Ernährungsführerschein, Schule Wenn die Küche ins Klassenzimmer kommt
Wenn die Drittklässler der Marina Thudichum Grundschule in Haag a. d. Amper während des Unterrichts eifrig Gemüse schnippeln, dann machen sie ihren Ernährungsführerschein. Im vom Bundeszentrum für Ernährung entwickelten Projekt schmeckt Kindern auch Gemüse, das einige vorher gar nicht mochten. Denn selbst zubereiten und kochen motiviert.
Das Projekt Ernährungsführerschein des Bundeszentrums für Ernährung ist in der Marina Thudichum Grundschule in Haag a.d. Amper seit zehn Jahren feste Tradition. Regelmäßig kommt die freiberufliche Ökotrophologin Brigitte Hepting an sechs Wochen für jeweils eine Doppelstunde pro Woche in die dritten Klassen.
"Die Marina Thudichum Grundschule in Haag a. d. Amper lebt den Ernährungsführerschein. Alle dritten Klassen absolvieren den Kurs. Die Schulleitung und Lehrkräfte unterstützen mich sehr, die Zusammenarbeit ist prima. Die Kinder tragen ihr Wissen und neues Können natürlich in die Familien zu Eltern und kleineren Geschwistern. Die freuen sich dann schon darauf. Eine echte Erfolgsgeschichte!"
Brigitte Hepting, Dipl. Ökotrophologin, Neufahrn
Ernährungsführerschein: Wenn Gemüse plötzlich schmeckt
Stolz strahlen die jungen Köchinnen und Köche, wenn sie nach bestandener Prüfung „ihren Ernährungsführerschein“ überreicht bekommen. Anschließend geht es zum Buffet mit selbst zubereiteten Leckerbissen wie lustigen Brotgesichtern, Schnittlauchquark und knusprigen Ofenkartoffeln.
Immer wieder erlebt Brigitte Hepting, dass Kinder, die vor kurzem bei Gemüse nur das Gesicht verzogen, plötzlich Brotgesichter, Knabbergemüse-Sticks und Schnittlauchquark beim gemeinsamen Abschlussbuffet mit Begeisterung verdrücken.
"Die Kinder haben alles selbst zubereitet, es hat ihnen Spaß gemacht. Sie haben neue Kompetenzen erlernt, sie wissen, wie man kleine Gerichte für sich selbst kocht, sie können sich auch zu Hause etwas zubereiten und sind natürlich mächtig stolz darauf. Und hier im Klassenzimmer fällt es ihnen leichter, Gemüse einmal zu probieren. Gemeinsam schmeckt Vieles besser."
Brigitte Hepting, Dipl. Ökotrophologin, Neufahrn
Ernährungsführerschein: Lernerlebnis mit Breitenwirkung
Die positive Wirkung des Projekts ist seit vielen Jahren nachgewiesen. In den sechs Doppelstunden lernen die Kinder Grundlagen der Lebensmittelkunde, der Hygiene, und Arbeitstechniken des Kochens. Teilweise bringen sie Arbeitsgeräte und Zutaten von zu Hause mit in die Schule. Auch auf diese Weise sind die Familien mit eingebunden.
Ernährungsführerschein & Co: Wie kommt er in die Schule?
Der Ernährungsführerschein ist auf die Bedürfnisse von Grundschulkindern der dritten und vierten Klassen zugeschnitten und eines von mehreren Projekten, die speziell für Schulen und Kindereinrichtungen zum Thema Ernährung entwickelt wurden.
Gefördert und unterstützt wird das Projekt durch die AOK Bayern. Sie bietet den Schulen an, sie bei der Umsetzung mit Fachpersonal, entweder über eigene AOK-Ernährungsfachkräfte oder über qualifizierte Honorarfachkräfte, zu unterstützen. Schulen können sich bei Interesse an die AOK vor Ort wenden, Ansprechpartner sind die jeweiligen Ernährungsfachkräfte.
Welche Kurse und Präventionsmöglichkeiten es außerdem gibt und wie diese konkret in Kitas und Klassenzimmer gebracht werden können, darüber informieren auch die acht regionalen Fachzentren Ernährung / Gemeinschaftsverpflegung des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.
Außerdem hat auch die Stiftung Kindergesundheit einige Projekte speziell für Kindereinrichtungen zum Themenkreis Ernährung und gesundheitliche Prävention entwickelt.
Ernährungsführerschein: Keine Angst vor möglichen Kosten
Grundsätzlich ist es möglich, dass Lehrkräfte den Kurs selbst mit ihren Klassen durchführen. Die Kosten des Ernährungsführerscheins für die beiden dritten Klassen in der Grundschule Haag liegen bei einigen hundert Euro pro Schuljahr und verteilen sich auf Zutaten und Lebensmittel und Ökotrophologin Brigitte Hepting. Sie wird von der AOK Bayern bezahlt. Schulleiterin Daniela Nager schätzt den regelmäßigen Besuch der engagierten Fachfrau von außerhalb. Die Nachhaltigkeit des Projektes wird ihrer Meinung nach dadurch deutlich gesteigert.
"Brigitte Hepting ist bei den Kindern schon bekannt. Außerdem ist es gut, wenn einmal jemand vor der Klasse steht, der sonst nicht im Haus tätig ist. Ich glaube, dass die Wirkung der Kurse so viel nachhaltiger ist. Und wir freuen uns natürlich besonders darüber, dass wir als Schule keine zusätzlichen Kosten haben, denn die trägt unsere Gemeinde."
Daniela Nager, Schulleiterin Grundschule Marina Thudichum, Haag a.d. Amper
In Haag hat die Gemeinde, als Sachaufwandsträger der Grundschule, schon vor Jahren beschlossen, die Kosten für Zutaten und Lebensmittel zu übernehmen. Dadurch können alle Drittklässler ihren Ernährungsführerschein machen.