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Populismus in Österreich Was die FPÖ erfolgreich macht

In Zeiten von Verunsicherung und Veränderung fallen populistische Parolen auf fruchtbaren Boden. So auch bei der FPÖ, die sich als gerne als "Partei des kleinen Mannes" präsentiert.

Von: Ralf Borchard

Stand: 21.09.2016 |Bildnachweis

Austrian far right Freedom Party (FPOe) party leader Heinz-Christian Strache (L) and Freedom Party's presidential candidate Norbert Hofer | Bild: Reuters/Leonhard Foeger

Sprechchöre für Präsidentschaftskandidat Nobert Hofer in einem Bierzelt in Wels. Die Stadt in Oberösterreich ist eine FPÖ-Hochburg. Entsprechend ist der Auftritt von Norbert Hofer und Parteichef Heinz-Christian Strache ein Heimspiel:

"Wir haben ja schon längst die Obergrenze von 37.500 bei weitem überschritten. Wir sind in Wahrheit bei 170.000 in diesem Jahr. Verkauft man die Menschen für blöd? Wir haben schon längst den Notstand seit dem letzten Jahr, und diese Regierung ist nicht bereit, endlich die Konsequenzen daraus zu ziehen."

FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache

Strache ist der aggressivere Redner, Hofer der zurückhaltendere. Doch die Kernaussagen bleiben die gleichen: es gibt zu viele Flüchtlinge, und: die Dominanz der Regierungsparteien muss ein Ende haben.

"Ich sage jenen, die mich jetzt bekämpfen: je mehr ihr mich bekämpft, umso stärker werde ich."

Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer

Die 5.000 Zuhörer in Wels sind begeistert: "Der Hofer ist sympathisch. Ich bin seit Jahren FPÖ-Wähler und ich hoffe, dass es so weiter geht - dass die Blauen, FPÖ, auf dem Siegeszug ist." "Die Asylpolitik: Schauen Sie mal in die Stadt Linz und fahren Sie mal mit der Straßenbahn. Das ist man nicht mehr sicher, und schon gar nicht als Frau." "Ja, wir müssen einfach mal wieder nationaler werden." "Weil der Hofer einfach für den kleinen Mann da ist, deswegen ist der Hofer einfach der bessere, weil er menschlich ist."

"Das ist einfach eine Trotzreaktion"

Szenenwechsel nach Kärnten, an den Millstätter See. In Kärnten hatte einst Jörg Haider seine Machtbasis. Eigentlich habe sie nichts gegen Flüchtlinge, sagt diese Frau in Millstatt, aber: "Wir Österreicher haben weniger Rechte als die Asylanten. So schaut's aus. Die Asylanten werden dreimal am Tag bewirtet, sie haben Frühstück, Mittagessen und Abendessen, bekommen Taschengeld, haben warmes Wasser und ein Dach über dem Kopf. Das hat oft eine österreichische Familie nicht."

FPÖ-Bundespräsidenten-Kandidat Norbert Hofer

Was ist los in Österreich? Das Land ist nach wie vor eines der reichsten Länder Europas, doch fast 50 Prozent haben in der ersten Präsidenten-Stichwahl den Kandidaten der FPÖ gewählt. Sind die alle rechtsextrem? Nein, keineswegs, sagt der Bürgermeister von Millstatt, Johann Schuster, selbst von der SPÖ, also Sozialdemokrat:

"Das kann man nicht von 50 Prozent der Bevölkerung behaupten, das geht nicht. Es ist ein Verdruss der Menschen an den herrschenden politischen Systemen, an den Zentrumsparteien, sagen wir so - und das ist einfach eine Trotzreaktion."

Bürgermeister von Millstatt, Johann Schuster (SPÖ)

Dabei gibt es in Millstatt selbst so gut wie keine Flüchtlinge. Die Stärke der FPÖ resultiert auch aus der Schwäche der beiden Regierungsparteien, die nicht den Mut haben, mit eigenen Positionen dagegen zu halten, sagt der Politikwissenschaftler Thomas Hofer.

"Man imitiert das Thema Nummer eins der Freiheitlichen, das Thema Migration, Zuzug, Asylanten, und versucht ihnen damit das Wasser abzugraben. Der Effekt ist nur der genau gegenteilige. Indem man nämlich dieses Thema aufnimmt, macht man natürlich die FPÖ stärker. Denn in diesem Politikbereich ist die FPÖ nicht zu überholen, das ist sie der Schmied und die anderen sind nur der Schmiedl."

Thomas Hofer, Politikwissenschaftler







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Ein ÖSI, Freitag, 23.September 2016, 10:28 Uhr

11. "Was die FPÖ erfolgreich macht "

Was die FPÖ erfolgreich macht

ist die Ignoranz die Unfähigkeit und die Inkompetenz der anderen Parteien

Sonst nichts.

Der einzige Lichtblick von den Anderen scheint Herr Kurz zu sein.
Aber den werden sie schon "KLEIN" kriegen

  • Antwort von scheißegal, Freitag, 23.September, 11:49 Uhr anzeigen

  • Antwort von Ein ÖSI, Freitag, 23.September, 18:46 Uhr anzeigen

Rumplhanni, Donnerstag, 22.September 2016, 16:53 Uhr

10. ÖVP und FPÖ klingen momentan oft „unisono“ - für mich nüchterne Realität

logische, politische Schlussfolgerungen, auf die wohl keiner ein Erstrecht erhebt

Das erste Ö-Islamgesetz !!!1912 !!!- als „Zustimmung beider Häuser des Reichsrates, als Status einer gesetzlich anerkannten Religionsgemeinschaft“, nötige Erneuerung 2014 durch ÖVP Kurz aufgrund nicht mehr zu verschweigender, größer werdender Probleme unter größter Kritik. Die Fortsetzung gewisser„Werte“ wurde laut kritisiert, was nichts mit Antisemitismus zu tun hat, ÖVP sicher politisch geschadet hat. In Ö ist einiges an Vielfalt-Buntem, durch Toleranz Eingefordertes, tol(l)erant zugeschaut lange nicht mehr zu verschweigen

Tauber sieht aktuell in CDU „Sammlungsbewegung“ für Menschen unterschiedlicher Herkunft/verschiedenen Glaubens. Richtig, aber sicher zu sehr auf den Islam bezogen. Es gibt viele Herkünfte und Glauben, die scheinbar nicht so leicht zu überzeugen sind. Ein Blick in die Welt zeigt es. CSU sieht wenigstens nach Ö/FR. FPÖ Straches Aussagen sollten für DE politisch!!! kein Tabu sein!

scheißegal, Donnerstag, 22.September 2016, 12:55 Uhr

9. Was die FPÖ erfolgreich macht

Ich lebe als dt. seit über 7 Jahren bei den Ösis.Nein, die Ösis sind durchaus nicht zu blöde beim Wahlzettel nur ein Kreuz zu machen. Gemäß ö. Bundesverfassungsgesetz gilt in Österreich die immerwährende Neutralität. Hofer hockt eh schon im Nationalratspräsidialamt welches momentan die Geschäftsaufgaben des Prasidentenamtes interim ausübt. Regel NR.1 in Österreich: Immer eine Hintertür offenhalten!.2015 gab es eine erfolgreiche eine Inititative zum EU Austritt, so dass sich der Nationalrat seit Feb.'16 gesetzlich bindend zur weiteren Verfolgung befassen muss. Die FPÖ ist im Parteiprogramm für einen EU Ausstieg. Gem. BVG hält der Bundespräsident eine Volksabstimmung ab, wenn es um Belange der gesamten Republik geht. Mal angenommen die Ösis warten ab wer neuer Ami-Präsi wird. Könnte sein dass die EU in einen Konflikt hineingezogen wird., den die Ösis nicht wollen. Es spricht für sich wenn knappe 50 % aller Ösis einen Typen wählten, der Pateimassig aus der EU raus will.

Thomas, Donnerstag, 22.September 2016, 11:19 Uhr

8. Mögliche Szenarien nach einem FPÖ Wahlsieg.

Mal angenommen Herr Hofer gewinnt die Wahl am 04. Dezember und wird Bundespräsident. Mal weiter angenommen es kommt wegen der Flüchtlingskrise in Österreich zu vorgezogenen Nationalratswahlen im März 2017 (nächster regulärer Wahltermin wäre im September 2018) und die FPÖ gewinnt auch diese und stellt die Regierung. Wenn Österreich bis dahin nicht schon seine Grenzen, vor allem auch die am Brenner, geschlossen hat, dann wird eine FPÖ Regierung dies sicherlich tun, den Schengen funktioniert de facto ja schon nicht mehr. Die Folge wäre dass die Flüchtlinge die in Italien an Land gebracht werden und nach Nordeuropa wollen in Norditalien festsitzen würden. Die Schweiz lässt keine rein die durchreisen wollen, Slowenien lässt auch keine mehr rein, Frankreich wird wohl auch auf kurz oder lang keinen mehr rein lassen und mit Österreich als direktem Transitland nach Norden wären alle Grenzen dicht.

Der sich in Italien aufstauende Flüchtlingsstrom würde dort auch einen Rechtsruck bewirken.

Erich, Mittwoch, 21.September 2016, 21:45 Uhr

7. Warum die FPÖ so erfolgreich ist?

Weil sie die Wahrheit spricht! Schade das man hier keine Filme einstellen kann.

  • Antwort von Thomas, Donnerstag, 22.September, 11:11 Uhr anzeigen