"Unterm Gipfel" Verlängerung am Hauptbahnhof
Eigentlich war der Freitag längst durch, die Feierabendbiere im Glas, die Abendsonne hinterm Wankmassiv verschwunden. Dann verdunkelt sie sich ein zweites Mal. Der Bahnhofsplatz füllt sich mit Mannschaftswagen der Polizei, drei, acht, ein gutes Dutzend, die sich wie ein Sicherheitskordon dicht an dicht vor die beiden Bars am Platz schieben. Immer mehr Polizisten in schwarzer Montur bevölkern den gerade noch leeren Platz. Eine Kollegin meldet sich: Mehrere hundert Bewohner des Protestcamps sind Fahnen und Parolen schwingend ins Zentrum unterwegs.
An den Tischen wollen jetzt alle auf einmal zahlen. Eine junge Frau kommt aus dem Lokal, wirkt beunruhigt - ihr, sagt sie, gehöre der Laden. Vor der Tür stehen jetzt Beamte mit gelben Westen, auf denen "Kommunikationsteam" steht. Die Beamten sind tiefenentspannt oder verdammt gute Schauspieler. Was denn da los sei, will die Wirtin wissen. Eine spontane Demonstration, sagt ein älterer Polizist.
Genehmigt? Nicht genehmigt. Spontan, daher nicht genehmigungspflichtig. Stimmt wohl; müsste man mal im Detail recherchieren. Andere fragen, auf welchem Weg sie jetzt am Besten heimkämen. Die Beamten antworten - schwäbisch und sächsisch, aber immer freundlich - dass sie das so genau auch nicht wüssten. Im Protestzug erklärt eine Frau, dass es ihr um Solidarität mit den Kurden gehe. Die BR-Kollegen haben auch gezahlt und verschwinden telefonierend, fotografierend und twitternd in der Menge. Der Freitag dauert doch noch ein bisschen.