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Jean Paul Jubiläumsjahr Oberfranken feiert 2013 seinen Dichter

Den 250. Geburtstag des fränkischen Dichters Jean Paul feiert Oberfranken im Jahr 2013 mit vielen Veranstaltungen: Ausstellungen, Lesungen sowie Schüler- und Komponisten-Wettbewerbe sind dem Schriftsteller gewidmet.

Stand: 22.01.2013 | Archiv

Der Dichter und Philosoph Jean Paul in einer zeitgenössischen Darstellung | Bild: picture-alliance/dpa

Jean Paul verfasste Romane, Erzählungen und theoretische Schriften, die sich mit Politik sowiet der "Vorschule der Ästhetik" befassten. Er war Zeitgenosse Goethes und Schillers, war aber weder ein Klassizist noch ein Romantiker. Vielmehr nimmt der Philosoph und Dichter eine Sonderstellung in der deutschen Literaturgeschichte ein. Dabei teilt er seine Leserschaft in begeisterte Fans und Menschen, die mit dem eigenen Stil des Oberfranken wenig bis nichts anfangen können. Seine Aphorismen und Sprüche sind allerdings zeitlos und noch immer aktuell.

Sinniges von Jean Paul

Die Armut und die Hoffnung sind Mutter und Tochter. Indem man sich mit der Tochter unterhält, vergisst man die andere.

Erinnerung ist das einzige Paradies, woraus wir nicht vertrieben werden können.

Der Hauptfehler des Menschen bleibt, dass er so viele kleine hat.

Es ist Zeit, zur Ruhe zu gehen.

Bücher sind nur dickere Briefe an Freunde.

Niemand hat weniger Ehrgefühl als eine Regierung.

Vielleicht gibt es schönere Zeiten, aber diese ist unsere.

Die Blumen schlafen, aber nicht das Gras.

Bücher sind die stehende Armee der Freiheit.

Man kommt leichter zu jedem anderen als zu sich selbst.

Nichts ist fataler, als wenn gerade die letzte Flasche altes Bier schlecht wird.

2013 - das Jubiläumsjahr

Ganz Oberfranken feiert das Jubiläum. Jean Pauls Heimatstadt Wunsiedel begeht am 21. März 2013 nachts zur tatsächlichen Geburtsstunde das Jubiläum: Um 1.30 Uhr wird das Zimmer Jean Pauls in seinem Geburtshaus eröffnet. In Bayreuth ist ein Festakt geplant, bei dem auch ein Siegerbeitrag eines eigens ausgeschriebenen Komponistenwettbewerbs uraufgeführt wird. Der Verein Jean Paul 2013 hat unter anderem zu einer Litfasssäulen-Ausstellung aufgerufen: Dabei sollen über 30 Orte in acht Bundesländern, in Deutschland, Tschechien und der Schweiz das Leben und Wirken des Dichters würdigen.

Schüler auf Jean Pauls Spuren

Die spartenübergreifende Aktualität Jean Pauls soll ein Kompositionswettbwerb unter dem Titel "Wär' ich ein Ton. Jean Paul 2013" unter Beweis stellen. Und der Schülerwettbewerb "Jean Pauls Taschendruckerei" hat Schülerinnen und Schüler zum Schreiben aufgefordert. Die Jugendlichen sollen sich Geschichten zu schon existierenden Titeln wie "Dr. Katzenbergers Badereise" oder "Der Maschinenmann" von Jean Paul ausdenken.

Jean Paul kennenlernen

Eine Möglichkeit, dem Schriftsteller etappenweise näher zu kommen, ist der "Jean-Paul-Wanderweg", der quer durch Oberfranken und an den wichtigsten Stationen des Dichterlebens vorbeiführt. So geht es von seinem Geburtsort Wunsiedel über Schwarzenbach an der Saale, nach Joditz und Hof, wo Jean Paul seine Jugend verbrachte. Mit Bad Berneck verbanden ihn die geliebten "Pfeffernüsse" und in Bayreuth verbrachte er seine späten Jahre. Dort liegt er auf dem Friedhof auch begraben. Rund 200 Kilometer lang ist der Wanderweg und führt durch unterschiedliche Landschaften und Orte, wie das Fichtelgebirge oder das Bayreuther Land.

Daten zu Jean Paul

Die Rollwenzelei

1763: Am 21. März wird Jean Paul Friedrich Richter, der sich später Jean Paul nennen wird, im oberfränkischen Wunsiedel geboren. Er wächst als Sohn eines Organisten und Pastors in Joditz und Schwarzenbach in ärmlichen Verhältnissen auf.
1781: Im Mai schreibt er sich an der Universität Leipzig für Theologie ein. Gleichzeitig arbeitet er an Satiren, die 1783 gedruckt werden.
1784: Paul ist verschuldet und muss vor seinen Gläubigern fliehen und kehrt zu seiner Mutter nach Hof zurück, sozusagen als "gescheiterte Existenz". Es herrscht Armut in der Familie.
1787: Er bekommt eine Stelle als Privatlehrer, die finanzielle Lage bessert sich.
1789: Jean Pauls Bruder Heinrich begeht Selbstmord.
1793: Erste literarische Erfolge, etwa mit "Die unsichtbare Loge". Zum ersten Mal verwendet er Jean Paul als Namen, in Anlehnung an Jean-Jacques Rousseau.
1795: Der Roman "Hesperus oder 45 Hundposttage" macht Paul schlagartig berühmt.
1796: Jean Paul besucht Weimar, das kulturelle Zentrum der Zeit. Er schreibt "Siebenkäs", "Das Leben des Quibtus Fixlein" und "Der Jubelsenior".
1798: Jean Paul zieht nach Weimar.
1800: Reise nach Berlin: Paul ist auf dem Höhepunkt seines literarischen Ruhms. Er lernt die Schlegel-Brüder kennen, Johann Gottlieb Fichte und Johann Ludwig Tieck.
1801: Nach vielen Liebes-Verwicklungen heiratet er schließlich Karoline Meyer. Seine nächsten Romane "Titan" und "Flegeljahre" werden eher Misserfolge.
1804: Paul siedelt von Meiningen und Coburg nach Bayreuth. Am liebsten schreibt er nun in der Wirtschaft Rollwenzelei nahe der Eremitage in Bayreuth.
1817: Seine politischen Stellungnahmen stoßen bei den patriotischen Burschenschaften auf Begeisterung. Sie ernennen ihn zum "Lieblingsdichter der Deutschen".
1820: Jean Paul wird Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
1823: Der Schriftsteller erkrankt an Grauem Star und erblindet allmählich.
1825: Jean Paul stirbt am 14. November und wird auf dem Stadtfriedhof in Bayreuth beerdigt.


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