RESPEKT Sharing Economy
- Sharing Economy heißt so viel wie Wirtschaft des Teilens. Damit ist gemeint, dass Menschen Gegenstände, Räume oder Flächen miteinander teilen, um sie gemeinschaftlich zu nutzen.
- Das ist nicht nur finanziell günstiger. Die gemeinschaftliche Nutzung ist auch umweltfreundlicher, weil weniger verbraucht wird.
- Heute erreicht man durch das Internet und soziale Netzwerke schnell einen großen Kreis von interessierten Menschen und kann die Teil- und Tauschgüter optimal nutzen.
- Kritikpunkt: Aus vielen nachhaltigen und idealistischen Ideen seien jetzt kommerzielle Geschäftsmodelle geworden. Es gehe gar nicht mehr ums Teilen oder Tauschen, sondern um kurzfristiges Vermieten oder vor allem um Profit.
Videotheken, Autoverleihe, Waschsalons
Definition
Teilen ist nicht nur finanziell günstiger. Die gemeinschaftliche Nutzung ist auch umweltfreundlicher, weil weniger verbraucht wird: Es müssen zum Beispiel weniger Autos produziert werden. Gemeinschaftskonsum gab es früher auch schon. Bibliotheken, Videotheken, Autoverleihs oder Waschsalons. Früher war das Teilen relativ begrenzt und eher kompliziert. Heute aber erreicht man durch das Internet und soziale Netzwerke schnell einen großen Kreis von interessierten Menschen und kann die Teil- und Tauschgüter optimal nutzen. Die öffentliche Bewertung der Angebote und der Nutzer:innen können zudem vor Betrug schützen. Ein positiver Nebeneffekt ist, dass Menschen nicht nur Dinge, sondern auch Wissen teilen können. Zum Beispiel, wenn man in einem Nachbarschaftstreff mit der Nähmaschine auch eine erfahrene Schneiderin an die Hand bekommt.
"Das Schöne beim Tauschen und Teilen und Verschenken ist ja, dass es so viele verschiedene Dimensionen hat: Es verändert irgendwie die Art und Weise, wie wir wirtschaften. Das hat im besten Fall einen positiven ökologischen Output. Aber es bringt Menschen eben auch zusammen."
Sina Taubmann, Olytopia e. V.
Kritikpunkte: nur für Leute mit Internet, kommerzialisiert
Kritiker nennen hauptsächlich zwei Punkte: Sharing Economy sei vor allem etwas für diejenigen, die mit dem Internet gut umgehen können. Alle anderen würden ausgeschlossen. Und: Aus vielen nachhaltigen und idealistischen Ideen seien jetzt kommerzielle Geschäftsmodelle geworden. Es gehe gar nicht mehr ums Teilen oder Tauschen, sondern um kurzfristiges Vermieten oder vor allem um Profit.
Beispiel Carsharing: Das gibt es laut Klaus Breindl, einem "alten Hasen" in diesem Bereich, schon seit Ende der 1980er-Jahre. Doch Sharing allein ist noch kein Kriterium für Umweltschutz. Klaus Breindl, der seit 30 Jahren im Carsharing tätig ist, sagt: "Es gibt einen Knackpunkt." Nämlich dass man die gemieteten Autos nicht in Gegenden einsetze, wo es ohnehin jede Menge öffentliche Verkehrsverbindungen und E-Roller gebe. Da noch zusätzliche Mietautos anzubieten, sei aus seiner Sicht kontraproduktiv. Und doch wird es aus kommerziellen Gründen gemacht, dieses "Free-Floating"-Modell: Das heißt, ich kann mir per App ein Auto irgendwo mieten, damit fahren, und es irgendwo anders wieder abstellen.
"Das sind im Prinzip auf jeden Fall nicht weniger Autos, sondern schlimmstenfalls sogar mehr Autos. Und das ist genau das Gegenteil von dem, was wir wollen: Dass man ÖPNV, Radfahren, zu Fuß gehen, auch mal zwei Fahrten zusammenlegen, viel stärker mit einbezieht."
Klaus Breindl, Vorstand Vaterstettener Auto-Teiler e.V.
Zahlen und Fakten
Boomt das Geschäft mit dem Teilen?
- In der Sharing Economy am meisten nachgefragt: die Bereiche Unterkunft und Mobilität, also zum Beispiel Zimmer, Wohnungen und Mitfahrgelegenheiten.
- Sharing Economy zieht vor allem junge Nutzer:innen zwischen 25 und 29 an.
- Das Land mit den meisten Sharing-Angeboten: die Niederlande, die Stadt mit den meisten Sharing-Unterkünften: Paris.
- Es gibt noch viel Potenzial für Wachstum in der Sharing Economy, vor allem in den Bereichen Haushalts- oder Gartengeräte und Technik.
Zahlen und Fakten: Quellen
Meistgenutzte Bereiche der Sharing Economy
BMWI: Sharing Economy im Wirtschaftsraum Dtl.
YouGov-Studie 2019
Zukunftstrend Sharing Economy
EU-Statistik/Eurostat
Eurostat: Über das Internet bestellte Dienstleistungen
Eurostat: Use of collaborative economy (until 2019)
Zusammenhang Digitalisierung & Entwicklung der Sharing Economy
BMWI: Sharing Economy im Wirtschaftsraum Dtl., S. 5
Digitalisierung in Luxemburg & Estland
Cisco Digital Readiness Index 2019; Übersicht
Privatunterkünfte in Paris & Berlin 2017
iwd: Airbnb - Zu Gast bei Fremden
Sharing Economy, Unterkünfte, Regulierung
BMWI: Sharing Economy im Wirtschaftsraum Dtl., S. 131, Economie collaborative (frz.); Eurostat: Buchungen von Kurzaufenthalten
Zunehmende Kommerzialisierung
PwC: Eigentum? Brauche ich nicht!
Ackerland-Sharing
Ein weiteres Beispiel für Sharing Economy ist sehr "bodenständig", im wahrsten Sinne des Wortes: In München haben sich zweieinhalbtausend Haushalte zusammengetan im "Kartoffelkombinat eG". Vorstand Daniel Überall erklärt, wie das Sharing hier funktioniert: "Wir bewirtschaften gemeinsam hier einen Gemüsebaubetrieb. Das heißt, wir machen eine Anbauplanung. Wir machen eine Jahres-Finanzplanung. Wir teilen uns die Kosten, damit auch das betriebswirtschaftliche Risiko. Und am Ende teilen wir uns die Ernte und auch die Äpfel." Wer mitmachen möchte, investiert einmalig mindestens 150 Euro und dann monatlich 75 Euro und bekommt dafür Mitspracherecht und, falls er im Großraum München wohnt, jede Woche eine grüne Kiste mit Bio-Gemüse.
Autorin: Monika von Aufschnaiter