Woher kommt der Zwiefache? Verzwickter Tanz
Er ist der beliebteste bayerische Volkstanz: Seinen Namen verdankt der "Zwiefache" dem Taktwechsel von Walzer und Dreher. Seine "Fans" fordern nun eine Aufnahme in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes.
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Es gibt einfache und verzwickte Zwiefache, aber alle haben das Eine gemeinsam - den Taktwechsel zwischen Walzer und Dreher. Heute erlebt der Tanz, dessen erste schriftliche Erwähnung ins 18. Jahrhundert zurückgeht, eine erstaunliche Renaissance.
Rhythmus und Taktwechsel müssen die Musikanten im Blut haben
Traudi Siferlinger hat einen Tanzabend in der Gastwirtschaft Röhrl in Eilsbrunn in der Oberpfalz besucht, bei dem zwei auf Zwiefache spezialisierte Musikgruppen zum Tanz aufspielten: die Dellnhauser Musikanten aus der Holledau und die Tanngrindler Musikanten aus der Oberpfalz. Und beide sind sich sicher: Aus ihrer Heimat stammt der Tanz!
Auf der Suche nach der Herkunft des Zwiefachen weiß der Bezirksheimatpfleger von Niederbayern, Maximilian Seefelder, etwas mehr: Die erste schriftliche Erwähnung von 1730 ist im Stadtarchiv von Amberg in der Oberpfalz zu finden.
"Kerngebiet" Oberpfalz und Niederbayern
Bezirksheimatpfleger Maximilian Seefelder hat den "Zwiefachen" für das Verzeichnis des immateriellen Kulturguts vorgeschlagen.
Dennoch ist der Zwiefache kein "gebürtiger Oberpfälzer", er lässt sich ebenfalls sehr früh in Niederbayern nachweisen. Beide Regierungsbezirke gelten heute als das Kerngebiet des Zwiefachen, der inzwischen aber auch in anderen Landstrichen weit verbreitet ist - wenn auch nicht immer unter diesem Namen.
In Niederbayern und in der Oberpfalz nennt man ihn auch einen "Trazerden" oder "Bairischen", was wohl auf seine bäuerliche Herkunft zurückgeht, im Schwäbischen ist der Zwiefache als "Schweinauer" bekannt, und im Schwarzwald als "Heuberger". Im Bayerischen Wald spricht man von "übern Fuß tanzen".
"Unsa oide Kat" - die Titelmelodie von "Zwischen Spessart und Karwendel" - gehört zu den bekanntesten Zwiefachen.
Damit sich die Tänzer den oftmals komplizierten Taktwechsel besser einprägen können, wurden seit den 1950er Jahren gerne Texte zu den Melodien gedichtet. Bekannte Namen der Volksmusik wie Felix Hörburger, Adolf Eichenseer und Josef Eberwein haben Bücher mit solchen Liedern herausgegeben, die sich bei Liebhabern des Volkstanzes großer Beliebtheit erfreuen. Auch Willi Bauer aus Passau hat Hunderte von Zwiefachen in Archiven und Bibliotheken gesammelt, die Noten neu gesetzt und mit einprägsamen Texten versehen.
Der Zwiefache wurde von zwei Antragstellern, dem niederbayerischen Bezirksheimatpfleger Maximilian Seefelder und der Zeitschrift "Zwiefach" vertreten durch ihren Chefredakteur Philipp Ortmeier, für die Aufnahme ins Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes vorgeschlagen. Eine Kommission entscheidet nun, ob dieses lebendige Kulturgut, das keinen eigenen Verein braucht, sondern über Jahrhunderte weitergetragen wurde, erst ins bayerische und dann ins nationale Kulturerbe eingetragen wird. Die letztmögliche Auszeichnung könnte die Aufnahme ins immaterielle Weltkulturerbe sein.