statt mit heiligem Ernst – gemäß dem von Oscar Wilde überlieferten Wortspiel (Englisch: pun) zum deutschen Philosophen Immanuel Kant: "Immanuel doesn't pun: he can't."
Thomas Meyerhöfer hat diese Sendung viele Jahre als Moderator geprägt. Hendrik Heinze ist neben mir seit geraumer Zeit schon als Autor und jetzt auch als Moderator von "Sozusagen!" an Bord. Seit vergangenem Sommer gibt es "Sozusagen!" auch im Web (Facebook) und im Fernsehen, dank einer Kooperation mit den Kollegen von Capriccio. Die Fernsehkollegin Elena Álvarez setzt Sprachglossen von Knut Cordsen ideenreich ins Bild um – ein großer Spaß, mit dem die Fangemeinde von "Sozusagen!", die weit über Deutschland hinaus reicht (es kam schon Hörerpost aus den Vereinigten Staaten und Brasilien), hoffentlich erweitert wird.