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Islamwissenschaftler zu Würzburg-Attentat Generalverdacht kaum zu verhindern

Nach dem wohl islamistisch motivierten Attentat von Würzburg: Lässt sich verhindern, dass unbegleitete minderjährige Flüchtlinge unter Generalverdacht gestellt werden? Wohl kaum, sagt der Islamwissenschaftler Guido Steinberg.

Von: Joseph Röhmel

Stand: 20.07.2016

Ein junger Migrant mit einem Rucksack steht auf einem S-Bahn-Gleis und ein Zug fährt gerade durch. | Bild: picture-alliance/dpa/Wolfram Steinberg

Im B5 Thema des Tages sagte Steinberg: "Viele Leute werden sich in den letzten Tagen vorgestellt haben, wenn dieser junge Mann seine Gastfamilie angegriffen hätte." Der Islamwissenschaftler glaubt kaum, dass es sich beim Attentäter von Würzburg um einen Einzelfall handelt. 

"Wir haben Leute aufgenommen aus den drei fürchterlichsten Bürgerkriegsstaaten der Welt – Irak, Syrien und Afghanistan. Es ist deshalb zu vermuten, dass es noch andere potentielle Täter gibt, die ganz ähnlich gestrickt sein könnten."

Guido Steinberg

Angesichts dieser Tatsache geht Steinberg davon aus, dass der Kontakt zwischen Gastfamilien, zwischen den Helfern und den Jugendlichen in den nächsten Monaten etwas schwieriger werden wird. Zuvor hatten der Bundesverfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen und der "Bundesfachverband Unbegleitete Minderjährige Flüchtlinge" vor einem Generalverdacht gewarnt. Allerdings wohl eher ein Wunschdenken, glaubt man den Worten Steinbergs, der auch Verfassungsschutz und Polizei in Schutz nimmt. Ein Versäumnis der Sicherheitsbehörden im Fall des Attentäters von Würzburg sehe er nicht.

"Letzten Endes ist es doch deutlich, wenn man es mit einem Einzeltäter zu tun hat, die Sicherheitsbehörden fast keine Möglichkeit haben, Radikalisierungsprozesse rechtzeitig zu bemerken."

Guido Steinberg  

Warnen mit Broschüre

Die Sicherheitsbehörden versuchen jedenfalls, Radikalsierungsprozesse rechtzeitig zu erkennen. Der Bayerische Verfassungsschutz trifft schon länger Informations- und Präventionsmaßnahmen. So gibt es unter anderem Schulungen für Flüchtlingshelfer. Insgesamt sei im ersten Halbjahr 2016 eine mittlere zweistellige Zahl derartiger Veranstaltungen durchgeführt worden, teilt das Amt auf Anfrage von BR24 mit.

Auch verteilt der Verfassungsschutz eine Broschüre an Helfer und Ämter. Mitarbeiter von Flüchtlingsunterkünften können sich auf diese Weise über das Thema Islamismus umfassend informieren. Die Broschüre werde sehr gut angenommen, die erste Auflage bereits vergriffen, so der Verfassungsschutz.

Auch ist dem Bayerischen Rundfunk bekannt, dass Mitarbeiter eines zivilen Trägers, der sich im Auftrag der Staatsregierung um radikalisierte Menschen kümmert, Schulungen in Flüchtlingsheimen anbieten. Allerdings dürfte es aufgrund der Flüchtlingswelle kaum möglich sein, sich um alle Fachkräfte zu kümmern. Eine hundertprozentige Sicherheit vor Anschlägen gibt es ohnehin wohl kaum.

Zweifel an Turboradikalisierung

Verfassungsschutz und Polizei fürchten nichts mehr als den "einsamen Wolf", der sich unbemerkt radikalisiert. So soll es auch bei dem Würzburger Attentäter gewesen sein. Politiker und Experten sprechen nach den aktuellen Ereignissen gern von der sogenannten Turboradikalisierung. Innerhalb weniger Tage soll sich der junge Mann zum Islamisten gewandelt haben. Allerdings gibt es Zweifel, ob es eine derartige "Blitz-Radikalisierung" gibt.

Zu diesen Zweiflern gehört Ahmad Mansour, Psychologe und Mitarbeiter von Deradikalisierungs-Programmen. "Ich glaube, wir haben ein Problem tiefer zu schauen, wie solche Phänomene entstehen", sagt Mansour im Bayern-2-Magazin Dossier Politik.

"Radikalisierung ist ein Prozess. Teilweise ist dieser Prozess sichtbar und teilweise ist dieser Prozess unsichtbar. Wir sollten darüber reden, wie diese Ideologie entsteht. Und diese Ideologie entsteht nicht in dem Moment, wenn man sich dem IS anschließt oder wenn man auf Menschen schießt und Terroranschläge macht."

Ahmad Mansour

Ideologisch vorgeprägter Islamist

Der Täter von Würzburg wurde als unbeschriebenes Blatt bezeichnet. Er habe sich bisher weder aggressiv noch reizbar, sondern im Gegenteil sehr unauffällig verhalten. Allerdings hat er wohl auch falsche Angaben gemacht. Deutsche Ermittler bezweifeln, dass der Täter von Würzburg wirklich aus Afghanistan stammte. Laut einem Bericht des ZDF hat die Polizei im Zimmer des Jungen ein pakistanisches Dokument gefunden.

Auch das Bekennervideo des angeblich 17-Jährigen nährt Zweifel an der afghanischen Herkunft. Der vom IS angegebene Name des Mannes, Muhammad Riyadh, stimmt nicht mit dem Namen überein, mit dem er in Deutschland registriert wurde. Dementsprechend ist kaum etwas über den Mann bekannt. Möglicherweise wurde er ideologisch vorgeprägt. Laut dem Psychologen Mansour steckt die islamistische Ideologie schon tiefgreifend in vielen Menschen.

"Wir dürfen nicht die Erziehungsmethoden und die patriachialischen Strukturen in den Familien vergessen, die zum Beispiel kriminelle Zuneigung verstärken. Schauen Sie mal nach Würzburg, schauen Sie mal zum 11. September: Das waren keine Kriminellen. Das waren am 11. September Leute, die hier studiert haben, die alle Möglichkeiten in der Gesellschaft hatten. Trotzdem wurden Sie zu Attentätern."

Ahmad Mansour

Falsche politische Korrektheit?

Kürzlich hat die BR-Sendung Funkstreifzug über einen Fall aus Schwaben berichtet – von einem Vater, der seine beiden Töchter indoktriniert haben soll. Einmal verweigerte er in einer Schule sogar einer Lehrerin den Handschlag mit der Begründung, sein Gesetz sei der Koran, es ein ein Tabu, wenn er einer unreinen Frau die Hand gebe.

Inzwischen lebt eines der Mädchen in Nordrhein-Westfalen, soll einen Mann geheiratet haben, der dem dschihadistischen Milieu nahe steht. Die andere ist nach Syrien ausgereist, hat sich dort einer Terrormiliz angeschlossen. Derartige Fälle gibt es immer wieder. Mansour jedenfalls fordert, darüber zu sprechen und auch Antworten zu finden. Ein Schweigen aus Gründen der politischen Korrektheit fördere rechte Bewegungen.


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Bundeswehropa, Donnerstag, 21.Juli 2016, 18:42 Uhr

6. Der Fatalismus von euch Zivilisten ist manchmal schon erstaunlich!

Man kann viele effektive und effiziente Gegenmaßnahmen einleiten!
Junge Männer und absolut keine Dokumente oder Ausweispapiere dabei? Erstmal gesondert unterbringen, und Identitätsprüfung durchführen lassen!
Sprache, Dialekt usw weisen auf vieles hin! Man verhört diese Leute einfach solange, bis man von deren Geschichte überzeugt ist, oder auch nicht!
Und solange man nicht überzeugt ist, hält man diese Leute einfach weiterhin fest!

Islamisten, als verwirrte und gefährliche Menschen, steckt man einfach dorthin, wohin verwirrte und gefährliche Menschen nun mal hingehören: In die geschlossene Psychiatrie!
Vorteil: Für eine Einweisung in die geschlossene Psychiatrie muss gar keine konkrete Straftat vorliegen! Und dort kann man diese Leute einfach dauerhaft verwahren!

Sehr dauerhaft sogar!

Und vieles andere mehr!

Fazit: Mit vielen sehr einfachen Mitteln, koennen effektive und effiziente Gegenmaßnahmen eingeleitet werden!

Muss man nur wollen!

Stephania, Donnerstag, 21.Juli 2016, 13:09 Uhr

5. Generalverdacht

Ganz ehrlich ! Lieber alle unter Generalverdacht stellen als abgeknallt oder in die Luft gesprengt zu werden. Im eigenen Land.

thorie, Donnerstag, 21.Juli 2016, 10:37 Uhr

4. generalverdacht....blablabla

wo ist jetzt die "wir-schaffeb-das-mutter"?
stellungnahmen beschränken sich auf " ich fühle mit den opfern und hinterbliebenen"
sieht sooo ihr WIR aus. was hat sie bisher geleistet zum " wir schaffen das" ?
und jetzt ist man bemüht das als nicht zu verhindernde einzeltäter abzutun!
wenn man lange genug die statements kiest, kommt man zum schluss, das wir ja an der jämmerlichen, barmherzigkeitslosen, ..... situation der späteren straftäter selber schuld sind!!!
suuuper

Max Steiner, Donnerstag, 21.Juli 2016, 09:35 Uhr

3. Lässt sich nicht verhindern

Letztendlich muss man das loslösen von Religion und Ideologie. Was bringt einen 19 Jährigen deutschen Schüler dazu, elf Lehrer, eine Referendarin, eine Sekretärin, zwei Schüler und einen Polizisten und anschließend sich selbst zu töten? Das war in Erfurt, 2002. Auch hier keine Anzeichen vorher auf 16-fachen Mord.
Ganz zu schweigen von dem Amok-Läufen in den USA, die oft keinen islamistischen Hintergrund haben. Wo war die soziale Auffälligkeit der Mutter, die ihre 8 Säuglinge umgebracht hat? Oder, wie oben zutreffend genannt, die Attentäter von 9/11. Lebten und studierten in Hamburg-Harburg.

Ganz ehrlich: ich habe keine Lust, wieder in einem Blockwart-Staat zu leben, bei dem das Herumlaufen mit einem langen Mantel im Sommer zu einem massivem Polizei-Einsatz führt (wie eben in Brüssel geschehen).

Ein Restrisiko bleibt, damit müssen wir leben, und zwar so normal wie möglich (siehe die Ausführungen von Frau Stamm nach dem Attentat).

Gilt übrigens auch für den Straßenverkehr!

  • Antwort von thorie, Donnerstag, 21.Juli, 10:45 Uhr

    schön wie du die straftaten deutscher aufführst.....aber mal im ernst, haben wir dann auch noch ne erweiterung durch angelas-gäste gebraucht?

  • Antwort von thorie, Donnerstag, 21.Juli, 10:49 Uhr

    und nochwas....
    das restrisiko muss aber auc nicht (politisch gewünscht , geduldet und gefördert) vergrößert werden!!!!!!

Gretchen, Donnerstag, 21.Juli 2016, 00:36 Uhr

2. Mangelnde Selbstverantwortung

Aus Erfahrung mit Muslimischen Einwanderern habe ich die Befürchtung, dass ein großer Teil der im letzten Jahr zugewanderten in unserer Hesellschaft scheitern wird. Die Leute werden dafür nicht selber die Verantwortung übernehmen sondern ins die Schuld geben. Sie werden uns für Ihr Scheitern hassen und sich den Ungläubigen gegenüber zu jeder Gewalt gerechtfertigt fühlen.

Im Übrigen halte ich es für einen fatalen Fehler, das die Einwanderer, besonders diejenigen, die sich für Minderjährig erklären, mit dem Grenzübertritt eine Rundumbetreuung erhalten, die viele von ihnen dazu ermuntert, jegliche Eigenverantwortung abzulegen.