Nürnberger Zeppelintribüne Nazi-Bau als 3D-Modell

Die Nürnberger Zeppelintribüne und die Kongresshalle gibt es nun im Miniaturformat. Die Bauwerke aus der NS-Zeit wurden dafür mit modernster Technik vermessen. Die Sanierung des NS-Bauwerks verspricht aufwendig zu werden.

Stand: 07.02.2014 | Archiv

Sanierung der Zeppelintribüne: Der Bund soll mitzahlen

Bei der Präsentation des 3D-Modells forderte Bayerns Finanzminister Markus Söder (CSU) den Bund auf, sich an den Sanierungskosten zu beteiligen. Mindestens 50 Prozent solle der Bund zum Erhalt dieses "nationalen Erbes" beisteuern, so Söder weiter. Die Beteiligung des Freistaats werde im zweistelligen Prozentbereich liegen, kündigte der Minister an. Für den Rest müsse die Stadt Nürnberg aufkommen. Die Verhandlungen mit dem Bund wollen der CSU-regierte Freistaat und die Stadt Nürnberg mit einem SPD-Oberbürgermeister trotz vieler Differenzen gemeinsam führen.

"Das Gelände in Nürnberg ist ein historisches Erbe für alle Demokraten."

Markus Söder (CSU), bayerischer Finanzminister

Kulturreferentin Julia Lehner und Minister Markus Söder bei der Präsentation des 3D-Modells

Die Sanierung der Zeppelintribüne schlägt einer groben Kostenschätzung zufolge mit etwa 60 bis 70 Millionen Euro zu Buche. Für die Arbeiten sind bis zu vier Jahre nötig. Als eine der ersten Maßnahmen wurden die 366 Meter lange Zeppelintribüne und die ehemalige NS-Kongresshalle mit Satellitentechnik millimetergenau vermessen. Die neuen Daten seien 200-Mal genauer als die bislang vorliegenden, sagte Söder bei einem Ortstermin. Damit könnte etwa eine eventuelle Einsturzgefahr des Gebäudes erkannt werden. Mit 150.000 Tonnen ist die Tribüne drei Mal so schwer wie die Titanic.

Verein ist für breiten Konsens

Nürnberger Zeppelintribüne

Im Umgang mit der Nazi-Erblast müsse ein breiter Konsens gesucht werden, forderten Architekten, Stadtplaner und Künstler. Sie haben sich im November 2013 im Verein "Baulust" zusammengeschlossenen. Dessen Sprecher Alexander Hentschel warnte, dass die Debatte noch vor der "Generalinstandsetzung" der Zeppelintribüne durch die Stadt unverrückbare Fakten schaffe. 80 Prozent der Natursteinblöcke an den Stufen der Zeppelintribüne sind kaputt. Zäune schützen Passanten vor herabfallenden Steinbrocken. Einzelne Bereiche der Tribüne sind derzeit aus Sicherheitsgründen gesperrt.

Diskussion um Zeppelintribüne

Nach Hentschels Einschätzung sollte gerade im Umgang mit der Zeppelintribüne und ihrer charakteristischen Führerkanzel alle denkbaren Varianten geprüft werden - von einem Komplettabriss bis zur Rekonstruktion. Am Ende werde es wohl aber eher auf "eine Lösung dazwischen" hinauslaufen, so der Bauingenieur.

Erhalt oder kontrollierter Verfall

Die gemäßigteren Vorschläge des Baulust-Vereins reichen dabei vom Erhalt der Zeppelintribüne samt Überdachung bis zu einem kontrollierten Verfall des Gebäudes und einem Teilabbruch mit Erhalt des Goldenen Saals im Inneren. Bislang habe sich die Arbeitsgruppe selbst für keine Variante entschieden, betonte Hentschel. "Es gibt für jeden Vorschlag gute Gründe dafür und dagegen", sagte Hentschel. Bei einer Tagung will der Verein den Umgang mit der Nazi-Hinterlassenschaft mit Pädagogen, Künstlern, Philosophen und Psychologen diskutieren.

Bedeutung für die Aufarbeitung der Vergangenheit

Professor Josef Reindl von der Technischen Hochschule Nürnberg warnte im vergangenen Herbst davor, die Bedeutung der früheren Nazi-Propaganda-Architektur im Süden der früheren "Führerstadt" für die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit zu überschätzen. Man müsse sich fragen, "ob das wirklich Erinnerungskultur ist, wenn wir die Steine von Hitler wieder aufrichten", sagte der Architekt. Den wichtigsten Beitrag zur Erinnerungskultur leiste das in der früheren NS-Kongresshalle untergebrachte Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände.

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Alter Demokrat, Samstag, 08.Februar 2014, 17:22 Uhr

1. Nazi-Bau

Wie viele Millionen wird nun dieser Mist kosten? Weg mit diesen Bauten des Terrors. Hofft man, dass man eines Tages, dieses Bauwerk wieder gebraucht und nutzen kann? Man könnte es fast glauben. Bilder und ein Modell würden voll und ganz reichen. Aber nein es muss im neuen Glanze erstrahlen.