BR Fernsehen - Unter unserem Himmel


33

Unter unserem Himmel | 04.09.2022 Arbeitsrösser - die Noriker

Noriker sind sanfte und ruhige Pferde, aber auch kräftig und muskulös, was sie zu unermüdlichen Arbeitsrössern macht. Sie ziehen kraftvoll den Pflug, bleiben aber ebenso ruhig, wenn es um die hohe Kunst des Peitschenschnalzen geht.

Stand: 04.09.2022 | Archiv

Ein Film von Josef Schwellensattl

In Rauris im Salzburger Land verbringen fünfzehn Noriker-Hengste den Sommer gemeinsam auf der Grieswiesalm. Damit die Rangordnung unter den Zuchthengsten vorher geklärt ist, werden sie vor dem Auftrieb im Juni alle zusammen in einen Pferch gesperrt. Sobald alle Hengste im Pferch stehen, gibt der Pferdehirt Andreas Koidl ein Zeichen, die Hengsthalter nehmen den Tieren das Halfter ab und verschwinden eiligst aus dem Gatter.

Im Juni ist Hengstauftrieb in Rauris, hier kämpfen die Hengste um die Herrschaft über die Herde.

Die bis zu einer Tonne schweren Hengste gehen nun wie vom Dämon besessen aufeinander los. Sie schreien und grunzen, schlagen, stampfen und beißen, unter ihren Hufen bebt die Erde. Sie richten sich auf, stehen auf den Hinterbeinen und versuchen sich gegenseitig niederzuringen. Das Spektakel dauert eine knappe Stunde. Dann haben die Hengste unter sich ausgemacht, wer ihr Anführer ist. Diesmal ist es der Glanzrappe Mogul, er wird einen Sommer lang der Herde unangefochten vorangehen.

Werner Lanner mit seinem Norikerhengst Joggi.

Aber trotz solcher Temperamentsausbrüche ist der Noriker ein sanftes und ruhiges Pferd – und ein unermüdlicher Arbeiter. Die Noriker ziehen den Pflug, im Holz sind sie unschlagbar, vor der Kutsche und dem Bierwagen sind sie ganz in ihrem Element. Auch beim Mähen von Wiesen haben diese Gebirgskaltblutpferde viele Vorzüge. Im Juli kommt Werner Lanner mit seinem Hengst Joggi auf die Arche-Alm am Seewaldsee zu seinem Freund, dem Bauern Thomas Strubreiter. Dann wird der Joggi vor die Mähmaschine gespannt, was die geschützten und artenreichen Wiesen schont.

Werner ist auch der Obmann des Schnalzervereins. Das ist erwähnenswert, denn im Tennengau schwingen die Schnalzer ihre fünf Meter langen Peitschen hoch zu Ross. Das Ross, über dem die Peitsche zischt und knallt, ist immer ein Noriker. Wir sehen das bei der feierlichen Glockenweihe in Taxenbach.

Erstsendung am 28.06.2015


33