Kabarettist? Eher nicht
"Tiere und Pflanzen sind doch der einzige Freund des Menschen", ruft die neureiche Enddreißigerin in einem idyllischen Waldstück aus. "Jaja, der größte Schädling ist schon der Mensch", pflichtet ihr der Architekt bei. Dann besprechen die beiden "Naturfreunde", wie viel Bäume gerodet werden müssen, damit sie die Aussicht aus der künftigen Villa nicht stören.
Der Architekt, das ist Gerhard Polt, die Neureiche spielt seine langjährige Filmpartnerin Gisela Schneeberger. Die Szene ist "Fast wia im richtigen Leben": So heißt auch die legendäre, vom Bayerischen Fernsehen zwischen 1979 und 1988 produzierte zwölfteilige Sketch-Serie, aus der der Dialog stammt und die Polt berühmt machte.
Ohne Zeigefinger
Makler, Miethaie, Zollbeamte: Polt schlüpft mit Vorliebe in die Haut ignoranter oder latent bösartiger Zeitgenossen. Die Anverwandlung von Spießern, Kleinbürgern oder Schicki-Micki-Typen ist sein Element. Seine Methode: Mimikry.
Nicht der Zeigefinger der Botschaftsübermittler vom politischen Kabarett. Dieser Zunft traut Polt wenig aufklärerisches Potenzial zu, generell macht er sich keine Illusionen über die Wirkung von Satire. "Ich resigniere, aber vital", sagte er einmal.
Beruflich resigniert Gerhard Polt nun schon seit über 30 Jahren mehr als vital: Auf die Sketch-Serie folgten mehrere Kinofilme, außerdem schrieb er zahlreiche Bühnenproduktionen. Polt, geboren in München, aufgewachsen in Altötting, Wahlschwede und -italiener, verheiratet seit 1971, wohnt seit vielen Jahren in Schliersee.