"Menschen im BR": Anja Volkmeyer Nachrichten bei BR24 Eine Hamburgerin in München
Ihrer Passion ist sie treu geblieben – einmal Nachrichten, immer Nachrichten und am liebsten im Radio. Da war dann der Wechsel von Hamburg nach München gar kein so großer Sprung für sie. Seit mehr als 14 Jahren ist Anja Volkmeyer nun im Team von BR24 (früher: B5 aktuell), als Chefin vom Dienst oder auch als Moderatorin, aber immer top informiert.
Der Tag startet sehr früh mit einer Tasse Kaffee und dem Blick in das online Nachrichtenangebot des BR. Schließlich will Anja Volkmeyer wissen, was hat sich getan in der Zeit, in der sie nicht im Sender selbst an den Nachrichten mitgearbeitet hat.
Der Weg zum Frühdienst bei BR24 im Radio ist für sie immer auch die Zeit für ein Update: Gibt es neue Entwicklungen in den Corona-Regelungen, was sagen die Wirtschaftszahlen in den USA, wer hat sich zum Bundestagswahlkampf zu Wort gemeldet. Denn, wenn sie dann am Schreibtisch sitzt, dann geht es auch schon los. Die Agenturen tickern einen schier unendlichen Nachschub an Nachrichten und um diese sortieren und gewichten zu können, ist Anja Volkmeyer auf viele Informationen angewiesen.
Süchtig nach Informationen
Wie alle Nachrichten-Junkies, braucht sie enorm viel "Stoff". Sie schaut täglich mehrere Nachrichtensendungen, liest Zeitungen und Magazine und vertieft bestimmte Themen noch zusätzlich durch die Hintergrund-Berichte verschiedener politischer Sendungen.
Um fünf Uhr morgens spricht sie sich als Nachrichten Chefin vom Dienst dann mit dem Programm CvD ab – und meist sie sind sich schnell einig, was der Aufmacher der nächsten Nachrichten sein wird.
Nachrichten machen heißt aber auch komponieren
Wie die Nachrichten zusammengestellt werden hat, das hat fast etwas von einer Komposition. Es gibt die Agenda des Tages und der folgen die Nachrichten-Journalisten. Aber sie bemühen sich eben auch um eine ausgewogene Zusammenstellung der Nachrichten. Und die beinhalten nicht nur die schlechten Nachrichten.
"Für mich ist das sehr wichtig, dass eine Nachrichtensendung dann auch rund ist und nicht nur eine Schreckensmeldung an die andere geklemmt ist."
Anja Volkmeyer über ihre Kriterien bei der Zusammenstellung von Nachrichten
Allrounderin mit großen Allgemeinwissen
Damit sie diesen Anspruch an sich auch erfüllen kann, muss sie Allrounderin sein. Ahnung von vielen Themen haben und schnell auswählen können, was passt da jetzt gut dazu, was ergänzt inhaltlich die anderen Meldungen, oder setzt eben den dringend notwendigen Kontrapunkt.
Anja Volkmeyer ist ein sehr offener und auch neugieriger Mensch. Und verfügt über eine große Gelassenheit. Die musste sie erst vor kurzem wieder unter Beweis stellen. Als sie den Hörfunk-Talk "Sonntags um 11" moderierte und das Thema eigentlich "Corona und die Jugendlichen" war, rief fünf Minuten vor der Sendung ihr Chef Steffen Jenter bei ihr an. Die angekündigte Presse-Konferenz der Kanzlerin Angela Merkel zu Corona komme sehr viel früher als geplant und wahrscheinlich mitten während ihrer Live-Sendung. Und so war's dann auch. Das eigentliche Thema wurde kurzer Hand unterbrochen, es wurde live nach Berlin geschaltet und anschließend mit der Kollegin Brigit Schmeitzner aus dem Hauptstadtstudio das Gehörte in einem Talk eingeordnet. Diese Spontanität brachte Anja Volkmeyer von den anwesenden Kolleginnen und Kollegen das Lob "coole Socke" ein.
"Da hab' ich einfach Glück, das liegt in meinem Naturell, dass ich so gelassen bin,"
winkt Anja Volkmeyer bescheiden ab.
Angela Merkel ...
... wäre übrigens auch die Person, mit der Anja Volkmeyer
- erstens gerne mal einen Tag tauschen möchte, denn auch wenn Journalisten einen gewissen Einblick hätten, sei dieser doch begrenzt. Deshalb einmal eins zu eins zu sehen, was da geschieht, fände sie sehr spannend,
- und die zweitens mit der Ankündigung, doch noch mal bei der nächsten Bundestagswahl als Kanzlerkandidatin anzutreten, auch bei der "coolen Socke" eine Überraschung hervorrufen könnte..
Überhaupt: Ein Wahljahr mache ihren Job noch einmal spannender, aber auch herausfordernder. Gerade dann, wenn der Wahlkampf beginnt, muss jede Wortmeldung daraufhin abgeklopft werden: Sind das nun eigene Interessen des Wahlkämpfers oder geht es da ums Thema? Bei BR24 gilt deshalb (und zwar grundsätzlich und nicht nur in Wahlkampfzeiten) das sechs-Augen-Prinzip. Jede Meldung, die on air gehen soll, braucht zwei unabhängige und gesicherte Quellen. Und dann liest mindestens ein Journalist gegen.
Noch eine Eigenschaft, die unabdingbar ist für Journalistin Anja Volkmeyer: Sprachgefühl. Einen komplizierten Sachverhalt in kurzer Zeit auf den Kernsatz zu reduzieren und eine Meldung zu schreiben, die in klaren und verständlichen Sätzen darstellt, was los ist, ist essentiell.
"Viele denken immer, einen langen Artikel zu schreiben, das sei schwierig. Aber die wahre Kunst ist es, kurze Meldungen zu schreiben,"
so Anja Volkmeyer.
Traumberuf Journalistin
Und das macht sie nun schon, seit sie Schülerin ist. Anja Volkmeyer hat damals in Hamburg gehört, der NDR suche Schüler für ein Programm. Sie hat sich beworben und durfte dort auch gleich on air. Ein toller Einstieg und ein großer Vertrauensbeweis.
"Das war toll so gefordert und auch gefördert zu werden – aber das hat ja immer auch zwei Seiten: Man muss es sich zutrauen, aber es muss einem auch einer zutrauen!"
erinnert sich Anja Volkmeyer.
Wechsel der Stadt, nicht des Mediums
Deshalb ist sie damals auch nicht wie geplant zum Studium nach München gegangen. Sondern hat rund zehn Jahre für den NDR gearbeitet, auch beim Aufbau des Radiosenders NDR-Info war sie dabei. Um dann doch noch den Sprung nach München zu wagen. Die Stadt fasziniere sie, die Nähe zu den Bergen, die Seen, aber auch die offenen und zugewandten Menschen. Und ein Info-Radio gibt es hier ja auch – denn "Mein Herz gehört dem Radio" und nach Hamburg fährt sie trotzdem noch oft und gerne.