Gerhard Polt Kurzbiografie
Gerhard Polt kommt am 7. Mai 1942 in München als Sohn eines Rechtsanwalts zur Welt. Zunächst wächst er in der Amalienstraße auf. Doch wegen der Bombenschäden zieht seine Mutter mit ihm nach dem Krieg in ein Altöttinger Metzgerhaus.
Anfang der 1950er-Jahre kehren die Polts nach München in die Amalienstraße zurück. Nach dem Abitur geht Gerhard 1962 "zufällig" nach Schweden, wo er in Göteborg vier Jahre lang Skandinavistik und Altgermanistik studiert. Danach kehrt er nach München zurück und arbeitet als Dolmetscher, Übersetzer und Lehrer. 1974 beginnt Polt die Kooperation mit dem früheren Nachbarsjungen aus der Amalienstraße: Hanns Christian Müller.
Mit ihm als Regisseur und Gisela Schneeberger als Schauspielerin startet Polt 1976 zunächst als Kabarettist auf der Münchner Bühne "Die kleine Freiheit". Bundesweit bekannt wird er als schon fast 40-Jähriger durch das Fernsehen: Mit Müller und Schneeberger dreht er die Sketch-Serie "Fast wia im richtigen Leben", die das Bayerische Fernsehen ab 1979 ausstrahlt, die ARD ab 1980.
Fernseh-Eklats
Ebenfalls 1980 sorgt Polt für einen Meilenstein deutscher TV-Geschichte: Anlässlich der Verleihung des Deutschen Kleinkunstpreises liefert er während der Live-Übertragung im ZDF 25 Minuten lang mehr oder weniger Schweigen ab statt die Dankesrede zu halten. 1982 erhält er den Grimme-Preis in Silber für eine TV-Glosse über den Bau des Rhein-Main-Donau-Kanals, durch die sich die bayerische Staatsregierung verleumdet sieht.
1984 steht Polt gemeinsam mit der Biermösl Blosn, bestehend aus den drei musizierenden Brüdern Hans, Michael und Christoph Well, für das Programm "München leuchtet" auf der Bühne der Münchner Kammerspiele - der Beginn der langen Zusammenarbeit mit dem Trio der kritischen Volksmusik.
Von "Kehraus" bis "... und Äktschn!"
1983 wagen sich Müller, Polt, Schneeberger an den ersten Kinofilm: "Kehraus". 1987 folgt "Man spricht Deutsh". Beide avancieren zu großen Publikumserfolgen. Mit "Herr Ober!" (1991) und erst recht mit "Germanikus" (2004) hat Polt weniger Glück. 2014 dreht Polt einen neuen Film: die Satire "... und Äktschn!".
In den 1980er-Jahren ist Polt regelmäßig Gast in Hildebrandts ARD-Kabarett-Sendung "Scheibenwischer". 1993 inszeniert Polt zusammen mit Hildebrandt, Otto Grünmandl und der Biermösl Blosn an den Münchner Kammerspielen die Revue "Tschurangrati". Danach folgten die Münchner Theaterstücke "Obatzt is - Crème Bavaroise" (2002 im Cuvilliés-Theater) und "Offener Vollzug - Ein Staatsschauspiel" (2006 im Residenztheater).
Die meisten Polt-Sketche existieren auch in Audio-Form: Die erste Schallplatte "Der Erwin" produziert er 1977, 1979 folgt "D'Anni hat g'sagt". Die heute bekanntesten und erfolgreichsten CDs sind wohl "Der Standort Deutschland" (1997) und "Attacke auf Geistesmensch" (1998).
Polt ist seit 1971 mit einer Lehrerin verheiratet und hat einen Sohn. Die Familie lebt in und am Schliersee.
Jahr | Preis |
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1975 | Kulturförderpreis der Stadt München |
1980 | Deutscher Kleinkunstpreis in der Sparte Kabarett |
1980 | Ernst-Hoferichter-Preis |
1982 | Adolf-Grimme-Preis in Bronze |
2000 | Göttinger Elch für Lebenswerk |
2001 | Bayerischer Literaturpreis |
2006 | Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor |
2007 | Großer Karl-Valentin-Preis |
2010 | Bayerischer Kabarettpreis (Ehrenpreis) |
Link-Tipps
Die zwölfteilige Sketch-Serie "Fast wia im richtigen Leben" ist als DVD: