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"Unterm Gipfel" Besuch mit Kuchen, Besuch mit Kapuze

Von: Michael Kubitza

Stand: 08.06.2015

Protestcamp | Bild: BR/Sebastian Kemnitzer

Falls hier Revolutionäre übernachten, sind es höfliche Revolutionäre. "Polizei bitte hier melden ... Ihr Anliegen wird hier bearbeitet", steht auf einem Schild am Eingang des Protestcamps. Gut 600 Demonstranten sind am Freitagmittag auf der Wiese, die eben noch juristische Kampfzone war. Es gibt Workshops, Infostände, einen Kühlwagen für Lebensmittel, Dixieklos. Die Atmosphäre ist eine beinahe entspannte Mischung aus Ferienlager, Themenpark und linkem Klassentreffen. Nur mit der Presse - auch das steht auf dem Schild - sprechen die Camp-Aktivisten ungern. Inoffiziell erfährt man den Grund: einige Kollegen hätten ihre Kameras zu offensiv in den halb-öffentlichen Raum der Zelte gehalten.

Die Bürgermeisterin, die auf dem Rad vorbeischaut, hält die Regeln besser ein. Sie hat sie auch mitformuliert. Sie hat den komplizierten Instanzenweg quasi über einen Trampelpfad verlassen und sich mit den Aktivisten auf eine Art Hausordnung geeinigt: Statt des geplanten Bauzauns dürfen die Gipfelgegner das Gelände nur mit Flatterband abstecken, offenes Feuer und hochprozentiger Alkohol sind verboten. Dafür bringt Frau Landgraf, eine ältere Dame aus der Nachbarschaft, jetzt Kuchen. "Bleibt's fei friedlich", sagt sie.



Das gilt für ganz Bayern. Wegen des Gipfels, erklärt Hermann Benker von der Polizeigewerkschaft, fehlten der Polizei bayernweit 30 Prozent der Personals. Im Schnitt. BR-Polizeireporter Oliver Bendixen sieht das weniger dramatisch.

"Es wird schon so sein, dass hier und da die Verkehrerziehung in der Grundschule ausfällt. Banküberfälle werden weiter bearbeit - abgesehen davon, dass die am Wochenende eh selten stattfinden."

Oliver Bendixen

Ein Mann aus Amberg meldet sich dazu mit eigenen Erfahrungen. Er hatte vor zwei Tagen die Polizei gerufen, weil Jugendliche im Grünstreifen vor seinem Fenster nächtliche Gelage veranstalteten. Gestern dann klingelte es bei ihm. Vor der Tür: Fünf finster aussehende Gestalten mit Kapuzenpullis. Verirrte Angehörige des schwarzen Blocks? Zivilpolizisten. Wegen der Urlaubssperre in ganz Bayern, erläutert einer von ihnen sehr freundlich, hätten sie gerade ein bisschen mehr Zeit, der Ruhestörung auf den Grund zu gehen.

In Garmisch ist morgen große Demo. Bleibt's fei friedlich. Alle.


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