Willi-Bleicher-Preis 2019 Zwei BR-Produktionen gewinnen
Die IG Metall verleiht den Willi-Bleicher-Preis an Journalistinnen und Journalisten, die mit ihrer Arbeit die Arbeitswelt erlebbar machen. Die Fernsehreportage von Melisa Lota und das Radio-Feature von Johannes Lenz haben das besonders gut geschafft.
Sag mir, welchen Job du hast und ich sage dir, wer du bist. In ihrer Fernsehreportage "Arbeit – Berufung oder Broterwerb" beschäftigt sich Melisa Lota mit der Frage, welchen Stellenwert Arbeit überhaupt im Leben hat?
Die Reportage
Broterwerb - und Berufung?
Dafür schickt sie RESPEKT-Moderatorin Christina Wolf in den Großraum Nürnberg. Die Reportage begleitet vier Menschen an ihrem Arbeitsplatz: einen Oberarzt, einen freischaffenden Künstler, eine Bloggerin und Influencerin, sowie eine ehemalige Langzeitarbeitslose, die nun als Energieberaterin arbeitet. Für sie alle ist der Job Broterwerb und Berufung.
Der Beitrag von Melisa Lota macht deutlich: "Erwerbsarbeit bietet nicht nur gesellschaftliche Teilhabe, sondern auch soziale Anerkennung." Mit ihrer Fernsehreportage konnte sie die Jury für den Willi-Bleicher-Journalistenpreis in der Kategorie Nachwuchs überzeugen.
"Melisa Lota hat einen sehr guten und preiswürdigen Beitrag geliefert. (…) Sie rückt Arbeit als demokratischen Grundwert in das Bewusstsein der Betrachter. Mit einem vielschichtigen und anschaulichen Beitrag. Sowohl dem Beitrag als auch der gesamten Reihe des ARD-alpha-Formats 'RESPEKT' sind viele Zuschauerinnen und Zuschauer zu wünschen – und das nicht nur in der jüngeren Zielgruppe."
Begründung der Jury, Willi-Bleicher-Preis 2019
Über "RESPEKT - Demokratische Grundrechte für alle"
Das Recht auf Arbeit ist nur ein Thema, mit dem sich das junge ARD-alpha Format "RESPEKT – Demokratische Grundrechte für alle" beschäftigt. Fremdenhass, Sexismus, Zivilcourage – wie steht es um unsere Demokratie? RESPEKT zeigt in 30-minütigen Reportagen, wie Demokratie und gesellschaftliche Werte aktiv gelebt und mitgestaltet werden können.
"Die Zukunft der Arbeit"- Reportage von Johannes Lenz
"Die Arbeitswelt ist im Wandel" ist maßlos untertrieben. Wir sind mittendrin in einer Arbeitsrevolution: Die Digitalisierung beendet ein Stück Industrie- und auch ein Stück Sozialgeschichte. Das Radio-Feature von Johannes Lenz, das den Willi-Bleicher-Preis 2019 in der Kategorie Hörfunk gewonnen hat, nimmt sich eine Stunde Zeit für die Arbeitswelt von morgen.
Arbeitswelt 4.0: Konstruktive Ideen statt Panikmache
Nehmen uns Roboter die Erwerbsarbeit und damit die Grundlage unseres Sozialsystems weg? Das Feature beschäftigt sich mit Berufen, die laut umstrittener Studien in Gefahr sind. Ziel: Konstruktiv über die "schöne neue Arbeitswelt" nachdenken und keine Panik verbreiten. Dafür lässt Johannes Lenz nicht nur Mensch gegen Maschine antreten, sondern macht auch Homeoffice mit IT-Spezialisten, besucht Unternehmen, befragt die Wissenschaft und sitzt mit einer Erzieherin im Morgenkreis.
"In seiner Radioreportage 'Digital Impact: Die Zukunft der Arbeit' vermeidet Johannes Lenz klugerweise starre Prognosen. Stattdessen schildert er uns die verschiedenen, sich teils diametral widersprechenden Vorhersagen anderer. (…) Es ist der große Verdienst der Radioreportage von Johannes Lenz, aller Lethargie und Panikmeldungen entgegenzutreten und genau auf diese Offenheit und Gestaltbarkeit der Zukunft hinzuweisen."
Begründung der Jury, Willi-Bleicher-Preis 2019
Soziale Berufe: Begehrt, aber nicht fair bezahlt
Das Feature klärt außerdem darüber auf, warum Menschen in sozialen Berufen im Vergleich zur freien Wirtschaft weniger verdienen und welche wirtschaftlichen Mechanismen dahinterstecken. Soziale Berufe können in Zukunft nur bedingt von Maschinen unterstützt oder gar ersetzt werden. Sie sind und bleiben unersetzlich. Was also tun, um diese Berufe fairer zu bezahlen? Das Feature ist eine Analyse und eine ehrlich gemeinte Neubewertung von Arbeit.
Am 1. Mai 2019, dem Tag der Arbeit, lief das Radio-Feature auf Bayern 2.
Der Preis, die Jury, der Namensgeber
Durch die eigene Arbeit die Arbeitswelt beschreiben und erlebbar machen: Mit dem Willi-Bleicher-Journalistenpreis zeichnet die IG Metall Journalistinnen und Journalisten aus, die genau dieses Ziel verfolgen.
Die Auswahl erfolgt durch eine unabhängige Jury aus Ann-Kathrin Eckardt, Redakteurin bei der Süddeutschen Zeitung, Barbara Roth, Chefin vom Dienst beim Deutschlandfunk, Prof. Dr. Frank Brettschneider vom Institut für Kommunikationswissenschaft an der Universität Hohenheim und dem Schriftsteller Wolfgang Schorlau.
Willi Bleicher war ein deutscher Gewerkschafter und Arbeiterführer und ist nicht nur für die IG Metall zu einer Symbolfigur für soziale Gerechtigkeit und Menschlichkeit geworden.
Der Willi-Bleicher-Preis 2019 wurde in drei Kategorien vergeben: Fernsehen, Hörfunk und Print/Online. Preisträger der weiteren Kategorien waren Stefan Willeke und Henning Sußebach von der ZEIT in der Kategorie Print/Online, sowie Roland Muschel von der Südwest Presse in der Kategorie Print/Online und Hermann Abmayr vom SWR in der Kategorie Fernsehen.