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Recht Selbstbehalt bei Versicherungen

Versicherungen mit Selbstbehalt sind in der Regel günstiger als ohne. Mit Selbstbeteiligung kann sich der Versicherungsbeitrag (zum Beispiel bei Kfz-Versicherungen) sogar halbieren. Doch wie sinnvoll sind Selbstbeteiligungen und bei welchen Versicherungen sind sie zu empfehlen? Tipps von Rechtsanwalt Markus Saller.

Stand: 26.06.2020

Symbolbild Selbstbehalt | Bild: picture-alliance/dpa/chromorange

Bei Abschluss einer Versicherung kann man in der Regel unter unterschiedlichen Tarifen wählen. Meist sind die Versicherungsbeiträge mit Selbstbehalt deutlich günstiger. Einige Versicherungen werden sogar nur mit Eigenbeteiligung angeboten.

Was versteht man unter Selbstbehalt?

Im Schadensfall zahlt der Versicherte den Selbstbehalt (auch Eigenanteil oder Selbstbeteiligung genannt) selbst. Die Versicherung zahlt lediglich, was darüber hinausgeht. Ist beispielsweise im Versicherungsvertrag eine Selbstbeteiligung von 150 Euro vereinbart und der Schaden beläuft sich auf 170 Euro, zahlt der Versicherungsnehmer 150 Euro, die Versicherung 20 Euro.

Tipp: Melden Sie Schäden, die nur knapp über der Selbstbeteiligung liegen, nicht der Versicherung, denn nach jedem Schadensfall hat die Versicherung (und der Versicherte) das Recht, den Vertrag zu kündigen. Als gekündigter Versicherungsnehmer ist es oft sehr schwer, eine neue Versicherung zu finden.

Häufig sehen die Versicherungen bei mehreren Schäden nur von einer Kündigung ab, wenn sich der Versicherungsnehmer auf einen sehr hohen Selbstbehalt einlässt. Aber er ist dann immerhin nicht gekündigt und hat die Möglichkeit, sich eine andere Versicherung zu besseren Konditionen zu suchen.

Wie wirkt sich der Selbstbehalt auf die Versicherungsprämie aus?

Je höher der vereinbarte Selbstbehalt ist, desto niedriger ist in der Regel die Versicherungsprämie.
Ob sich eine Selbstbeteiligung lohnt, hängt davon ab, wie hoch diese ist und wie viel Prämiennachlass dafür gewährt wird.

Tipp: Achten Sie beim Versicherungsvergleich auch darauf, ob der Selbstbehalt sinkt, wenn Sie einen bestimmten Zeitraum (meist ein Jahr) schadensfrei waren.

Ist ein prozentualer Selbstbehalt oder ein Fixbetrag sinnvoller?

Je nachdem wie hoch der Schaden ist, kann ein Fixbetrag oder ein prozentualer Selbstbehalt günstiger sein. Bei prozentualem Selbstbehalt wird in der Regel eine Unter- und Obergrenze festgelegt, z. B. 10 Prozent der Schadenssumme, aber mindestens 400 Euro und maximal 4.000 Euro.

Bei welchen Versicherungen ist ein Selbstbehalt sinnvoll?

Kfz-Versicherungen: Bei Voll- und Teilkasko-Versicherungen ist ein Selbstbehalt in der Regel sinnvoll, da sich dadurch die Prämien erheblich reduzieren.
Bei Teilkasko-Versicherungen ist ein Selbstbehalt von 150 Euro üblich, bei Vollkasko-Versicherungen 300 Euro. Dadurch verringern sich die Versicherungsbeiträge bis zu 50 Prozent.

Private Haftpflichtversicherung: Bei der privaten Haftpflichtversicherung macht eine Selbstbeteiligung in der Regel keinen Sinn, da die Beiträge vergleichsweise gering sind.

Rechtschutzversicherung: Bei Rechtschutzversicherungen macht eine Selbstbeteiligung in der Regel Sinn, da damit eine hohe Prämienersparnis einhergeht. Zudem sind bei vielen Rechtsschutzversicherungen die Unterstützung bei einer Mediation, die Erstberatung durch einen Anwalt und die telefonische Rechtsberatung kostenlos und werden daher nicht auf den Selbstbehalt angerechnet.

Private Krankenversicherung: Für Selbstständige kann eine Selbstbeteiligung sinnvoll sein, vor allem für junge und gesunde Versicherte, da dadurch die Prämien deutlich niedriger sind. Für Angestellte macht eine Selbstbeteiligung weniger Sinn, da ihnen die Prämienersparnis nur zur Hälfte zugutekommt, zur anderen Hälfte dem Arbeitgeber. Die Selbstbeteiligung müssen Angestellte jedoch komplett selbst tragen. Ist im Vertrag vereinbart, dass die Krankenversicherung Prämien zurückzahlt, wenn der Versicherungsnehmer wenig Kosten verursacht hat, darf dieser die Rückzahlung behalten, der Arbeitgeber bekommt davon nichts.

Fazit

Eine Selbstbeteiligung bei Versicherungen kann sich lohnen, da Sie damit Beiträge sparen. Sie ist vor allem bei Versicherungen sinnvoll, die größere finanzielle Schäden absichern, z. B. Kasko- oder Rechtschutzversicherung.


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