Unternehmen


5

"Meister des Todes" Preisgekrönte Filmemacher im Parlament

Regisseur Daniel Harrich war kürzlich zum zweiten Mal mit seinem Team zu Gast im Deutschen Bundestag. Gezeigt und diskutiert wurden der Spielfilm "Meister des Todes", eine Koproduktion des BR-Programmbereichs Spiel-Film-Serie mit SWR und ARD Degeto, und die Dokumentation "Tödliche Exporte", ebenfalls koproduziert vom SWR.

Von: Dr. Claudia Gladziejewski

Stand: 21.12.2016

Regisseur Daniel Harrich und sein Team zu Gast im Bundestag | Bild: diwafilm GmbH, Walter Harrich

Der Spielfilm und die Doku wurden als Themenabend am 23. September 2015 im Ersten gezeigt. Im März diesen Jahres hatte das gesamte Team den neu geschaffenen Grimme-Preis für "Besondere journalistische Leistung" erhalten. In den Bundestag eingeladen hatten das Grimme-Institut und zwei Abgeordnete.

Bei der Veranstaltung "Grimme trifft die Branche" diskutierten Macher, Senderverantwortliche, Experten von NGOs und Abgeordnete darüber, wie frei Filmemacher und Journalisten in Deutschland arbeiten können und welche Rahmenbedingungen die Politik dafür schaffen oder erhalten muss. In zwei Runden analysierten die Teilnehmer am Beispiel des ARD-Themenabends "Tödliche Exporte" über illegalen Waffenhandel die Rolle des öffentlich-rechtlichen Fernsehens im gesellschaftspolitischen Diskurs und diskutierten engagiert die Frage, was Fernsehen bewegen kann.

"Gesellschaftlich relevante Themen setzen"

"Wir sind dafür da, auch über unangenehme Dinge zu reden", so die ARD-Vorsitzende Karola Wille: "Unsere Aufgabe ist es auch, mit solchen Themenabenden gesellschaftlich relevante Themen zu setzen." Die Unterstützung eines starken Senders ist dabei von immenser Wichtigkeit. Gegen Regisseur und Autor Daniel Harrich und sein Team hatte die Staatsanwaltschaft München Anklage erhoben. Der Vorwurf: "Verbotene Mitteilungen über Gerichtsverhandlungen" nach § 353d des Strafgesetzbuches. Zur großen Erleichterung aller Beteiligten hat das Amtsgericht München mittlerweile entschieden, die Anklage nicht zuzulassen.

Szene aus dem Film "Meister des Todes"

Das Thema bleibt jedoch aktuell: Heckler & Koch wurde gerade die Ausfuhr von Maschinenpistolen und -gewehren nach Malaysia und Indonesien genehmigt. Beides Staaten, in denen die Polizei laut Amnesty International Gewalt und Folter anwendet, so der Generalsekretär von Amnesty Deutschland, Markus N. Beeko. Auch über eine weitere Firma haben Harrich und sein Team brisante Informationen erhalten: SIG Sauer produziert in den USA derzeit Pistolen und Gewehre im Wert von 266 Millionen Dollar für Mexiko. "Anstatt dass direkt aus Deutschland geliefert wird, wird nun scheinbar über Bande gespielt", so Daniel Harrich.

Moralische Erwartungen "naiv"

"Das Erstaunliche an solchen Projekten ist, dass sie nie aufhören," sagte Drehbuchautor Gert Heidenreich auf dem Podium. Auf die Frage, ob die Fiktionalisierung im Spielfilm ein Problem für die Macher gewesen sei, erwiderte die Redaktion, dass es in erster Linie um das Aufzeigen von strukturellen Defiziten gegangen sei und weniger darum, eine einzelne Firma an den Pranger zu stellen. Dass Firmen vor allem dazu da seien, Profite zu erzeugen, sei an sich wenig überraschend und hier moralisches Handeln zu erwarten, naiv. Umso wichtiger seien die Vorgaben und Kontrollen von Seiten der Politik. Allerdings warte man bis heute darauf, dass im Fall Heckler & Koch die Verantwortlichen in den Behörden, Kontrollgremien und in der Politik zur Verantwortung gezogen würden.

Spielfilm mit größerer Reichweite

Daniel Harrich (Mitte) und Mitglieder des Filmteams bei der Diskussionsrunde im Bundestag

Gesprochen wurde auch über die wachsende Verantwortung der Medien als sogenannte vierte Gewalt im Staat. Gerade dem öffentlich-rechtlichen System komme hier eine führende Rolle zu, immer wieder Missstände aufzuzeigen und so Druck auf die Verantwortlichen auszuüben. Dass ein Spielfilm durch seine größere Reichweite hier noch mehr leisten kann als eine Dokumentation oder ein journalistischer Beitrag, darüber waren sich alle einig. Der 33-jährige Daniel Harrich, dessen Spielfilmen immer eine umfassende investigative Recherche zugrunde liegt, sieht seine Regiearbeit nie als Einzelleistung, sondern spricht immer von "wir", wenn es um seine Filme geht.

Nachwuchsförderung mit Mehrwert

Viel Beifall gab es auch für die Nachwuchsarbeit der Sender, denn anders als Privatsender können und müssen sich die Öffentlich-Rechtlichen eine Nachwuchsförderung leisten, die im geschützten Raum jenseits der Quote gedeihen kann. Daniel Harrich realisierte bereits im Alter von 21 Jahren seinen ersten Kurzfilm zusammen mit dem BR und entwickelte sich dann kontinuierlich weiter. Sein Debütfilm "Der Blinde Fleck – Das Oktoberfestattentat" zeigte auf, was ein Spielfilm bewirken kann: die Wiederaufnahme der Ermittlungen zum Oktoberfestattentat nach über 30 Jahren.


5