Geflüchtete erfolgreich beim Studium fördern Hochschul-Integrationspreis 2021 verliehen
Der „Hochschul-Integrationspreis des Bundesministeriums für Bildung und Forschung“ und des DAAD wird dieses Jahr zum ersten Mal verliehen. Er zeichnet Projekte an Hochschulen und Universitäten aus, die Geflüchtete in das Studium, in die Gesellschaft und das Arbeitsleben bringen wollen. In diesem Jahr geht er an die HAWK Hildesheim/Holzminden/Göttingen, die HSD Hannover und die Universität Kiel.
Mit dem „Hochschul-Integrationspreis für herausragendes Engagement für die Integration Geflüchteter“ zeichnen das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) erstmals drei besonders erfolgreiche und innovative Projekte an deutschen Hochschulen aus.
Seit der großen Flüchtlingswelle 2015 sind Studierende und Lehrende an deutschen Hochschulen und Universitäten bei der Qualifikation und Integration von Flüchtlingen sehr aktiv geworden. An vielen Standorten haben sich Initiativen und Vereine gebildet, die die Integration junger Geflüchteter in das deutsche Bildungssystem, die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt zu Ziel haben.
Engagement in Integrations-Projekten sichtbarmachen
"Integration und Aufstieg gelingen in Deutschland durch Bildung! Über 30.000 besonders motivierte und talentierte Geflüchtete haben in den vergangenen fünf Jahren ein Fachstudium an einer deutschen Hochschule aufgenommen. Das ist eine großartige Leistung der jungen Menschen, die ihr Wissen und ihre Erfahrungen in die deutschen Hochschulen einbringen und wissenschaftlich reflektieren können. Und es sind gute Aussichten für die Arbeitgeber in unserem Land, die auf absehbare Zeit eine bedeutende Zahl internationaler Fachkräfte mit einem deutschen Hochschulabschluss gewinnen können.
Mehrere tausend Geflüchtete haben inzwischen einen Abschluss auf Master-Niveau in der Tasche. Hierzu haben die Hochschulen in Deutschland seit 2015 sehr erfolgreich beigetragen – und das über die reine Lehre hinaus: Lehrende und Studierende haben entwurzelten Menschen eine Heimat gegeben, sie haben neue Studierende in die Mitte ihrer Gemeinschaft aufgenommen, sie haben zusammen mit ihnen Sprachtandems gebildet, soziale Begegnungsräume oder Rechtsberatungen realisiert oder Gesundheitsinformationen und Anamnesebögen zu Covid-19 und anderen Erkrankungen in den Herkunftssprachen entwickelt, von denen auch Geflüchtete außerhalb des Campus profitieren. Integration wurde so ganz praktisch und vorbildlich gelebt. Sie haben gemeinsam eine beindruckende Willkommenskultur auf die Beine gestellt."
Anja Karliczek, Bundesbildungsministerin
Der DAAD und die Bundesregierung wollen mit dem neu geschaffenen Preis das Engagement der Initiativen an Hochschulen und Universitäten sichtbarer zu machen. Gleichzeitig ist der Preis ein Ausdruck der Wertschätzung für die vielen Engagierten bei der Integration junger Geflüchteter in das Studienleben, die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt.
Die Preisträgerinnen und Preisträger:
Gewinner in der Kategorie „Brücke in die Gesellschaft“
"Die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel erhält die Auszeichnung für ihr Projekt „kulturgrenzenlos e. V.“. Das Projekt wird im Rahmen des BMBF-Flüchtlingsprogramms Welcome vom DAAD gefördert. Der gemeinnützige Verein entstand 2016 aus einem studentischen Begegnungsprojekt und ist mittlerweile zu einer von 35 ehrenamtlich aktiven Studierenden getragenen Organisation herangewachsen. Der Verein bietet Tandemprojekte zur gemeinsamen Freizeitgestaltung, ein Ideenwerk zu Unterstützung gesellschaftlichen Engagements, das Medienprojekt Blickwinkel und die Aktion „kulturgrenzenlos on Campus“, mit der die Integration der Geflüchteten auf dem Campus durch internationale Sprach- und Frauencafés, Veranstaltungen und Mitmachaktionen unterstützt wird."
Gewinner in der Kategorie „Brücke ins Studium“
"Den Preis erhält die HAWK Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen für ihr erfolgreiches Gesamtkonzept für Studieninteressierte und Studierende mit Fluchthintergrund. Die Arbeit der HAWK wird seit 2016 im Rahmen der BMBF-Flüchtlingsprogramme Integra und Welcome vom DAAD gefördert. Jährlich erreicht die HAWK mit ihren Projekten „HAWK open“ und „HAWK start plus“ rund 300 Studieninteressierte mit Fluchtbiografie. Sie bieten ein umfangreiches Beratungs- und Begleitangebot vor und während des Studiums, flankiert von studentischen Aktivitäten zur sozialen Integration sowie einer studienbegleitenden Orientierung auf dem Arbeitsmarkt."
Gewinner in der Kategorie „Brücke in den Arbeitsmarkt“
„Die Auszeichnung erhält die Hochschule Hannover mit dem Projekt „Refugeeks - Coding Academy Hannover“. Das Projekt wird seit 2020 im Rahmen des neuen BMBF-Flüchtlingsprogramms Profi vom DAAD gefördert. Refugeeks besteht aus einer einjährigen akademischen IT-Weiterbildung, die sich an Geflüchtete mit bereits vorhandenen Programmierfähigkeiten richtet. Teilnehmende können das Hochschul-Zertifikat „IT-Experte Data Science / Web Technology“ sowie ein gleichlautendes Zertifikat der IHK Hannover erwerben. Zudem erhalten sie zusätzliche Angebote zu Fach- und Sprachwissen und Tipps und Einführungen zu Bewerbungsgesprächen und dem Einstieg in den Arbeitsmarkt.“
Engagement in Integrationsprojekten wertschätzen
"Die deutschen Hochschulen und Studierendenschaften haben in den vergangenen Jahren gezeigt, dass sie in zahlreichen Projekten für Geflüchtete wirkliche Brückenbauerinnen sind. Brückenbauerinnen ins Studium, in den Arbeitsmarkt und in die Gesellschaft und damit auch, wenn man so will, Ingenieurinnen einer erfolgreichen Integration. Ein rohstoffarmes Land wie die Bundesrepublik tut gut daran, entwurzelten Akademikerinnen, Akademikern und Studierenden eine neue Heimat zu geben und mit der Aufnahme oder Fortführung eines Studiums dafür zu sorgen, dass sie sich und ihr Können in unserer freiheitlichen Demokratie wirklich entfalten können. Die jetzt ausgezeichneten Projekte tun all dies auf ganz hervorragende Weise."
Prof. Dr. Joybrato Mukherjee, DAAD-Präsident
Das Preisgeld von 10.000 Euro soll der Verwirklichung neuer Ideen dienen.
Das BMBF und der DAAD fördern Programme zur Integration Geflüchteter
Die ausgezeichneten Projekte sind Programme für Geflüchtete an Hochschulen und Universitäten, die in den vergangenen Jahren durch das BMBF und dem DAAD gefördert wurden. Die Programme wurden als Reaktion auf die große Flüchtlingswelle im Jahr 2015 zur Integration von Geflüchteten an deutschen Hochschulen ins Leben gerufen.
Für den Zeitraum von 2016 bis 2022 stehen rund 160 Millionen Euro bereit. Die vergangen fünf Jahre zeigten schnell, wie groß das Potenzial an qualifizierten jungen Menschen und damit der Bedarf an akademischer Bildung ist: Allein der Bund hat bisher rund 40.000 Geflüchtete in der sprachlichen und fachlichen Vorbereitung auf ein Studium unterstützt.
Die Hochschulen beraten jährlich über 40.000 studieninteressierte Flüchtlinge. Studentische Willkommensinitiativen helfen pro Jahr über 20.000 Geflüchteten bei der Orientierung und Integration an den jeweiligen Hochschulstandorten.
Seit Beginn der Covid-19-Pandemie wurden viele Angebote auf hybride oder digitale Formate umgestellt.
Inzwischen geht der DAAD von über 30.000 immatrikulierten Geflüchteten im Fachstudium und mehreren tausend Absolventinnen und Absolventen auf Master-Niveau aus.