HGAA-Ausschuss Das haben die Zeugen gesagt
Es war unter anderem die Crème de la Crèma der CSU, die sich die an der Sitzungstür die Klinke in die Hand gegeben haben: 80 Zeugen hat der BayernLB/HGAAUntersuchungsausschuss vernommen. Die wichtigsten Aussagen im Überblick.

Am 24. Januar 2010 nahm der Untersuchungsausschuss seine Arbeit auf, am 9. Juni begann die heiße Phase mit der Befragung der Zeugen. Neben den Ex-Finanzminisern Kurt Faltlhauser und Erwin Huber sowie Ex-Ministerpräsident Günter Beckstein, die alle im Verwaltungsrat der Bank saßen, mussten auch der frühere Ministerpräsident Edmund Stoiber und sein Nach-Nachfolger Horst Seehofer vor dem Ausschuss erscheinen.
Fazit all der Zeugenaussagen: Das Prinzip Unschuld.
Ja, der Kauf der Kärntner Bank sei rückblickend ein Fehler gewesen, räumten zwar einige der Befragten ein, eine persönliche Mitschuld an den Milliarden-Verlusten gab aber niemand zu. Auch nicht die früheren Vorstände der BayernLB wie Werner Schmidt und Michael Kemmer. Sie zogen es ohnehin vor, vor dem Untersuchungsausschuss zu schweigen, da die Münchner Staatsanwaltschaft unterdessen Ermittlungen aufgenommen hatte.
Hier die wichtigsten Zeugenaussagen im Überblick.
Stoiber und Co: Zeugen vom 28.9. bis 26.10.2010
Kurt Faltlhauser
Der damalige Finanzminister Kurt Faltlhauser (CSU) ist der erste Zeuge aus der Riege der politischen Schwergewichte. Zeitweise saß er an der Spitze des BayernLB-Verwaltungsrats und hatte den Kauf der HGAA mit zu verantworten. "Nach bestem Wissen und Gewissen", habe er gehandelt.
Faltlhauser spricht von "Präzision und Herzblut" und verteidigt den weltweiten Expansionsdrang der BayernLB. Kritiker hatten die Ambitionen als Ausdruck von Größenwahn der damaligen Staatsregierung unter Edmund Stoiber bezeichnet. Ausschlaggebend seien rein ökonomische Gründe gewesen. Die Schuld an dem HGAA-Debakel schiebt er auf den Vorstand. Dem Verwaltugnsrat sei nicht bekannt gewesen, dass nicht alle Risiken vor dem Kauf geprüft worden waren. Zweiter Schuldiger: die Wirtschaftskrise. "Wir haben die Chancen höher eingeschätzt. Die Wirtschaftskrise hat der HGAA den Atem genommen", sagt der Ex-Minister.
(Befragt am 28.9.2010)
Florian Wirsching
Tilo Berlin
Siegfried Naser
Martin Brodey
Edmund Stoiber
Alois Hagl
Emilia Müller
Beckstein und Co. vom 28.10 bis 30.11.2010
Günther Beckstein
Alt-Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) erhob schwere Vorwürfe gegen die Opposition. Es gehe ihnen nicht um Aufklärung, sondern um politische Diffamierung und persönliche Vernichtung. Beckstein nannte namentlich die drei Abgeordneten Bernhard Pohl (Freie Wähler), Inge Aures und Harald Güller (beide SPD). Alle drei gehören dem Untersuchungsausschuss an.
Hintergrund ist das Bestreben der Opposition nach Schadenersatzklagen gegen Beckstein und die übrigen CSU-Politiker, die beim HGAA-Kauf im Verwaltungsrat saßen. Beckstein müsste schlimmstenfalls mit persönlichem Vermögen haften.
(Befragt am 28.10.2010)
Hans Spitzner
Georg Schmid
Hans Schaidinger
Stefan Ermisch
Naser und Co. vom 27.12.2010 - 27.1.2011
Siegfried Naser / Kurt Faltlhauser
Ex-Sparkassenpräsident Naser musste als Ex-Verwaltungsratschef gemeinsam mit seinem Vize Faltlhauser zum zweiten Mal erscheinen, weil Ex-Bankchef Schmidt beide bei der Staatsanwaltschaft belastet hatte. Er habe sie besser über das Geschäft informiert, als sie heute einräumen. Dies sei falsch, widersprach Naser. Auch Faltlhauser sagte, Schmidt habe den Verwaltungsrat im Dunkeln gelassen: "Der wollte das Geschäft nicht gefährden, darum haben wir an dem einen oder anderen Punkt die Informationen nicht erhalten."
Zu dem Vorwurf, die Führungsspitze habe vor dem Kauf keine Sitzung des Verwaltungsrats mehr einberufen, um das Milliardengeschäft nochmals zu prüfen, sagte Naser: "Sparkassen und Ministerien, kein Prüfer, keiner bei der Bank hat die Notwendigkeit einer weiteren Verwaltungsratssitzung gesehen." Selbst wenn es noch eine Sitzung gegeben hätte, wäre das Geschäft zustande gekommen, argumentierten Naser und Faltlhauser. Und ein Fehler, den niemand gesehen habe, könne nicht fahrlässig gewesen sein.
Naser und Faltlhauser beteuerten zudem, sie hätten nicht gewusst, dass der frühere Kärntner Landeshauptmann Haider den HGAA-Verkauf an die Bedingung geknüpft habe, dass ein Kärntner Fußballclub Millionenzuschüsse aus Bayern erhält. "Ich weiß, was Bestechung ist", so Naser. Hätte Haider die Forderung ihm gegenüber geäußert, wäre er "sofort davongelaufen". Faltlhauser sagte, hätte er "auch nur die geringste Ahnung" davon gehabt, wäre das HGAA-Geschäft durch "meine Intervention" geplatzt.
(Befragt am 27.1.2011)