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Mückenplage Was hilft gegen die Stechmücken?

An vielen Orten in Bayern ächzen die Menschen seit Wochen unter der Mückenplage. Expertinnen und Experten sagen, das Jahr sei besonders schlimm, vor allem wegen der Überschwemmungsmücken. Was hilft gegen die Plagegeister? Und müssen wir uns wegen des Klimawandels auch auf tropische Krankheiten, die durch Stechmücken übertragen werden, einstellen?

Von: Florian Heinhold, Matthias Schrag

Stand: 15.07.2024

Frau sprüht sich beim Wandern mit Anti-Mücken-Spray ein, im Umfeld ein Mückenschwarm | Bild: mauritius images / Zbynek Pospisil / Alamy / Alamy Stock Photos

Am Ammersee in der Nähe von Eching gibt es zur Zeit nur ein Thema: die Mücken. Wohin man auch schaut, überall wird gestochen und gekratzt. Auch unser Kamerateam bleibt beim Dreh nicht verschont – mehr als 15 Stiche in kürzester Zeit!

Mückenplage am Ammersee

Im Biergarten am Seeufer in Stegen am Ammersee gibt es sogar bei schönstem Wetter noch viele freie Plätze. Dabei hält der Kiesboden die Mücken zumindest tagsüber ganz gut fern. Dort trifft Gesundheit! eine Patientin, die sogar ins Krankenhaus musste, weil sich ein Mückenstich entzündet hatte. Bevor es zu schlimmerem, wie einer Blutvergiftung, kommen konnte, wurde der Stich operiert.

"Es hat wahnsinnig wehgetan, weil die Ärztin die Spritze in die Entzündung reingeben musste und der Stich dann aufgeschnitten wurde. Ich hatte jetzt drei Wochen praktisch einen offenen Bauch."

Anwohnerin am Ammersee

Erst Überschwemmung, dann Hitze

Das Problem dieses Jahr, war das Wetter: erst massive Niederschläge und Hochwasser in weiten Teilen Bayerns, dann die Hitze. Ideale Bedingungen für die Überschwemmungsmücke, sagt auch Dr. Martin Geier von der Firma Biogents in Regensburg.

"Dann gibt es große Pfützen und überschwemmte Flächen. Und das sind genau die Bedingungen, bei denen die Larven sich sehr gut entwickeln. Alle Mücken schlüpfen quasi am selben Tag aus und dann sind Milliarden von Mücken in der Luft."

Dr. rer. nat. Martin Geier, Zoologe, Biogents, Regensburg

Gefährliche Stechmücken

Wie solche Mückenlarven aussehen, dürfen wir uns im Labor der Firma anschauen. Hier werden gefährliche Stechmücken, die auch tropische Krankheiten übertragen können, gezüchtet - um mehr über ihre Schwächen zu lernen und sie besser bekämpfen zu können.

"Wir konnten damit zum Beispiel herausfinden, welche Lockstoffe auf unserer menschlichen Haut für die Mücken attraktiv sind: eine Spur Ammonium, eine kleine Spur Milchsäure, eine kleine Spur Capronsäure. Das Mischungsverhältnis dieser drei Substanzen entscheidet darüber, wie attraktiv der Mensch ist."

Dr. rer. nat. Martin Geier, Zoologe, Biogents, Regensburg

Asiatische Tigermücke

Eine Mückenart, die hier gezüchtet wird, heißt Aedes ägyptis. Sie kann zum Beispiel Chikungunya und Denguefieber übertragen. Sie gibt es bei uns noch nicht, dafür sind die Winter zu kalt. Aber die Tigermücke, die auch ein sogenannter Vektor für Tropenkrankheiten ist, hat es mittlerweile geschafft, sich in Bayern niederzulassen. In wärmeren Teilen Europas sorgt das schon für Probleme.

"In Frankreich und Italien gibt es jedes Jahr zunehmend mehr Fälle von Menschen, die sich diese Krankheiten im Land selbst geholt haben. Also nicht auf einer Reise."

Dr. rer. nat. Martin Geier, Zoologe, Biogents, Regensburg

Vorsicht bei Reisen in tropische Gebiete

Der Tropenmediziner Markus Frühwein erwartet, dass es langfristig auch bei uns mehr solcher Fälle geben wird. Bis Tropenkrankheiten in Bayern ein relevantes Massen-Problem werden, wird es aber wohl noch lange dauern. Dafür bräuchte es deutlich größere Populationen der Mückenarten, die sich als Vektor eignen. Wer jetzt in den Sommerferien in tropische Gebiete reisen will, sollte sich aber Gedanken machen.

"Dengue-Fieber ist sehr eindrücklich, weil es mit sehr starken Gelenkschmerzen einhergeht. Fieber und Ausschlag beginnen zwei bis 14 Tage nach dem Stich. Und jeder der das schon einmal hatte, weiß warum es auch Knochenbrecherfieber heißt."

Dr. med. Markus Frühwein, Tropenmediziner, München

Hoffnung machen neue Impfstoffe. Gegen Chikungunya soll schon bald ein Vakzin auf den Markt kommen. Eine Dengue-Impfung gibt es schon.

"Da macht es durchaus Sinn, wenn man in Risikogebiete reist, sich von einem Reisemediziner beraten zu lassen."

Dr. med. Markus Frühwein, Tropenmediziner, München

Mückenbekämpfung: BTI in der Diskussion

Aber auch gegen unsere heimischen Mücken muss etwas getan werden, sagen viele Menschen rund um den Ammersee. Hier wird seit langem über den Einsatz von BTI diskutiert, eines speziellen Proteins, das in anderen Mückengebieten schon längst per Hubschrauber über den Mückenlarven ausgeschüttet wird. Mit BTI könne man die Mückenlarven umweltverträglich bekämpfen, sagen die Befürworter. Das Problem: Die Methode wirkt nur, wenn der Einsatz genau im richtigen Zeitfenster erfolgt.

"Man muss etwas machen. Denn letzten Endes sind es natürlich vor allem die Gewerbetreibenden, die Hotellerie und die Gastronomie, die echt ein Problem haben. Wir machen uns Sorgen, dass der Ammersee langsam den Spitznamen Mückensee bekommt."

Rainer Jünger, Verein „Mückenplage Nein Danke“, Gemeinderat Schondorf

Mückenschutz: zwei gute Wirkstoffe

Für die aktuelle Mückenplage bleibt den Menschen hier erstmal nur der Mückenschutz. Da gibt es unterschiedliche Strategien, von Lavendel über Zitronenöl bis hin zu klassischem Mückenspray. In der Nauplia-Apotheke in München hält Doktor Peter Sandmann den Nutzen von Hausmittelchen für überschaubar. Wer sich effektiv schützen will, für den gebe es im Grunde zwei verschiedene Wirkstoffe: DEET und Icaridin. Die waren tatsächlich vor kurzem ausverkauft und nicht bestellbar, weil die Nachfrage im Zuge der Mückenplage so durch die Decke ging.

"Es war tatsächlich so, dass wir vor vierzehn Tagen nichts bekommen haben, also gar nichts."

Dr. rer. nat. Peter Sandmann, Apotheker, München

Die Überschwemmungsmücke ist vor allem in den Abendstunden unterwegs. Wer diese Zeit draußen meidet, und auf Mückenschutz achtet, kann den Sommer also auch in besonders geplagten Gebieten wie dem Ammersee genießen.


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