Sebastian Meinberg über seine neue Show "Fakt oder Fake" Faktencheck light
Wer sich heute in den sozialen Medien bewegt, weiß: Zwischen Fakt und Fake zu unterscheiden, wird immer schwieriger - egal ob es um Nachrichten, Bilder oder Videos geht. In der neuen Unterhaltungsshow "Fakt oder Fake" präsentiert Moderator Sebastian Meinberg seinen prominenten Studiogästen unterhaltsam Fälschungen und Täuschungen, aber auch einige verblüffende Wahrheiten.
BR.de: Wie schafft man es, aus diesem "harten" Thema eine "leichte" Unterhaltungsshow zu machen?
Sebastian Meinberg: Indem wir das ganze Thema von der leichten Seite angehen. Es geht bei "Fakt oder Fake" nicht darum, Fake News aus tagesaktuellen Debatten zu entlarven – dafür gibt es andere Formate, die besser geeignet sind, wie zum Beispiel der Faktenfuchs von BR24. Wir suchen uns bewusst "harmlosere" Themen heraus, die oft kurios sind, aber nicht leicht zu entlarven. So fällt es leicht, sich auf eine unterhaltsame Art damit auseinandersetzen. Unter den prominenten Studiogästen wird viel gerätselt, auch viel diskutiert, aber eben nicht verbissen, weil es bei unseren Fakes oft um lustige Videos und nicht um einen politischen Diskurs geht. Und dennoch: Aus diesen Analysen und Erklärungen in der Show können wir alle lernen, wie man Fakes enttarnt, wann man bei Videos auf Facebook skeptisch werden sollte und was typische Merkmale bei Fälschungen sind.
Mit welchen "Storys" beschäftigt sich die neue Show denn genau?
In unserer Show geht es vor allem um Fakes, Gerüchte oder Mythen, die sich schon lange in der Gesellschaft halten oder die im Netz zu Klick-Hits geworden sind, bei denen man sich aber fragt: Kann das wirklich stimmen? Wir zeigen Videos von kuriosen Ereignissen und lösen nach der Diskussion mit den Studiogästen das Ganze dann per Videoanalyse oder Experiment auf. Natürlich spielt diese Visualisierbarkeit bei der Themenauswahl eine Rolle. Aber die Mischung macht es am Ende. Man soll aus der Show auf jeden Fall schlauer rausgehen, als man reingegangen ist. Und daher beschäftigen wir uns auch mit vermeintlichen Volksweisheiten: Hilft der Verdauungsschnaps wirklich? Können zerkratzte Teflon-Pfannen Krebs auslösen? Es gibt dazu dann auch immer fundierte Erklärungen von unseren Expertinnen und Experten.
Haben Sie selbst durch die Sendung dazugelernt?
Eigentlich lerne ich durch jeden einzelnen Fall wieder etwas Neues. Manchmal hab ich mich durch unsere Studioexperimente zurückversetzt gefühlt in die Schulzeit, in den Chemie- und Physikunterricht. Und ich muss sagen: Den ein oder anderen Zusammenhang hab ich dann erst jetzt durch die Show verstanden. Und ich schaue bei spektakulären Videos im Netz mittlerweile definitiv viel genauer hin, achte auf bestimmte Details. Es gibt da zum Beispiel ein millionenfach geklicktes Video von einem riesigen Steinadler, der ein Kleinkind auf einer Wiese greift und nach wenigen Meter wieder fallen lässt. Also keine Sorge, dem Kind ist nichts passiert. Die Analyse zu diesem Video war knifflig – wobei ich hier jetzt natürlich nicht verrate, ob es echt ist oder ein Fake.
Wie gehen die Gäste in der Show denn mit den Themen um? Gibt es große Unterschiede, wer was wie schnell durchschaut?
Alle Gäste bringen ja ganz unterschiedliche Erfahrungen und Wissen in verschiedenen Bereichen mit. Allein deshalb ist die Herangehensweise bei allen immer anders. Es gibt die Typen, die sofort aus dem Bauch heraus auf Fakt oder Fake tippen oder die, die sehr analytisch Schritt für Schritt vorgehen. Aber wenn die dann wiederum miteinander diskutieren, kommt oft am Ende was ganz anderes raus. Was ich besonders schön finde: Wie viele Gäste richtig leidenschaftlich diskutieren und wirklich wissen wollen, was hinter dem jeweiligen Video steckt. Das Format bedient auf wunderbare Weise eine fast kindliche Neugier, die zum Glück viele von uns noch haben.
"Lügengeschichten" sind so alt wie die Menschheit – warum sind sie so langlebig?
Dazu gibt es sicher viele interessante Erkenntnisse aus der Wissenschaft. Ganz persönlich wäre meine Interpretation: Wir alle lieben spektakuläre Geschichten, die oft eben dann doch zu schön sind, um wahr zu sein. Außerdem, und das ist ja etwas was wir leider aus dem Bereich der Verschwörungserzählungen kennen, neigen Menschen offensichtlich dazu, einfache Erklärungen für komplexe Zusammenhänge zu suchen. Und solche Fake-Geschichten lassen sich leichter weitererzählen als die möglicherweise schwerer zu verstehende Wahrheit.
Kann man nach der Sendung Fakt und Fake besser voneinander trennen? Oder besteht doch immer wieder die Gefahr, hereinzufallen?
Die Gefahr besteht immer. Es gibt so viele Falschmeldungen, Videos werden immer aufwendiger, der Bereich der Deep Fakes wird sicher noch rasant zunehmen, wir erleben das ja schon jetzt gerade im Zusammenhang mit dem Krieg gegen die Ukraine. Dennoch glaube ich schon, dass auch unsere kleine Unterhaltungsshow etwas beitragen kann. Wer "Fakt oder Fake" schaut, versteht die Systematik hinter Fakes besser. Auch bei gefälschten Videos wissen unsere Zuschauerinnen und Zuschauer in Zukunft etwas genauer, auf was sie achten müssen, um Fake News selbst zu entlarven. Und das Schöne ist: Das Rüstzeug dafür kann man auch an lustigen Enten-Videos in unserer Show lernen. Das ist für mich der große Mehrwert dieser Show.
Hier ist "Fakt oder Fake" zu sehen
Die erste Folge – mit Alexander Herrmann, Elena Uhlig und Michael Altinger – wird am Freitag, 25. März 2022, um 22.05 Uhr im BR Fernsehen ausgestrahlt. Alle sechs Folgen sind bereits ab dem 25. März in der BR Mediathek abrufbar.